"Was wir jetzt in Singen für den Klimaschutz tun müssen" – unter diesem Thema stand der zweite Klimagipfel. Klimaschutzmanager Markus Zipf hatte dazu als Referenten den Verkehrsexperten Heiner Monheim sowie den Chef der Wetterwarte Süd, Roland Roth, eingeladen.
Ganz viele neue Ideen präsentierte Heiner Monheim den rund 60 Zuhörern im Bürgersaal. Tags zuvor hatte er seine innovativen Ideen für neue Konzepte im öffentlichen Verkehr Mitarbeitern der Stadtplanung und Stadtwerke vorgestellt. Da machte Stadtwerke-Chef Markus Schwarz schon große Augen, als Monheim Zahlen nannte, nach denen die Stadt Euskirchen ihr Fahrgastaufkommen durch neue Konzepte von 150 000 auf fünf Millionen erhöht hat. Dieses Projekt funktioniere seit rund 20 Jahren dank des Einsatzes von viel mehr Minibussen und Haltestellen sowie einem Rufbussystem für die Teilorte am Rande. Auch nannte Monheim viele positive Beispiele von sehr gut funktionierendem öffentlichem Verkehr, auch im nahen Umfeld des Hegau, wie in Schaffhausen oder Frauenfeld. Allerdings gebe es in der Schweiz auch perfekt aufeinander abstimmte Taktpläne.
Heiner Monheim hatte jedoch auch lobende Worte für die Infrastruktur in Singen und war selbst einige Strecken mit dem Fahrrad gefahren. "Vieles ist wirklich vorbildlich und Singen hat wirklich eine Radstation mit Leihfahrrädern am Bahnhof verdient", so Monheim. Die große Kreuzung beim Rathaus sei jedoch völlig überdimensioniert. Wenn man die Fahrspuren von 3,5 Metern Breite auf 2,2 Meter reduzieren würde, gäbe es viel mehr Platz, beispielsweise für Bäume.
"Eine Verkehrswende ist zwingend, aber es braucht differenzierte Angebote mit mittleren und kleinen Fahrzeugen und Car-Sharing oder Ride-Sharing", sagte Monheim. Insgesamt nehme der öffentliche Verkehr inzwischen wieder zu. "Eine neue Mobilitätskultur ist möglich", machte er den Zuhörern Mut. Der Pedelec-Boom ändere Vieles, denn die Leute hätten durch einen größeren Radius wieder mehr Lust aufs Radfahren. Schließlich sei es ein Unding, dass täglich in Deutschland 160 Millionen leere Autositze durchs Land fahren und genauso viele Stellplätze den öffentlichen Raum blockieren. Dabei würden die Autos immer schwerer und immer durstiger. "Würden Sie 140 Pferde für den Transport von einer Person anschirren?", fragte er in die Runde.
Roland Roth stellte in seinem Vortrag imposante Zahlen zum Klimawandel dar. "Dieses Jahrzehnt wird das wärmste jemals gemessene seit Messbeginn im Jahre 1880", so Roth. Der Freiburger Raum habe inzwischen bald Temperaturen wie in der Toskana. Dennoch sei man nicht vor Spätfrösten sicher. Dass sich das Klima verändert hat, zeigt auch die Statistik über die wärmsten Jahre. Um die Folgen wenigstens etwas aufzuhalten, sei jedermann gefordert und der Ausbau der erneuerbaren Energien ist für Roth unausweichlich und richtig.
Klimaschutzmanager Markus Zipf wies noch auf die Aktion "Klimabotschafter" hin, die Möglichkeit der kostenlosen Energieberatung durch die Energieagentur sowie das Programm "Ecofit" für Betriebe. Als Klimabotschafter könne jeder Bürger seinen Beitrag leisten.
Personen und Statistik
- Die Personen: Heiner Monheim (Jahrgang 1946) ist Geograph, Stadtplaner, Verkehrsexperte und bezeichnet sich selbst als Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Praxis. Seit 1995 ist er Professor für Angewandte Geographie, Raumentwicklung und Landesplanung an der Universität Trier, seit September 2011 emeritiert. Roland Roth (1955) hat 1988 die erste private Wetterwarte mit heute 300 Mitarbeitern in Bad Schussenried gegründet.
- Die 30 wärmsten Jahre: 1. 2016, 2. 2015, 3. 2014, 4. 2010, 5. 2005, 6. 1998, 7. 2013, 8. 2003, 9. 2002, 10. 2006, 11. 2009, 12. 2007, 13. 2012, 14. 2011, 15. 2004, 16. 2001, 17. 1999, 18. 2008, 19. 1997, 20. 1995, 21. 1990, 22. 2000, 23. 1991, 24. 1994, 25. 1983, 26. 1988, 27. 1987, 28. 1996, 29. 1944, 30. 1993. (Quelle: Wetterwarte Süd)