Wer die Sendung "Sag die Wahrheit" schon einmal im SWR-Fernsehen gesehen hat weiß, dass dort jede Menge skurrile Berufe und Ideen vorgetragen werden. Außerdem lügen die Kandidaten (bis auf den echten), dass sich die Balken biegen, um es den vier Ratefüchsen schwer zu machen, die Idee der richtigen Person zuzuordnen. Nun hat es der Radolfzeller Guido Flaig in das beliebte Sendeformat geschafft, das ab sofort nicht nur im dritten Programm ausgestrahlt wird, sondern seit kurzem auch in der ARD läuft.
Dabei sind die Scouts der Sendung nicht auf ihn aufmerksam geworden, sondern Guido Flaig hat sich selbst mit seinem "Schlenz" bei "Sag die Wahrheit" beworben, wie er verrät. Die Idee kam gut an und wurde weiter verfolgt. Einen Tag nach der Ausstrahlung der Sendung mit ihm (der SWR sendete den Beitrag am Montag zwischen 22 und 22.30 Uhr) erinnert sich Guido Flaig an den enormen Aufwand, den der Sender betrieben hat. Denn bevor er zu der Sendung kam, besuchte ihn jemand bereits Wochen zuvor, um zu eruieren, ob er denn überhaupt geeignet ist. Schließlich müssen die Kandidaten in der Sendung nicht nur praktisch inkognito ihre Idee präsentieren, sondern auch als Schwindler für eine Spielrunde andere fungieren. Guido Flaig kann offenbar gut schwindeln und erzählen, wie er auch in seiner Rolle als Joseph Victor von Scheffel bei den Scheffelführungen der Touristinfo beweist. Deshalb wurde er zur Aufzeichnung nach Baden-Baden eingeladen. Dort durfte er sogar einen Tag früher anreisen und im Hotel übernachten.

Deutlich kurioser als die Sendung selbst ist vermutlich das Objekt, das Guido Flaig ins Fernsehen gebracht hat. Weil sich vor etlichen Jahren ein Bekannter von ihm beim Einritzen von Bratwürsten schwer verletzte, ersann er später seinen "Schlenz", wie er den Bratwurst-Einschneider sinnigerweise genannt hat. Dabei handelt es sich um ein handliches Kunststoffobjekt, dass Grillwürste, beziehungsweise deren Haut auf ideale Weise einschneidet. Weil der "Schlenz" aus lebensmittelechtem Polycarbonat gefertigt ist, ist er längst nicht so scharf wie ein Messer und minimiert nicht zuletzt durch seine Formgebung das Verletzungsrisiko. Außerdem sind die Grillwürste durch die ideale Schnitttiefe gegen Aufplatzen oder Zerbrechen geschützt.
Das ist ein Schlenz
Der Begriff stammt aus dem südbadisch-alemannischen Sprachgebiet und bezeichnet eine Verletzung oder Beschädigung, die durch eine Unachtsamkeit oder ein Missgeschick entsteht. Einen "Schlenz" (Riss, Schnitt) hat man zum Beispiel bekommen, wenn man im Wald einen Ast streift und dabei Jacke oder Haut aufreißt. Weil der Begriff bereits patentrechtlich geschützt war, hat Guido Flaig seinen Bratwurst-Einschneider "Der Schlenz" genannt und so ebenfalls geschützt.
Informationen zur Erfingung: www.der-schlenz.deDas praktische Gerät hat Guido Flaig nicht zum reinen Spaß entwickelt und auf den Markt gebracht. Der Diplom-Ingenieur in Maschinenbau hat rund 25 Jahre in der Konstruktion von Reinigungsanlagen gearbeitet und ist seit einem Jahr selbstständig. Für die Umsetzung musste er kräftig in die private Kasse greifen. Denn nicht nur die Fertigung der Werkzeuge und des Produkts kosten Geld, sondern auch die zahlreichen vorgeschriebenen Zertifizierungen. Mit etwas Glück könnte seine Idee durchaus zu einem Verkaufsschlager werden. "Das ist am ehesten so etwas wie ein Give-away", sagt er. Dabei handelt es sich in der Regel um Werbegeschenke von Firmen, die dort ihren Namen aufdrucken lassen. Die Farben sind praktisch frei wählbar.
Sein eigenes Produkt hat er zunächst in Fluorgelb aufgelegt, damit man es selbst in der Dämmerung noch gut finden kann. "Wie die Senf zur Wurst gehört, gehört der Schlenz zur Wurst", sagt Guido Flaig werbewirksam. Jetzt ist er gespannt, wie sich sein Auftritt im Fernsehen auf den Verkauf des Grillwurst-Einschneiders über seine Plattform im Internet auswirkt. Danach widmet er sich weiteren Entwicklungen: "Ideen sind reichlich da, aber man muss ja nicht gleich mit allem kommen", sagt er.