Es ist ein großer Erfolg für die Zwillinge Lena und Eva Streit vom RMSV Orsingen: Bei den Junioren-Europameisterschaften im Mai in Schaffhausen setzten sich die beiden gegen fünf Paare aus der Schweiz, Tschechien, Ungarn, Frankreich und der Slowakei durch. Viel Zeit zum Durchatmen gab es danach nicht. Mit ihrer Mutter und Trainerin Angelika Streit üben die 16-Jährigen bereits neue Elemente.

Drei Mal zwei Stunden Training wöchentlich

Wöchentlich trainieren die Schwestern drei Mal für zwei Stunden. Der Auslöser für ihre Sportbegeisterung war ihre Mutter, die nach der Geburt der Zwillinge wieder in die Vereinsarbeit des RMSV Orsingen einstieg und beim Training der Kunstradfahrer half. Oft waren die Kinder in diesen Stunden bei der Oma, doch gegen Ende kamen sie in die Halle und wollten schließlich auch aufs Rad. Das war 2011.

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Beim Training wärmen die Zwillinge sich zunächst ausgiebig auf, bringen den Kreislauf in Schwung, machen Kräftigungsübungen und dehnen besonders die Oberschenkelrück- und -innenseite. Eva Streit erzählt: „In der Wettkampfsaison absolvieren wir dann zweimal das komplette Programm. Innerhalb von fünf Minuten müssen wir im Wettkampf 25 Übungen zeigen.“

Lena und Eva Streit (von links) zeigen den Kehrlenkersitzsteiger, die Startposition für die zweifache Standdrehung.
Lena und Eva Streit (von links) zeigen den Kehrlenkersitzsteiger, die Startposition für die zweifache Standdrehung. | Bild: Claudia Ladwig

Ab November starten die Vorbereitungen für die neue Saison

Im Training werden erst einzelne Elemente geübt, dann auch einige hintereinander. Jeder Übung ist ähnlich wie beim Eiskunstlaufen ein bestimmter Punktwert zugeordnet – je nach Schwierigkeitsgrad. Die Übungen werden für das Programm so zusammengestellt, dass keine Zeit verloren geht. Die genaue Reihenfolge muss dem Kampfgericht vor dem Wettkampf vorgelegt werden.

„Wir sind ja auch in Landeskadern, der Trainer macht einen Vorschlag für das Zielprogramm im nächsten Jahr. Im November sind wir soweit, dass wir uns Gedanken zum Programm der neuen Saison machen“, erklärt die Trainerin. Das Programm bestimmt sie gemeinsam mit ihren Töchtern. Ende Januar finden dann die ersten Wettkämpfe statt. Das sind die Bezirksmeisterschaften, auf denen man sich für die Baden-Württembergischen Meisterschaften qualifizieren kann. Der Höhepunkt seien die Deutschen oder eben sogar die Europameisterschaften.

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Meist trainieren sie zu viert. Für einen einzelnen Trainer sei das noch machbar, sagt Angelika Streit. Wenn sechs Kinder oder Jugendliche trainierten, seien sie zu zweit, sonst werde das Training ineffektiv. Gibt es im Training Stress oder Ärger zwischen Mutter und Töchtern, versuchen sie, diesen in der Halle zu lassen und nicht mit nach Hause zu tragen.

Die Übung Kopfstand/Lenkerstützgrätsche ist im Augenblick die erste Übung von Eva (rechts) und Lena Streit nach dem Wechsel von zwei ...
Die Übung Kopfstand/Lenkerstützgrätsche ist im Augenblick die erste Übung von Eva (rechts) und Lena Streit nach dem Wechsel von zwei Rädern auf ein Rad. | Bild: Claudia Ladwig

Wettkampf auch während Corona

Während der Corona-Zeit durften die Schwestern als Mitglieder im Landeskader weitertrainieren, während Hobbysport zum Teil zum Erliegen kam. In dieser Zeit fanden Wettkämpfe ausschließlich vor wenigen Personen statt. Angelika Streit erinnert sich: „Nur das Kampfgericht und ein Vereinsverantwortlicher waren da. Die Sportler wurden in Etappen reingelassen.“ Lena Streit ergänzt: „Das war schon was anderes. Aber auch wenn kein Publikum da war, war ich nervös. Es war eine ganz andere Atmosphäre. Wie ein Training mit Kampfgericht.“

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Um den Mädchen den Leistungssport zu ermöglichen, dreht sich in der Familie, zu der noch der Vater und der zehnjährige Bruder gehören, viel um sie, ihr Training, Aufenthalte in der Sportschule oder eben Wettkämpfe. Lena geht auf das Friedrich-Hecker-Gymnasium in Radolfzell, Eva besucht das Technische Gymnasium in Singen. In ihrer freien Zeit sind sie bei den Pfadfindern, turnen in Steißlingen, helfen ein wenig zuhause in der Hobby-Landwirtschaft oder treffen Freunde. „Einige von ihnen waren auch bei der EM dabei“, erzählt Lena Streit.

Eva (unten) und Lena Streit beim Lenkersitzsteiger/Schultersitz. Diese Übung wurde erst Ende März neu in das Programm der beiden eingefügt.
Eva (unten) und Lena Streit beim Lenkersitzsteiger/Schultersitz. Diese Übung wurde erst Ende März neu in das Programm der beiden eingefügt. | Bild: Claudia Ladwig

Erst einmal wollen sie gemeinsam weitermachen

Bis zum Ende der Juniorenzeit wollen die Zwillinge auf jeden Fall weiter gemeinsam trainieren und starten. Sie mögen die Abwechslung und sind ehrgeizig, wenn es um das Erlernen neuer Übungen geht. Der Zusammenhalt in den Kadern sei schön, berichten sie. Man treffe von klein auf immer dieselben Personen. Ihre Mutter fügt hinzu: „Die Jugendnationalmannschaft ist einfach eine tolle Truppe. Alle sind sehr gut miteinander, jeder gönnt es auch den anderen, wenn sie besser waren. Da herrscht eine freundliche, harmonische Stimmung.“ Durch ihren Sport haben sie Freunde aus ganz Baden-Württemberg.

Was nach der Schule kommt, bleibt abzuwarten. Je nach Ausbildung oder Studium werden sie versuchen, eine Lösung für ein gemeinsames Training zu finden.