Die Hintergründe von Installationen und Kunstobjekten bleiben oft im Verborgenen oder sind schlichtweg das Arbeitsgeheimnis des jeweiligen Künstlers. Im Falle der Installation „Klangschwellen“ des in Turin lebenden Künstlers Johannes Pfeiffer ist dies anders. Die Suche nach geeignetem Holz als Material für eine Ausstellung am Bahnhof im brandenburgischen Jamlitz führte ihn unter anderem zu Uwe Bruggner aus Heudorf im Hegau, Forstleiter des Reviers Liptingen im Forstbezirk Baar/Hegau.

Dieser und der Forst BW unterstützten den Künstler gerne und stellten ihm an der Talhofhalle, welche als Forststützpunkt dient, auch eine Fläche zur Bearbeitung der Baumstämme aus dem Schindelwald, dem Schwandorfer und dem Wehstetter Wald bereit.

Stämme werden ausgebrannt

Die in der Länge und im Durchmesser den Vorstellungen des Künstlers entsprechenden Kiefer- und Fichtenholzstämme mussten zunächst angebohrt und dann langsam und kontrolliert von innen ausgebrannt werden. Ziel dieser Aktion war es, mehrere Holzröhren zu erhalten.

Die Stämme werden zunächst angebohrt, dann langsam von innen ausgebrannt und verwandeln sich dadurch in Klangröhren.
Die Stämme werden zunächst angebohrt, dann langsam von innen ausgebrannt und verwandeln sich dadurch in Klangröhren. | Bild: Doris Eichkorn

Mindestens drei davon sollten dann als Klangrohre jeweils einzeln in einem Rahmen – ähnlich einem Türrahmen – aufgehängt werden und dort mittels eines Schlägers zum Klingen gebracht werden. Johannes Pfeiffer erklärte, die Röhren sollten „dumpf, düster klingen“, passend zu einem „bedrohlich wirkenden Ort mit einer düsteren Vergangenheit“.

Die Installation solle auf beziehungsweise zwischen den Bahnschwellen des ehemaligen Bahnhofs von Jamlitz montiert werden. Der Bahnhof in Brandenburg hat eine düstere Geschichte: er war Ausgangspunkt für die Deportation von Juden in das KZ Sachsenhausen. Dies, so der Künstler, „habe ich bei meinem Besuch sehr stark gespürt und deshalb habe ich mir den Bahnhof und dessen Geschichte zum Thema gemacht.“

Ausgangspunkt für Reflektionen

„Schwelle, Türschwelle, Bahnschwelle, Klangschwelle. Die Schwelle als Trennlinie für den Übergang von einem Zustand in einen anderen. Selbst wenn unsere Körper stehen bleiben sollten, der Klang schwingt weiter, zusammen mit unseren Gedanken“, so die Reflektionen Pfeiffers.

Für die Betrachter der Installation sollen die Schwellen nur der Ausgangspunkt für Erinnerungen, Reflektion und Gedenken sein. Selbst bei der Arbeit an den Schwellen kamen den Helfern die unterschiedlichste Gedanken zur Installation und ihrem Hintergrund. Der Rauch drang nicht immer senkrecht aus den Hölzern, bei einem Stammstück hatte der Rauch sich seitlich einen kleinen Spalt gesucht.

Ausstellung zur Geschichte

Der ehemalige Forstamtsleiter Klaus Cerny, der Johannes Pfeiffer bei der Arbeit besuchte und ihn unterstützte, befand dies als passend zum Ansatz des Künstlers: „Die Lebenswege der Menschen verliefen nicht gerade, und es gab unerwartet Risse in deren Lebensläufen“.

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Nachdem die Holzstämme, die innen mehrfach gebrannt hatten und schließlich gelöscht wurden, dann komplett getrocknet waren, wurden sie noch von außen bearbeitet und verkohlt – und dann auf die Reise nach Brandenburg geschickt, wo sie nun bei einer Ausstellung zur Geschichte des Jamlitzer Bahnhofs zu sehen sind.