Antje Rehling

Es heißt, mit dem Abitur in der Tasche stünden einem alle Türen offen. Der SÜDKURIER wollte von Singenern wissen, wie es bei ihnen weitergeht. Vier von fünf Absolventen möchten laut "Spiegel"-Studie nach dem Abitur studieren. Manche gehen zunächst ins Ausland oder entscheiden sich für ein Freiwilliges soziales Jahr; die meisten landen aber früher oder später an einer Universität oder Fachhochschule. Neben den traditionelleren Studiengängen gibt es heute auch Studiengänge wie Aktuarwissenschaften, Chemiedidaktik oder Islamische Theologie im europäischen Kontext.

Für Rechnergestützte Wissenschaften hat sich Jan-Philipp Kirsch entschieden. Studieren wird er an der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) Zürich. Mit der Suche hat er bereits zu Beginn der 12. Klasse begonnen, wobei schnell klar war, dass er nach Zürich möchte: "In Zürich hat auch meine Tante studiert. Außerdem ist die ETH eine sehr renommierte Uni", erklärt der 19-Jährige. Eine Auszeit wollte sich der Abiturient nicht nehmen. "Der Bachelor-Studiengang hat eine Regelstudienzeit von fünf Jahren. Danach möchte ich noch meinen Doktor machen, das dauert dann drei weitere Jahre. Wenn ich noch ein Jahr warten würde wäre ich frühestens mit 28 fertig." Der Doktortitel sei im naturwissenschaftlichen Bereich nötig, da man sonst kaum Berufschancen habe.

Der Studiengang "Rechnergestützte Wissenschaften" vereint die Fächer Mathe, Physik und Informatik. Nebenfächer gibt es keine. Dafür ist in Zürich ein Fach aus dem geistes-, sozial-, oder staatswissenschaftlichen Bereich Pflicht. Diese Regelung befürwortet der Abiturient: "Durch das Pflichtfach bekommt man Allgemeinbildung und wird nicht zum Fachidioten." Der Bachelor-Studiengang decke ein breites Wissensspektrum ab. Der 19-Jährige könne beispielsweise im wirtschaftlichen oder industriellen Bereich arbeiten. Eine Spezialisierung erfolgt erst mit dem Master.

Ein Studium in der Schweiz bietet laut Jan-Philipp Kirsch mehr Sicherheit: "In Deutschland sind die Unis so überlaufen, dass es schwierig ist, zum Beispiel einen Laborplatz zu finden. Ein Studienplatz in der Schweiz hat eine ganz andere Qualität." Dafür gibt es in der Schweiz Studiengebühren, während man in Deutschland lediglich einen Semesterbeitrag bezahlt. Die Studiengebühren sind von Uni zu Uni unterschiedlich: "Die ETH verlangt 500 Franken pro Semester. Es gibt auch Unis, bei denen die Studenten mehr als 1000 Franken zahlen", erklärt der Abiturient. Selbst das Wohnen sei in Zürich bezahlbar: "Für ein kleines WG-Zimmer bezahlt man etwa 400 Franken im Monat. Das ist nicht teurer als in manchen deutschen Universitätsstädten."

Das Studium wird, anders als in Deutschland, bereits am 19. September beginnen. Bewerbungsschluss war im März, in Deutschland erst im Juli. Dafür bekam der Abiturient schon Anfang Juli seine Zulassung. Obwohl er in der Schweiz studiert, weiß er noch nicht, ob er auch in der Schweiz arbeiten möchte. Ein Professor habe ihm erklärt, das Lohnniveau von Spezialisten sei in der Schweiz nicht viel höher als in Deutschland. Dafür wird, wer in der Schweiz promoviert, vom Staat bezahlt.

Zur Person

Jan-Philipp Kirsch hat sich schon als Kind gerne mit Physik beschäftigt und wollte immer in die Forschung gehen. In der Schule waren Mathematik und Physik seine Lieblingsfächer. "Am wichtigsten", so der 19-Jährige, "ist, dass das Studium Spaß macht. Da muss jeder das richtige für sich finden." Sehr zielstrebig hat er sich für ein Studium an der renommierten ETH in Zürich entschieden.