Viele hätten die ganze Zeit darauf gewartet, dann ging es überraschend schnell, erklärt Khaled Badawi am späten Sonntagnachmittag auf dem Münsterplatz in Konstanz. Dort hat er sich mit etwa 300 Leuten zusammengefunden, um gemeinsam den Frieden in Syrien zu feiern – denn der sei nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad nach Jahrzehnten unter diktatorischer Führung wieder greifbar nah, so der 19-Jährige, der auch für die SPD im Konstanzer Gemeinderat sitzt. Entsprechend ausgelassen wird gesungen, getanzt, gefeiert.

Friedlich feiern hunderte Menschen auf dem Münsterplatz in Konstanz, dass Assad in Syrien gestürzt wurde. Khaled Badawi (Dritter von ...
Friedlich feiern hunderte Menschen auf dem Münsterplatz in Konstanz, dass Assad in Syrien gestürzt wurde. Khaled Badawi (Dritter von rechts) hat die Kundgebung organisiert. | Bild: Arndt, Isabelle

„Die Menschen sind einfach glücklich, dass Assad weg und die Unterdrückung vorbei ist“, so Badawi. Dafür haben viele Teilnehmer die syrische Flagge mitgebracht, die vor dem Assad-Regime galt – mit grün statt rot.

Sonntagmorgen bei der Polizei angemeldet

Die Kundgebung wurde am Sonntagmorgen kurzfristig angemeldet, wie auch das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz auf Nachfrage bestätigt. Dafür seien sie persönlich bei der Polizei vorstellig geworden, erklärt Badawi. Nicht als Verein oder Organisation, sondern als lose Gruppe. „Wir wollten organisiert und strukturiert feiern.“ Also füllte er die nötigen Papiere aus, lud per WhatsApp Gleichgesinnte ein und verfasste eine Rede.

Was ihn besonders freut: Es seien auch Menschen anderer Nationalitäten dort gewesen, zum Beispiel Albaner oder oder Marokkaner. Die Muslimische Hochschulgruppe Konstanz habe mit Helfern und Mitteln unterstützt.

Die Polizei ist präsent, aber bei keiner Störung gefordert.
Die Polizei ist präsent, aber bei keiner Störung gefordert. | Bild: Arndt, Isabelle

Nach Zerstörung und Krieg kommt der schwierigste Teil

Er habe schon am Samstag überlegt, eine Kundgebung anzumelden. Doch er habe gedacht, das gehe nicht so schnell in Syrien. Doch dann hätten sich die Ereignisse überschlagen. In seiner Rede hat Badawi unter anderem festgehalten: „Trotz der Zerstörung, trotz der zahllosen Toten, trotz der Flucht von Millionen haben wir niemals aufgegeben. Wir haben niemals aufgehört, an die Möglichkeit eines freien, geeinten Syriens zu glauben.“

Doch jetzt beginne der schwierigste Teil. „Wir müssen Brücken bauen, wo Gräben entstanden sind. Wir müssen verzeihen, wo Hass gesät wurde. Und wir müssen unser Land wiederaufbauen.“ Dafür brauche es auch Hilfsprogramme, Bildung und Zusammenarbeit.

Zwei Kundgebungen, hunderte Besucher

Ziemlich schnell kamen nach den Nachrichten der Nacht zum Sonntag, dass Assad gestürzt ist, hunderte Menschen zu der Kundgebung zusammen: In Konstanz waren es ab 14 Uhr laut Behördenangaben zwischen 200 und 300. In Singen trafen sich laut Polizei zwischen 16 und 18 Uhr über 100 Personen in der August-Ruf-Straße, vor Ort sind es vor dem Heikorn eher 150 oder mehr. Immer wieder werden syrische Fahnen geschwungen und aus einem Lautsprecher dröhnt Musik. Die Menschen haken sich ein, tanzen und singen zusammen.

So feiern Syrer in Singen Video: Matthias Güntert

„Die Lage ist ruhig und störungsfrei. Wir rechnen auch nicht mit Störungen“, sagt ein Sprecher des Führungs- und Lagezentrums auf SÜDKURIER-Nachfrage zu beiden Veranstaltungen. Auch die Polizei vor Ort in Singen bestätigt, dass die Kundgebung friedlich verlaufen sei.