Lisa Jahns

Radolfzell – Seit 1974 gehört die Folienfabrik zu Radolfzell. Das könnte sich allerdings bald ändern: Die Firma verkauft ihr Stammgelände im Libellenweg. Damit macht die Fora Platz für 200 Wohneinheiten, die ein Investor dort errichten möchte. Davon sind 170 in Mehrfamilienhäusern geplant, zusätzlich sollen 30 Reihenhäuser entstehen. Auch ein Lebensmittelmarkt ist Teil der Planungen. Der Verkauf sei eine Win-Win-Situation, sagt Angela van der Goten, geschäftsführende Gesellschafterin der Fora. Das Gelände mitten im Wohngebiet sei nicht mehr zeitgemäß für einen Industriebetrieb wie die Fora, eine Weiterentwicklung der Firma dort nur schwer möglich. Schon allein der Lieferverkehr sei schwierig, da sich rundherum Wohnhäuser befinden und der Lieferverkehr für die Anwohner störend sei. Auf der anderen Seite ist der Bedarf an Wohnraum in Radolfzell groß. Eine gute Gelegenheit also für Angela van der Goten, die sich prinzipiell klar zum Standort Radolfzell bekennt: "Am liebsten würden wir hier bleiben, schon allein wegen unserer Mitarbeiter, sagt die Geschäftsführerin. Denn Ziel sei es, alle der zwischen 60 und 80 Mitarbeiter zu halten.

Ein neues Grundstück hat die Firma allerdings noch nicht gefunden. Etwa 10¦000 Quadratmeter soll es groß sein und eine gute Verkehrsanbindung haben, vor allem auch an öffentliche Verkehrsmittel. In Radolfzell könnte das schwierig werden, zumal Angela van der Goten von einem Zeitraum zwischen eineinhalb und zwei Jahren spricht. Bis dahin soll die Fora umgezogen sein. Geeignete Gewerbeflächen gebe es in Radolfzell jedoch praktisch nicht. Das sagt Oberbürgermeister Martin Staab auf SÜDKURIER-Nachfrage. Es seien mit den Gebieten Kreuzbühl und Fohrenbühl zwar zwei Gewerbegebiete geplant. Die Umsetzung werde allerdings noch dauern – zu lange für die Firma Fora. Die Möglichkeit, dass die Folienfabrik Radolfzell verlässt, ist also gegeben. "Das würde ich sehr bedauern", so Oberbürgermeister Martin Staab, der allerdings auch sagt, dass Industrieflächen in Radolfzell über viele Jahre hinweg zu wenig konsequent erschlossen worden seien.

Doch selbst wenn die Fora ihren Standort bald nicht mehr in Radolfzell haben sollte – weit weg soll das neue Gelände nicht sein. Sie seien mit anderen Gemeinden im Gespräch, sagt Angela van der Goten. Unter anderem biete der Hegau mehrere Optionen. Das Geld aus dem Verkauf des Grundstücks im Libellenweg, das mit 30¦000 Quadratmetern Fläche größer ist, als die etwa 10¦000, die das neue Grundstück haben soll, werde in den Ausbau der Firma investiert, so Angela van der Goten. Das sei bei effizienter Nutzung auch auf einem kleineren Grundstück möglich.

Die Wohnungen auf dem Fora-Areal sind nur ein Teil des Wohnraums, der in den nächsten vier bis fünf Jahren in Radolfzell entstehen soll. Insgesamt sollen 1000 bis 1500 neue Wohneinheiten gebaut werden.

Die Folienfabrik

Die Firma Fora produziert seit den 1970er Jahren in Radolfzell Haushaltsfolien für den europäischen und außereuropäischen Markt. Dabei ist das Kerngeschäft die Herstellung von Aluminiumfolien und Frischhaltefolien. Das soll auch nach dem Umzug weiterhin so bleiben. Allerdings verlagere sich die Produktpalette laut Vertriebsleiter Kristof Schimmele immer mehr in den Bereich der Papierprodukte und biologisch abbaubarer Waren. Grund sei ein verändertes Konsumverhalten der Verbraucher, die mehr Wert auf Nachhaltigkeit legten. (lmj)