Die Stadt Singen gehört zu den Vorreitern beim Klimaschutz und wurde für ihr Mehrweg-Pfandsystem beim Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ ausgezeichnet. Neben einer Preisverleihung in Berlin, wo die Stadt am Donnerstag mit acht weiteren Kommunen für Klimaschutz-Projekte gewürdigt wurde, gibt es auch ein Preisgeld von 25.000 Euro.
Oberbürgermeister Bernd Häusler war mit Klimaschutzmanagerin Johanna Volz vor Ort und weiß laut einer Pressemitteilung der Stadt auch schon, wofür das Preisgeld investiert werden soll: „Wir wollen mitten in der Innenstadt einen Pfandautomaten für unsere Mehrwegbecher aufstellen. Das wird nicht nur das Müllaufkommen deutlich reduzieren, sondern erlaubt es jedem, sich an der Eisdiele oder der Kaffeebar aktiv und bequem für den Klimaschutz zu entscheiden.“
81 Bewerbungen insgesamt, 21 für diese Kategorie – und Singen gewinnt
Nach einem Jahr als Klimaschutzmanagerin hat Johanna Volz dazu beigetragen, dass Singen und sein Mehrweg-System in aller Munde sind. Wie sie am Tag nach der Preisverleihung am Telefon erklärt, sei sie immer wieder auf den Wettbewerb gestoßen, der seit 2009 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative ausgeschrieben wird. Dahinter stehen das Bundesumweltministerium und das Deutsche Institut für Urbanistik. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.
Im Frühjahr habe sie eine Bewerbung eingereicht – eine von 81 in vier unterschiedlichen Kategorien in diesem Jahr. Im Juli habe sie dann die freudige Nachricht bekommen, dass Singen zu den neun Preisträgern gehört: Für die Kategorie „Ressourcen- und Energiedifferenz“ gab es 21 Bewerbungen, Singen zählt zu den drei Gewinnern. Wenig später folgte ein Videodreh, dessen Ergebnis online zu sehen ist.
Kommunen können voneinander lernen
„Wir stehen alle vor den gleichen Herausforderungen“, sagt die Klimaschutzmanagerin, deshalb könne man gut von Beispielen anderer Kommunen lernen. Das sei auch eine Idee des Wettbewerbs. Bei der Preisverleihung habe man sich gut mit anderen Kommunen austauschen können. In der gleichen Kategorie wurde beispielsweise die Stadt Hennigsdorf in Brandenburg ausgezeichnet, die ein Fernwärmenetz weitergedacht hat.
Fernwärme hat auch in Singen Potenzial
Dieses Thema habe auch ein riesiges Potenzial in Singen, ist sich Johanna Volz sicher. Ein Wärmeplan sei bereits in Arbeit, wo Wärme-Quellen und Bedarfe ermittelt werden sollen. „Die Energie, die bislang einfach so verpufft, muss man nutzen“, findet sie. Dafür müssten die Firmen, bei deren Produktion Wärme entsteht, mitziehen. Dann könnte Wärme der Singener Industrie dafür sorgen, dass woanders die Ölheizung ausbleiben kann. In Hennigsdorf könne man so schon 65 Prozent dieser Wärme nutzen.
Pfandsystem lohne sich auch finanziell
Der Weg zur Klimaneutralität ist lang und vielseitig, Singen ist mit dem Mehrweg-Pfandsystem schon ein Stück weiter. Nachdem die Stadt Händlern verschiedene Modelle vorschlug, hätten diese sich eindeutig für Faircup entschieden. Einen Monat nach der Einführung berichtete Volz im Mai dem Gemeinderat, dass das System bereits gut angenommen würde: 18,5 Prozent der Kunden würden einen Mehrweg-Becher nutzen, besonders Berufstätige unter 50 Jahren. Neue Partner seien willkommen – und können laut Volz auch mit wirtschaftlichen Argumenten überzeugt werden. Denn ein Mehrweg-Becher sei tatsächlich günstiger als Einweg-Lösungen.
Neben dem Preis gebe es weitere gute Gründe für Mehrweg: Selbst biologisch abbaubares Einweg-Geschirr belaste die Umwelt, außerdem müssen Gastronomiebetriebe ab 2023 ein Mehrweg-Angebot bieten. Mit dem Pfandsystem soll es Singenern leicht gemacht werden, auf Mehrweg zu setzen und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das hat offenbar auch die Jury in Berlin überzeugt.