Derzeit sind sie wieder stark besucht – die Rastplätze entlang der Autobahnen im Hegau. Wer einen bewirtschafteten Rastplatz aufsucht, kann davon ausgehen, saubere Toiletten, ausreichende Beleuchtung und Sicherheit zu erwarten. Aber wie sieht es mit den Parkplätzen entlang der Fernstraßen aus, die lediglich über ein kleines Toilettenhäuschen verfügen oder nur Sitzgelegenheiten und Mülleimer anbieten?

In der bundesweiten Aktion „Deutschland deine Rastplätze“ nimmt der Auto Club Europa (ACE) derzeit diese rund 1500 Rastplätze unter die Lupe. Der Regionalbeauftragte Sven Hübschen vom ACE und der stellvertretende Kreisvorsitzende des ACE-Kreises Bodensee-Oberschwaben, Klaus Schuler, sowie zwei ehrenamtliche Helfer waren im Hegau unterwegs, um die Rastplätze entlang der Autobahn 81 und der A 98 zu besichtigen.

In der bundesweiten Aktion „Deutschland deine Rastplätze“ nimmt der Auto Club Europa (ACE) derzeit 1500 Rastplätze unter die ...
In der bundesweiten Aktion „Deutschland deine Rastplätze“ nimmt der Auto Club Europa (ACE) derzeit 1500 Rastplätze unter die Lupe. Auf dem Parkplatz Bruckried haben (von links) Sven Hübschen, Roland Thoma, Klaus Schuler und Mirjam Amend Ausstattung, Funktion und Sicherheitsaspekte bewertet. | Bild: Holle Rauser

Unbewirtschaftete Rastplätze haben einen schlechten Ruf

„Wir haben als Verein die Förderung der Verkehrssicherheit, die Gewährleistung der mobilen Teilhabe sowie neue Mobilitätsformen im Blick“, erläutert Hübschen. Regelmäßige Pausen auf längeren Fahrten trügen zur Verkehrssicherheit bei: „Egal wie gut der Fahrer ist, nach zwei Stunden sollte man eine zehn- bis zwanzigminütige Pause einlegen“, erklärt er. Die Qualität der Rastplätze sei daher ein wichtiger Aspekt. Aber: „Gerade die unbewirtschafteten Rastplätze haben das Image, oft unsauber oder vermüllt zu sein“, so Hübschen.

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Mit einem Erhebungsbogen brechen die Rastplatz-Checker zu einem Rundgang auf dem Parkplatz Bruckried bei Mühlhausen-Ehingen auf. Für die Aspekte Parkplätze und Verkehrssicherheit, Sauberkeit, Toiletten und Ausstattung samt Unterpunkten können zwei bis fünf Punkte vergeben werden. Für Extras wie Spielplatz, Ladesäule oder Videoüberwachung gibt es Bonuspunkte.

Minuspunkt für fehlende Barrierefreiheit

Auf dem Bruckried-Parkplatz verbringen hauptsächlich Lastwagenfahrer ihr Wochenende. Mindestens zwanzig Trucks mit vorwiegend osteuropäischen Kennzeichen parken auf den Stellflächen. Die Fahrer dösen mit offenen Türen in ihren Kabinen oder holen Wasser im Sanitärraum. Dass überwiegend Lastwagen-Stellplätze ausgewiesen sind, fällt sofort auf: Nur fünf PKW-Parkplätze, davon zwei für Menschen mit Handicap, befinden sich beim Sanitärhäuschen.

Hier finden Sven Hübschen und sein Team auch schon den ersten Minuspunkt: Zwar ist der Bordstein gegenüber den Parkplätzen leicht abgesenkt, für Rollstuhlfahrer Klaus Schuler erfüllt er dennoch nicht die Barrierefreiheit. „Nur mit Antrieb oder etwas Kraft in den Füßen geht es“, stellt er fest. Um zu der kompletten Absenkung zu gelangen, müsste der Rollstuhlfahrer die Sanitärinsel am Fahrbahnrand umrunden. Zudem ist die Behindertentoilette nicht verschlossen. Sie sollte eigentlich nur mit dem speziellen Euroschlüssel der betroffenen Personen zugänglich sein.

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Ein Ort, den viele nur notgedrungen aufsuchen: Rastplatz-Toiletten haben ein schlechtes Image. Diese hier ist von der Funktion und ...
Ein Ort, den viele nur notgedrungen aufsuchen: Rastplatz-Toiletten haben ein schlechtes Image. Diese hier ist von der Funktion und Sauberkeit in Ordnung. „Man darf nicht die Maßstäbe von zuhause anlegen“, so der ACE-Regionalbeauftragte Sven Hübschen beim Rastplatzcheck auf dem Parkplatz Bruckried. | Bild: Holle Rauser

„Auf diesen Toiletten besteht höherer Hygienebedarf“, erklärt Hübschen. Auf allen Toiletten wird Sauberkeit, Beleuchtung und Funktion begutachtet. „Man darf nicht den Maßstab von zuhause anlegen. Es riecht halt“, so die Prüfer. Mit großzügigen Grünflächen kann der Parkplatz Bruckried auch nicht punkten: „Hier ist der Erholungsfaktor auf 1,50 Meter begrenzt“, so die Feststellung. Positiv heben Hübschen und sein Team die Beleuchtungssituation, den Lärmschutz durch Erdwälle und den beschilderten Zugang zur Notrufsäule hervor. Sie steht am Rande des Rastplatzes und ist somit Fahrern und Rastenden gleichermaßen zugänglich.

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„Die Plätze sind sauberer und besser als gedacht“

„Gerade auf Fernreisen kann das Handy kaputt gehen, der Akku leer sein. Notrufsäulen haben auch in der heutigen Zeit ihre Berechtigung“, so Hübschen. Für die vielen Lastwagen-Stellflächen erhält der Rastplatz einen Bonuspunkt. „Ich freue mich darüber, dass es hier reichlich Stellplätze gibt“, so Prüferin Mirjam Amend. Die meisten Rastplätze hätten viel zu wenig davon.

Unterm Strich erhält der Parkplatz Bruckried 10,5 von 17 möglichen Punkten. Ein zweiter Check wird noch folgen. Die ACE-Clubinitiative läuft noch bis Ende September: „Als ein erstes Zwischenfazit können wir sagen: Die Plätze sind sauberer und besser als gedacht“, so der Verkehrsexperte. Es gehe bei der Erhebung auch nicht darum, die Autobahn-GmbH oder Subunternehmer schlecht zu machen, sondern den Bestand abzuprüfen. „Wir Reisenden sind letztendlich selbst dafür verantwortlich, wie wir den Rastplatz hinterlassen“.