Stolz weht sie im Wind, die DDR-Fahne. Hier bei der Kreuzung Mühlenweg/Bodenseeradweg, vor den Sozialwohnungen. Immer mal wieder kommentieren Radfahrer dieses Symbol eines geteilten Deutschlands. Von Zustimmung und Freude bis hin zu Ablehnung und Verärgerung ist alles dabei. Sollte sich hier die letzte Trutzburg des Kommunismus befinden? Eine sozialistische Kommune, die von einer proletarischen Revolution träumt? Die letzten Fans der Ära Honecker und Mielke?

Uwe-Siegfried Aschenbrenner, der nur USA genannt wird, hat sie vor seiner Wohnung gehisst, daneben die der Schweiz sowie die Europas. Das will irgendwie nicht zusammenpassen. Egal. USA möchte damit sowieso kein politisches Statement abgeben.

Uwe-Siegfried Aschenbrenner, der USA, hat die Fahne zu Ehren seiner Tante und seines Urgroßvaters gehisst.
Uwe-Siegfried Aschenbrenner, der USA, hat die Fahne zu Ehren seiner Tante und seines Urgroßvaters gehisst. | Bild: Schuler, Andreas

Die Tante und der Urgroßvater sind schuld...

Seine Erklärung hat mit persönlichen Beziehungen zum einstigen Arbeiter- und Bauernstaat zu tun. „Meine Tante stammt aus Chemnitz, und die habe ich im damaligen Karl-Marx-Stadt auch mehrmals besucht. Und auch mein Urgroßvater kam aus der Nähe von Chemnitz„, erklärt er. „Als ich 2015 hier eingezogen bin, habe ich die Fahnen einfach aufgehängt.“ So simpel können Erklärungen manchmal sein.

Europa in der Mitte, die Schweiz rechts, die DDR links.
Europa in der Mitte, die Schweiz rechts, die DDR links. | Bild: Schuler, Andreas

Übrigens: Erst nach zehn Jahren ihres Bestehens änderte die DDR 1959 ihr Staatswappen und damit auch ihre Fahne. Hammer und Zirkel, umgeben von einem Ährenkranz, wurden eingefügt, um so eine Unterscheidung zur Flagge der Bundesrepublik zu schaffen.

Bis 1969: Strafe auf das Hissen der DDR-Fahne

Das Wappen war als Symbol des Bündnisses von Arbeitern, Bauern und Intelligenz gedacht. Bis 1969, man mag es heute gar nicht mehr glauben, musste die Polizei hierzulande beim Hissen der DDR-Flagge einschreiten und das Zeigen von DDR-Symbolen verhindern. Es galt schlichtweg als Verstoß gegen die Verfassung der Bundesrepublik.

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Da sind wir heute doch etwas weiter und deutlich schlauer. Uwe-Siegfried Aschenbrenner ist sowieso kein Mensch, der öffentliche Verstöße gegen die Verfassung forcieren würde. Im Gegenteil, der USA ist eine vereinende Person, die sich für Mitmenschen einsetzt. Er engagiert sich für die Obdachlosenhilfe und setzt sich gegen Armut ein. „Das macht mir Spaß. Ich helfe gerne.“