Ingeborg Meier

Ein Osterfeuer gehört mittlerweile für viele Menschen im Hegau genauso zum Osterfest wie der Schokoladenhase und das Eiersuchen. Auch wenn Osterfeuer im Hegau keine Tradition haben, haben sich in Bietingen, Binningen, Mühlhausen-Ehingen und Steißlingen die großen Feuer, die aus bis zu zehn Meter hohen kunstvoll geschichteten Scheiten lodern, zu einem festen Bestandteil des Osterbrauchtums entwickelt. Auch in diesem Jahr kann man sich in diesen vier Orten von den großen Feuern faszinieren lassen.

Die Osterfeuer sind ein besonderer Anblick, stets genießen viele Besucher das Schauspiel. Diese Veranstaltungen haben sich zu regelrechten Treffpunkten entwickelt, wo man mit Freunden und Bekannten zusammenkommt und es sich bei Grillwurst und Stockbrot gut gehen lässt. „Ostern kommen auch alle, die nicht mehr ständig in Steißlingen leben, wieder nach Hause. Dann sieht man sich beim Osterfeuer. Das finde ich schön“, sagt Maren Haltmeyer. Die junge Frau gehört zum Vorstand der Steißlinger Pfadfinderschaft Stamm St. Remigius. Die Pfadis organisieren dort seit mehr als 30 Jahren das beeindruckende Feuer auf einer Anhöhe am östlichen Ortsrand – dem Geißbühl, wo es weithin sichtbar ist. Und zwar am Ostermontag – die anderen Orten entzünden die Scheite am Ostersonntag.

In Binningen und Mühlhausen-Ehingen ist es die Feuerwehr, die sich am Ostersonntag statt als Brandbekämpfer als Brandstifter betätigt. In Mühlhausen-Ehingen gibt es ein Kinderosterfeuer, bevor eine gute Stunde später das große Feuer gezündet wird. Rund 30 Leute sind hier in Vorbereitungen und Abwicklung mit einbezogen. Kommandant Reiner Zeller sieht unter den Gästen auch stets viele Anwohner. „Dass die Nachbarn trotz Rauchgeruchs und Besucherandrangs mitziehen, finde ich ganz toll“, sagt er.

In Binningen gibt es zwei Brandscheite. Sie sind nicht wie die anderen pyramidenförmig oder in Wigwam-Manier geschichtet, sondern quaderförmig mit Seitenlängen von acht und zwölf Metern – Giganten aus Grünschnitt. „Unser Osterfeuer hat sich seit Jahren bestens etabliert“, sagt Nico Merkt von der Binninger Feuerwehr. Es gehöre für viele Familien in der ganzen Umgebung zum Osterprogramm.

In Bietingen entflammt der örtliche Musikverein das Feuer. Dass es hier schon zum 13. Mal ein attraktives großes Osterfeuer gibt, ist in weiten Teilen Richard Brachat mit zu verdanken. Der MV-Ehrenvorstand kümmert sich federführend um die Holzbeschaffung, wie Diana Zolg berichtet. Die Schriftführerin freut sich trotz aller Arbeit, die auf sie und ihre Musikerkollegen zukommt, schon wieder richtig auf den Osterfunken, wie das Osterfeuer hier heißt: „Das ist einfach ein Super-Event."

Wo es brennt

Osterfeuer gibt es am Ostersonntag in Bietingen und Binningen oberhalb des beziehungsweise am Sportplatz, in Mühlhausen am alten Sportplatz. Die Osterfeuer werden in der Dämmerung respektive bei Einbruch der Dunkelheit angezündet. Die Veranstaltungen beginnen aber bereits früher: In Bietingen um 17.30 Uhr, in den anderen Gemeinden um 18 Uhr. Für Essen und Trinken, Sitzgelegenheiten und Wetterschutz ist gesorgt. In Steißlingen brennt das Osterfeuer am Geißbühl erst am Ostermontag, und zwar ab 20 Uhr. Zuvor ist in der Remigius-Kirche um 19 Uhr ein Ostergottesdienst.