Als Cornelius Rothweiler und seine Frau Chantal am 31. Dezember vom Tod des emeritierten Papstes erfahren, entwickelt sich schnell der Wunsch, zur Trauerfeier zu fliegen. Als Katholiken hätten sie dem Papst als Oberhaupt der Kirche viel zu verdanken. Weil sie sich sicher sind, dass viele Katholiken auf dieselbe Idee kommen, buchen sie innerhalb kürzester Zeit Flüge und Unterbringung.
Viele Katholiken machen sich auf den Weg nach Rom
Gerade die Suche nach Schlafplätzen gestaltet sich schwierig, nicht einmal private Kontakte zu einem Mönchsorden in Rom helfen. Schließlich finden die Rothweilers aber doch noch eine Ferienwohnung und können vier Nächte bleiben.
Das ist vor allem im Sinne der Töchter Marguerite-Marie, 22 Monate, und Jeanne, drei Monate alt. „Uns war klar: Wenn wir fliegen, dann mit ein bisschen mehr Zeit, damit die Kinder auch Rom kennenlernen können“, sagt Chantal Rothweiler.

„Die Feier an sich war schlicht“, berichtet sie. Es habe beispielsweise recht wenig Blumenschmuck gegeben. Dennoch beschreibt sie die von Papst Franziskus geleitete Beisetzung als „sehr festlich“. Den Menschen vor Ort habe man die große Verbundenheit mit dem verstorbenen Papst angemerkt, ergänzt ihr Mann. Er zeigt sich beeindruckt davon, wie viele Menschen die Reise auch unter der Woche angetreten haben.
Die Familie ist während der gesamten öffentlichen Trauerfeier auf dem Petersplatz anwesend. Sie beten den Rosenkranz und verfolgen, wie der Sarg von Papst Benedikt XVI. in den Petersdom getragen wird. Dort wurde der Sarg aus Zypressenholz in zwei weitere aus Zink und Eiche gelegt. Die Rothweilers stehen während der Zeremonie direkt an der Anfang Dezember enthüllten Krippe auf dem Petersplatz.
Cornelius Rothweiler war beeindruckt von Ratzingers Predigt
Für Cornelius Rothweiler ist deren Darstellung, mit dem Christuskind auf einer Wurzel, symbolisch für die Rolle des Papstes für die katholische Glaubensgemeinschaft. „Genau das hat Papst Benedikt geschafft: Diese Verwurzelung, diese Vertiefung im Glauben zu schaffen“, sagt er. Es sei Benedikt gelungen, den Menschen die Wahrheit näher zu bringen, selbst wenn sie sie selbst nicht formulieren konnten.
Dem Konstanzer war Joseph Ratzinger, wie der Papst mit bürgerlichem Namen hieß, zum ersten Mal bei der Beisetzung seines Vorgängers Papst Johannes Paul II. aufgefallen. Damals war Ratzinger noch Kardinal und hielt in dieser Rolle bei der Trauerfeier eine Predigt. „Markante Sätze“ seien Rothweiler von dieser in Erinnerung geblieben. Im Anschluss habe er sich intensiver mit dem Wirken Ratzingers beschäftigt.
Die Rothweilers konnten den Papst sogar persönlich kennenlernen. Cornelius Rothweiler kam über seinen geistlichen Begleiter, Weihbischoff Dr. Klaus Dick, in direkten Kontakt mit Papst Benedikt XVI. Nach ihrer Eheschließung wurden die Rothweilers sogar vom zu diesem Zeitpunkt emeritierten Papst gesegnet.
Eine Reise, die den Rothweilers in Erinnerung bleiben wird
Eine gewichtige Rolle für die Bedeutung von Benedikt XVI. spielt für Chantal Rothweiler auch die Alte Messe, der der verstorbene Papst wieder eine größere Bedeutung beigemessen hatte. Sie bezeichnet diese traditionelle lateinische Messe als „ganz großen Schatz der katholischen Kirche“. Zudem hat sie in Traunstein, der Heimat des Papstes, gelebt und gearbeitet und dadurch einen persönlichen Bezug zum verstorbenen Heiligen Vater.
Trotz dieser Bewunderung für den Papst haben sich die Rothweilers an den „Sancto Subito“-Rufen auf dem Petersplatz nicht beteiligt. Durch diese wurde die umgehende Heiligsprechung des Verstorbenen gefordert. „Ich finde, das ist etwas, was sehr genau geprüft werden muss“, erklärt Chantal Rothweiler. Diese Prüfung dürfe auch zahlreiche Jahre in Anspruch nehmen.
Auch für die beiden Töchter sei die Reise wertvoll gewesen. „Es ist ein einmaliges Ereignis, es ist historisch“, sagt Cornelius Rothweiler. „Unsere Töchter werden immer sagen können: Ich bin dabei gewesen.“ Seine Frau ergänzt, dass man merke, dass die Kinder begeistert gewesen wären. Die Anstrengungen, die für die Familie mit der Reise verbunden waren, seien im Vergleich zum Wert der Teilnahme an der Veranstaltungen sehr klein.