Die CDU-Fraktion im Radolfzeller Gemeinderat will die Anwesen Poststraße 15 und Seestraße 46 zusammen mit dem Innenhof als Einheit erhalten und im Vermögen des Spitalfonds "Hospital zum Heiligen Geist" belassen. Einen Antrag hat die CDU beim OB eingereicht. Der Fraktion schwebt für die beiden Gebäude unter dem Arbeitstitel "Bürgerschaftliches Altstadtzentrum Heilig-Geist-Spital" eine Begegnungsstätte mit Wohnungen vor.
Neubauprojekt Pflegeheim kostet 14 Millionen Euro
Der CDU ist bewusst, dass sie mit diesem Vorschlag in die bisher beschlossene Finanzierung für den Neubau des Pflegeheims auf der Mettnau eingreift. Zwar wäre danach das alte Spitalgebäude im Eigentum des Spitalfonds geblieben, doch die Stadt Radolfzell sollte vom Spitalfonds das Gebäude Poststraße 16 für zwei Millionen Euro kaufen. Nach den Auflagen des Regierungspräsidiums für das Neubauprojekt auf der Mettnau muss der Spitalfonds als Stiftung aber mindestens 60 Prozent für das knapp 14 Millionen Euro teure Projekt auf der Mettnau als Eigenkapital aufbringen. Weil der Stiftungsrat – identisch mit dem Gemeinderat – nicht wollte, dass das Gebäude an einen privaten Investor verkauft wird, sollte die Stadt als Käufer einspringen.
Nun will die CDU dennoch, dass das Gebäude im Vermögen des Spitalfonds verbleibt. Die fehlenden zwei Millionen Euro zur Absicherung der Neubau-Finanzierung soll durch einen anderen Schwenk gelingen. Fraktionsvorsitzender Bernhard Diehl schreibt in seinem Antrag: "Eine direkte Zuwendung ist wegen des Subventionsverbotes nicht möglich, stattdessen wäre es denkbar, das Stiftungskapital zu erhöhen, eine Zustiftung vorzunehmen, ein zinsloses Darlehen zu gewähren oder eine andere Lösung dafür zu finden."
Die Idee eines Begegnungsortes
Folgen Stiftungsrat und Gemeinderat diesem Vorschlag, bleibt der Spitalfonds Herr in beiden Häusern. Was darin gemacht werden soll, das hat die CDU bei einem öffentlichen Termin zusammen mit dem Seniorenrat und anderen interessierten Bürgern im Spitalhof erarbeitet. Untergebracht werden sollen betreutes Wohnen und ein "Begegnungsort" mit Veranstaltungsraum und Caféteria. Die CDU hat die Idee des Begegnungsorts noch weiter konkretisiert: "Darüber hinaus stellen wir uns Wohnungen mit einer sozialverträglichen Miete vor, deren Bewohner – junge und alte – sich generationenübergreifend zum ehrenamtlichen Engagement verpflichten."
Mehr Werbung für die Spitalstiftung
Für die CDU ist die Idee von grundsätzlicher Bedeutung: "Wir Radolfzeller dürfen stolz sein, dass wir eine Stiftung besitzen, die seit mindestens 1343 an dem Standort in der westlichen Altstadt vom sozialen und karitativen Wirken der Bürgerschaft Zeugnis gibt", schreibt Diehl. Es müsse gelingen, dieses Anliegen in die Zukunft zu tragen. Deshalb erwartet die CDU von der Stadtverwaltung eine Strategie zur "Aktivierung der Spitalstiftung", um sie auf eine bessere Basis zu stellen. Jahrhunderte lang sei es üblich gewesen, dass man sich durch eine Schenkung finanziell in die Stiftung einbringen konnte, um dann im Alter im Spital versorgt zu werden. Statt einer Schenkung könne das in den aktuellen Zeiten auch soziales Engagement sein. Solche Gedanken gelte es in die Zukunft zu übertragen. Man müsse dafür werben, dass ein sozialer Einsatz, eine Spende oder Vermächtnis eine jahrhundertelange Wirkung zum Wohle der Mitmenschen entfalten könne, fordert die CDU.
Wie in Augsburg
Die CDU-Fraktion Radolfzell verweist in ihrem Antrag auf die Fuggerei in Augsburg. Auf deren Internetseite heißt es: "Die Fuggerei ist die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt mit 67 Häusern und 142 Wohnungen sowie einer eigenen Kirche. Jakob Fugger stiftete die Fuggerei im Jahr 1521. Es leben hier rund 150 bedürftige Augsburger Bürger katholischen Glaubens für eine Jahreskaltmiete von 0,88 Euro und täglich drei Gebeten." Auch das experimentelle Tannenhof-Projekt der Caritas in Konstanz führt die CDU für betreutes Wohnen an. Eine Besonderheit ist dort die aktive Beteiligung der Bewohner am Quartiersgeschehen.