"Wir starten ein landesweit einmaliges Projekt, um die teilweise unerträglich langen Wegstrecken bis zur beruflichen Integration für Flüchtlinge deutlich zu verkürzen", sagt der Leiter der Agentur für Arbeit Singen, Klaus Schramm. Bei einem Workshop bei Singen Aktiv sind sich die Partner einig gewesen, dass der Schlüssel für eine gelungene Integration neben dem Erlernen der deutschen Sprache auch die Eingliederung in den Arbeitsprozess ist, erläutert Gerd Springe von Singen Aktiv. Als Partner für die Umsetzung hat sich die Agentur für Arbeit die Bildungsakademie der Handwerkskammer Konstanz, das Berufliche Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (bfz), die Volkshochschule, die Handwerkerrunde und Persona Plan mit ins Boot geholt. Umgesetzt wird das Projekt in den Räumen von Persona Plan.
Das Projekt ist auf drei Säulen aufgebaut und hat damit ein Alleinstellungsmerkmal, so Klaus Schramm, der das gesamte Projekt federführend leitet. Die Säulen umfassen Sprachkurse, Berufserprobung in der Bildungsakademie und in Unternehmen sowie die Begleitung durch professionelle Coaches. Im Vorfeld des Lehrgangs, der am Montag, 4. Juli, beginnt und zehn Monate dauert, habe er mit Partnern rund 60 Interviews mit Flüchtlingen gemacht, um herauszufinden, wer dafür geeignet ist. 15 Männer im Alter zwischen 25 und 50 Jahren, die aus Syrien, dem Irak, dem Iran oder Eritrea stammen, starten nach einer gerade laufenden zweiwöchigen Vorschaltmaßnahme den Lehrgang. Beim Besuch des Unterrichts erzählten einige, dass sie bereits als Tischler oder Automechaniker in ihrer Heimat gearbeitet haben. Ein Mann konnte sich auch vorstellen, in Deutschland als Maler zu arbeiten.
In der Bildungsakademie ist man für handwerkliche Kompetenzen in den Werkstätten sehr gut aufgestellt, da dort ja bereits Berufsorientierung auch für Flüchtlinge durchgeführt wird, so Karin Marxer, Leiterin der Bildungsakademie. Die Teilnehmer werden im Lehrgang vier Mal eine Woche in der geschützten Werkstatt arbeiten. "Hier geht es auch um soziale Kompetenzen."
Die Vermittlung der deutschen Sprache soll über die VHS laufen und berufsbezogene Sprachkenntnisse vermitteln. Auch der Singener Helferkreis ist überzeugt, dass die Stärke des Netzwerks einiges für die Integration der Flüchtlinge tun kann, so Bernhard Grunewald vom Helferkreis. "Wir sehen bei dem Pilotprojekt mittelfristig auch die Chance, neue Fachkräfte zu generieren", sagt Werner Gohl von der Handwerkerrunde. Die Teilnehmer werden in den vier Berufsfeldern Feinwerkmechanik, Metall, Elektrotechnik sowie Kfz- und Anlagentechnik geschult. Dank der Partnerschaft mit Singen Akiv stehen über deren 280 Mitgliedsunternehmen auch Erprobungsstellen zur Verfügung. Klaus Schramm denkt aber schon an weitere Projekte wie einen PC-Führerschein oder Berufsfelder im Gesundheitswesen, damit auch Flüchtlingsfrauen eine Chance zum Einstieg in den Beruf bekommen.
Das Pilotprojekt
Die Partner sind die Agentur für Arbeit Singen, Jobcenter, Singen Aktiv, Helferkreis Asyl, Volkshochschule, Bildungsakademie der Handwerkskammer Konstanz, Handwerkerrunde Singen und das Berufliche Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft. Personal Plan macht die Organisation. (sgr)