„Wenn Marion Schmider gebraucht wird, ist sie da. Die Polizistin ist Handballerin, seit sie laufen kann. Jetzt sorgt sie als sportliche Leiterin Jugend im HSC Radolfzell dafür, dass 399 Kinder und Jugendliche Handball spielen können.“ Das ist ein Ausschnitt aus dem Bewerbungstext, den Georg Becker, Vorsitzender des HSC Radolfzell, für den SÜDKURIER-Vereinswettbewerb „Stiller Star“ eingesendet hat.
Für diesen Text gab es allerdings Kritik, erzählt der Vorsitzende. „Es fehlte der Zusatz: Aber sie macht immer alles mit einem Lächeln“, führt Becker aus. „Man kann sie für alles gewinnen, wo ein Ball im Spiel ist und Kinder profitieren können“, ergänzt Kerstin Bilidt, zuständig für die Pressearbeit beim HSC Radolfzell, über Marion Schmider.
Marion Schmider ist vom Handball besessen
Und was sagt Schmider selbst über sich? Sie ist Spielerin, Trainerin, Jugendleiterin, Polizistin, Ehefrau und Mutter von zwei Jungs, die übrigens auch Handball spielen. „Ich bin einfach Handball-besessen. Es ist der schönste Sport der Welt und es gibt für mich keine Alternative“, sagt die 38-Jährige. Auch der Mann sei inzwischen angesteckt worden. Früher war er dem Fußball zugeneigt, doch mittlerweile schaue er seinen Jungs zu, erklärt Schmider.

Aus diesem Grund ist der Handball mittlerweile fast ihr erstes Zuhause geworden. „Ich werde oft gefragt, ob wir nicht unser Haus verkaufen wollen“, berichtet die Ehrenamtliche. Sie könne sich auch nicht vorstellen, ohne den Verein zu leben. „Ich wüsste nicht, was ich mit der freien Zeit machen sollte“, erzählt sie. Mit so viel Engagement landete sie auf dem dritten Platz beim Vereinswettbewerb.
Sie setzt immer noch einen drauf
Seit zwei Jahren ist die Spielerin jetzt Jugendleiterin. „Der Posten war vakant und dann wurde ich halt gefragt“, erzählt Schmider. Für den Vorsitzenden Georg Becker sei es aber logisch gewesen, dass Schmider den Posten in Radolfzell übernehmen werde. „Ihr früherer Jugendtrainer beim TSC Blumberg, Gerhard Scherer, hat in Blumberg alles aufgebaut und deswegen war klar, dass Marion Schmider dies in Radolfzell fortführen wird“, so Becker schmunzelnd.
Obwohl der Posten als Jugendleiterin für Schmider scheinbar eine Bestimmung war, gebe es auch Momente, in denen es mal nicht so gut laufe. Zum Beispiel sei die Trainersuche für die Jugendmannschaften nicht immer leicht, berichtet die Jugendleiterin. Aber ihr Herz hänge am Handball und dann „schiebt man die Aufgaben halt noch mit auf den Teller drauf“, berichtet Schmider. Denn wenn sie etwas mache, dann nur mit 100 Prozent.
Dafür bekommt die 38-Jährige viel Lob. „Die Marion macht einen tollen Job“, sagt Georg Becker erfreut. Er ergänzt: „Man will sich nicht vorstellen, wie der Verein ohne Marion aussieht.“ Außerdem sei es Wahnsinn, was Schmider im Hintergrund für Arbeit leiste. Auch laut Kerstin Bilidt könne der Verein auf keinen Fall ohne die Polizistin leben.
Im Verein steht das Team im Vordergrund
Es gebe einen Satz, der für jedes Mitglied gelte. „Schau nicht, was der Verein für ich tun kann, sondern frage zuerst, was du für den Verein tun kannst“, sagt Georg Becker. Genau das versucht Marion Schmider vorzuleben, wie sie erklärt: „Meine Vision ist es, jedem etwas zu bieten.“ Für sie sei der HSC mehr als nur ein Handballverein, er sei eine ganz große Familie. Die Familie funktioniere aber eben nur mit Leuten wie Marion Schmider, auf die man sich verlassen könne, sagt Kerstin Bilidt. Sonst würde es auch einem selber keinen Spaß machen, seinen eigenen Beitrag zu leisten, ergänzt sie.
Aber diese Familienidylle wird irgendwann ein Verfallsdatum haben. „So einen Job, wie sie ihn jetzt macht, den kann man nicht Jahrzehnte lang machen“, sagt Becker. Das liege aber nicht daran, dass sie keine Lust mehr daran habe, sondern dass Kinder größer werden. Vielleicht wolle sie auch mal als Mutter auf der Tribüne dabei sein, erklärt er.
Noch ist aber kein Ende in Sicht. „Es macht noch genug Spaß“, berichtet Schmider. Vor allem den Trainerposten wolle sie noch eine ganze Zeit weiterführen. Die Jugendleiterin findet aber auch immer genug Arbeit, wie Martina Seleger, Torwartrainerin beim HSC, erklärt: „Sie macht immer wieder neue Projekte. Trotz den vielen Sachen, die schon da sind, setzt sie nochmal einen drauf.“

An schweren Tagen würden die Kinder einem genau das zurückgeben, was man in diesem Moment brauche, erklärt Marion Schmider ihre Motivation: „Es ist schon schön, wenn man in der Halle steht und sieht, wie die Kinder strahlen.“ Für sie sei es sehr wichtig, dass die Kinder weniger digitale Medien konsumieren und stattdessen lieber einem Mannschaftssport nachgehen. Vielleicht dann sogar bei ihr und dem HSC Radolfzell.