Bäckers Lieblingsstück ist sein Netzhemd. Weil der Backofen in der Backstube den Bäckern ordentlich einheizt. Heidi Buchegger schickte für die Ausstellung „Mein Schiesser gestern und heute“ ein solch grob geripptes Wäschestück als "Lieblingsstück" ein: „Mein Schwiegervater war Bäcker und hat diese Netzhemden immer in der Backstube getragen.“ So war das beim Bäcker Buchegger in der Obertorstraße in Radolfzell und beim Bäcker Kupprion in Horn. Onkel Oskar ohne Netzhemd in der Backstube? – Unvorstellbar.

Handballers Anzug

Die Radolfzeller Handballer hatten einmal einen legendären Trainingsanzug. Hellblau mit einem gelben Streifen. Nicht von Adidas, nicht von Puma, nicht von Hummel, nicht von Nike. Von Schiesser. Spezialanfertigung. Nur für die Radolfzeller Handballer, hieß es. In den siebziger Jahren. Und das Beste: Die Hose hatte einen Schlag. Echt lässig. Die Teile sind verschollen. Keines ist als Lieblingsstück aufgetaucht. Leider.

Pfarrers Kasten

Ein Briefkasten ist immer auch ein bisschen wie der Hausherr. Die einen mögen es schlicht, nur mit einem Schlitz, andere verziert und mit einem fröhlichen Keramikschild, einige setzen auf die amerikanischen Briefkästen – große Klappe, viel passt nicht rein. Manche haben gar keine Wahl, sich mit einem Briefkasten zu verwirklichen: in einem Mehrfamilienhaus herrscht das einheitliche Muster vor. Briefkästen an öffentlichen Einrichtungen sind manchmal so versteckt, dass man sich gar nicht traut, einen Brief einzuwerfen. Vielleicht warten die dort gar nicht auf Post. Da ist der Briefkasten des Münsterpfarramts Unserer Lieben Frau Radolfzell von ganz anderer, fast möchte man sagen von barocker Machart.

Wuchtig, mit deutlicher Aufschrift und Anschrift, ist er am Pfarrhaus festgeschraubt. Eine schwere Klappe gibt deutlich zu verstehen: Hier ist Dein Brief gut aufgehoben. Was das mit dem Hausherr zu tun hat? Wir sind überzeugt, Pfarrer Michael Hauser nimmt Botschaften in Briefform gern entgegen und kann das Briefgeheimnis wahren.

georg.becker@suedkurier.de