Emma, die eineinhalbjährige Berner Sennenhündin, ist ein Seelenwärmer und wickelt fast jeden um ihre große Pfote. „Emma verbindet die Menschen, denn ihr gelingt es, dass sie auf schöne Art und Weise in Kontakt kommen“, sagt Carola Paul lächelnd. Am 28. Dezember allerdings wird Emma ihre soziale Funktion in Konstanz ein letztes Mal ausüben, denn Carola Paul schließt dann ihr Geschäft „Wertvolles“ in der Münzgasse.

„Es ist ein schmerzhafter Prozess“, sagt Carola Paul, denn sie hat ihr Geschäft geliebt. 2013 hatte sie es in der Salmannsweilergasse eröffnet. „Die ersten zwei Jahre waren zäh, denn die Lage war nicht so gut“, berichtet sie. Dann zog sie in die Münzgasse. „Es war ein Höhepunkt für mich, dass es sich so ergeben hat. Hier ging es aufwärts“ – doch dann kam die Pandemie.

„Da ging es bergab und das hält heute noch an“, schildert Carola Paul. Der Umsatz sei mindestens um ein Viertel eingebrochen und stagniere, vergleicht sie mit den Vor-Corona-Zahlen. Was sind die Gründe? „Der Onlinehandel hat einen extremen Aufschwung bekommen. Gravierend ist auch: Ein großer Teil der Schweizer Kundschaft ist nicht mehr zurückgekommen“, berichtet sie aus eigenem Erleben.

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Kosten steigen und die Kunden sparen

Damit der Probleme nicht genug. „Die Teuerungsrate ist nicht unerheblich, doch die kann ich nicht an die Kunden weitergeben“, so Carola Paul. „Mir sind wertige Artikel, die in Deutschland produziert werden, wichtig. Was anderes kann ich nicht verkaufen, denn da könnte ich nicht dahinterstehen.“ Neben den gestiegenen Preisen im Einkauf, erwähnt sie die hohen Energiekosten und die allgemeine Inflation.

Zudem seien in Konstanz Steuern, darunter die Grundsteuer, erhöht und weitere eingeführt worden, was sich langsam auf die Geldbeutel der Bürger auswirke. „Die Leute haben weniger Geld, das sie ausgeben können. Und ich habe lauter Sachen, die du nicht unbedingt zum Leben brauchst“, sagt Carola Paul. Hingegen „schießen Billigkruschtartikelläden aus dem Boden“.

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„Drei Jahre habe ich jetzt gekämpft und überlegt und gehofft, dass es besser wird. Aber es wird eher schwieriger werden, weil die Kosten weiter steigen. Und jetzt auch noch die Zollbeschränkungen für Schweizer“, resümiert sie. Nun zieht sie nach reiflichen Überlegungen die Reißleine, wobei sie ihrem Vermieter überaus dankbar ist, denn er habe sich immer kulant gezeigt und sei ihr gerade in der Coronazeit sehr entgegengekommen.

Was bringt die Zukunft?

Am 28. Dezember wird Carola Paul das letzte Mal ihren Laden öffnen. Wie geht es für sie und Emma dann weiter? „Ich habe ein Angebot in der Schweiz. Meine alten Arbeitgeber wollen mich wieder zurückhaben“, freut sie sich. Und Emma kann sie mitnehmen.

Das ist ein großes Glück, das den Abschied von der Münzgasse und den Menschen hier etwas leichter macht. „Dann habe ich nur noch Fünf-Tage-Woche, regelmäßig Urlaub und ein Gehalt auf dem Konto“, so Carola Paul. Dafür ist sie dankbar, ebenso für die schöne Zeit in und mit ihrem kleinen Laden.

Emma wickelt wohl jeden in der Münzgasse um die Pfote. Am 28. Dezember wird sie allen Lebewohl sagen und dann mit Carola Paul beim neuen ...
Emma wickelt wohl jeden in der Münzgasse um die Pfote. Am 28. Dezember wird sie allen Lebewohl sagen und dann mit Carola Paul beim neuen Arbeitgeber in der Schweiz ihre sozialen Kompetenzen unter Beweis stellen. | Bild: Scherrer, Aurelia
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