Singen – Das Blasorchester der Stadt Singen (BOS) hat immer wieder musikalische Überraschungen parat – beim diesjährigen Festkonzert unter dem Motto „Länder, Menschen, Abenteuer“ präsentierten sich unter der Leitung von David Krause gleich drei Orchester in der Stadthalle. Das neu gegründete Kinderblasorchester der Jugendmusikschule Singen (KiBo) stimmte die rund 600 Gäste schon im Foyer auf einen außergewöhnlichen Konzertabend ein. Das Publikum dankte mit anhaltendem Applaus.

Präsident Hartmut Rackow hat nicht zu viel versprochen: „Lassen Sie die Seele baumeln und sich auf das Weihnachtsfest einstimmen“, lautete sein Rat zur Begrüßung. Mit der farbenfrohen Konzert-Ouvertüre „Celebration and Song“ von Robert Sheldon eröffnete das Jugendblasorchester der Jugendmusikschule Singen schwungvoll den Abend. Mit dem mitreißenden Titel „Apollo 11“ ließen die jungen Musiker und Musikerinnen die Mondlandung aufleben, mit der Filmmusik „Drachenzähmen leicht gemacht“ ging es weiter ins Reich der Abenteuer zum Wikingerhäuptling Haudrauf und seinem Sohn Hicks.

Mit rhythmischem Klatschen von den Gästen schon begrüßt, bot das BOS bei seinem letzten Konzert in diesem Jahr mit der Auswahl der Stücke nochmals musikalischen Hochgenuss. Dazu glänzten einzelne Musiker und Musikerinnen in einem Solopart – so auch in dem beeindruckenden Werk „Fantasy Variationen“ eines bekannten Themas von Paganini, die in den 20 Variationen des Komponisten James Barnes vor Energie und Drama geradezu sprühten. Die Halle schien zu vibrieren, auf schroffe, tiefe Bassklänge folgten in schneller Folge sanfte und helle Flötentöne. Barnes nutzte die Variationen, um Soloinstrumente und Instrumentengruppen des modernen Blasorchesters zu präsentieren. Wer noch nie eine Kontrabassklarinette gehört hat, mag sich über die seltsam tiefen Töne gewundert haben. Wie Moderator Dietmar Weber erzählte, sei für den Transport des Instrumentenkoffers ein größeres Auto nötig gewesen.

Mit „Tintin – Prisoners of the Sun“ von Dirk Brossé entführte das BOS das Publikum in die Welt der Comicfiguren Tim und Struppi. Dieses Abenteuer führt sie in den Urwald Südamerikas, um den versteckten Sonnentempel zu finden.

Nach dieser Auswahl getragener und beschwingter Melodien folgte mit „UnBroken“ – zu Deutsch „Ungebrochen“ – von Randall D. Standridge ein beeindruckendes Werk, das die weit verbreitete Krankheit Depression thematisiert. Allen Betroffenen gewidmet, verarbeitet Standridge darin seine Kindheitserfahrungen und förderte die konstruktive Auseinandersetzung psychischer Erkrankungen. Wohl kaum jemand im Publikum konnte sich der gewaltigen Kraft dieses anspruchsvollen Werks entziehen. Das BOS bewies erneut sein hohes Potenzial und setzte meisterhaft das Auf und Ab der Emotionen kongenial in Klänge um.

Nicht weniger herausfordernd war „El Camino Real“ von Alfred Reed, der die Eindrücke auf dem Königsweg zwischen spanischen Missionsstationen in Kalifornien beschreibt. Im brillanten Wechsel von harmonischen Parts und Dissonanzen bewies das BOS mit diesem außergewöhnlichen Stück nochmals eine herausragende Leistung in allen Registern.