Längst zählt Matthias Holländer zu den renommierten Vertretern gegenständlicher Malerei aus dem deutschen Südwesten. Dabei sorgen seine Bilder – ebenso wie seine fotografischen Arbeiten – immer wieder für Irritation. Ein herausragendes Beispiel: das großformatige Gemälde mit dem heimatlichen Titel Hegau, das zuletzt im städtischen Museum Engen zu sehen war. Nun soll das Bild eine endgültige Heimat finden, kündigt Museumsleiter Christoph Bauer vom Singener Kunstmuseum an: Über die Hälfte des Kunstwerks sei bereits finanziert. Nun aber bittet er Museumsbesucher, Gönner und Freunde um Mithilfe. "Alle, die die langjährige, kontinuierliche Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit des Kunstmuseums Singen wertschätzen, können sich beteiligen", so Bauer. Gemeinsam mit dem Galeristenpaar Helena und Werner Vayhinger, so wie Siegmund und Waltraud Liebl-Kopitzki lädt er zur Benefiz-Aktion ein. "Das passt ins Museum und in die Stadt", erklärt Siegmund Kopitzki. Aus alter Liebe zu Singen unterstütze er die Aktion zum Erwerb des 60 000 Euro teuren Gemäldes.

Am Freitag, 18. November, kommt Schriftstellerin Alissa Walser, die selbst als Zeichnerin arbeitet, ins Kunstmuseum Singen, um ab 19 Uhr mit einer Lesung den Kunstkauf zu unterstützen. Sie wird neben neuen Texten, auch einen Text auf die künstlerische Arbeit des Malers mit dabei haben.

"Dieses ungewöhnliche Gemälde soll als repräsentatives Werk eines zeitgemäßen Realismus und als ein zentrales Bild im Oeuvre von Matthias Holländer in der Kunstregion verbleiben", betont Bauer. Für ihn ist das Bild ein Erlebnis für die Augen: "Es zeigt einen Landschaftsraum von ungewöhnlicher Weite und Tiefe." Im Vordergrund versperren Heuballen, die förmlich aus dem Bild zu rollen scheinen, den Zugang. Dahinter öffnet sich die Landschaft bis zum leuchtenden Blau des Himmels. "Und weil die Darstellung so überzeugend realistisch, so fotografisch genau ist, glauben wir diesem Bild, mit dem Holländer einen wahren Triumph der Landschaftsmalerei feiert", schmunzelt der Museumsleiter. Denn Holländer überrumpelt mit feinem Pinsel die Betrachter. Kann das tatsächlich Malerei sein, oder doch Fotografie? Der Blick stolpert: Auf dem Bild fehlen Dörfer und Städte ebenso wie Straßen oder Überlandleitungen. Wer genau hinschaut, erkennt, dass die Hegauvulkane sich am falschen Platz erheben. "Die Landschaft ist vom Menschen bearbeitet und doch scheint er seltsam abwesend zu sein, als genüge sich diese stille Landschaft selbst", macht Bauer dieses Kippen, den Umschlag im Sehen, für den Effekt verantwortlich. Der Betrachter wird verblüfft und verunsichert und das vermeintlich realistische Bild wird täuschend unwirklich. "Holländer fragt so, in welchem Verhältnis Realismus und Wahrhaftigkeit überhaupt zueinander stehen", beschreibt Bauer die Faszination und hofft, dass diese aufs Publikum übergreift, um die fehlenden Finanzmittel schnell zu erreichen.

 

Der Künstler

Matthias Holländer wird persönlich zwei Hegau-Editionen vorstellen. Bei Edition 1 handelt es sich um sieben Exemplare im Breitformat auf Dibondplatte. Edition 2 ist auf Papier gedruckt, so dass die 33 Exemplare klassisch gerahmt werden können. Der Erlös kommt dem Erwerb des Gemäldes zugute. (sk)

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