Im großen U des Ratssaals ist er mit 72 der Zweitälteste. Seinen Platz hat er bei der FDP. Beides ist spannend. Immerhin ist Manfred Hensler in die Politik gegangen, weil er Zukunft gestalten will. Und was er dazu sagt, passt nicht immer zur großen Linie seiner Partei.

Sich für Schwächere und Benachteiligte einsetzen zu können, habe er immer als großes Glück im Beruf als Lehrer und Schulleiter empfunden, sagt der Neu-Stadtrat. Deshalb wolle er die nächsten fünf Jahre seines Ruhestands für die Arbeit im Gemeinwesen zu opfern.

Nicht alles an seiner Partei überzeugt ihn – aber genug

Die FDP, da will er ehrlich sein, sei manchmal eine „schwierige Partei“, aber für ihn ist es eben auch die politische Heimat von Hans-Dietrich Genscher und Gerhart Rudolf Baum. Und so engagiert er sich dort seit vielen Jahren, 2024 auch als Wahlkampf-Manager vor Ort und das mit einigem Erfolg: Die Liberalen haben die drei Sitze gehalten. Bekommen haben sie genau die drei Herren, die auch oben auf der Liste standen.

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Im Rat, sagt Manfred Hensler, brauche er keine Rücksichten zu nehmen. Auf Befindlichkeiten im Brotberuf muss er nicht mehr achten, Karriere will er keine mehr machen. Wenn die Stadt für viel Geld Projekte anstoßen wolle und für jede neue Aufgabe den Apparat weiter vergrößern wolle, werde er sich zu Wort melden, so Hensler. Smart Green City nennt er dabei als ein Beispiel.

Um ein deutliches Wort ist Hensler nie verlegen

Wie deutlich er werden kann, hat Hensler im Sprecherrat derer, die sich ehrenamtlich in der Hilfe für Geflüchtete engagieren, mehrfach bewiesen. So vehement er sich für faire Chancen für die Flüchtlinge aussprach, so unverblümt konnte er das Handeln von Verwaltung und Politik rügen. Das Amt übergibt er nun, sagt er, „das wäre wohl eine Interessenkollision“. Denn neben dem Gemeinderat gehört er nun auch dem Kreistag an. Da kann man schlecht Teil des Ensembles und Kritiker zugleich sein.

Neben den Themenfeldern Schulen und Soziales will Hensler sich auch um die Belange der Senioren kümmern. Ein Viertel der Stadtbevölkerung sei über 65, sagt er, und bei aller berechtigten Freude über viele junge Gesichter im Gemeinderat sei es wichtig, dass auch die Älteren vertreten sind. Ein Jung gegen Alt will er dabei aber nicht heraufbeschwören, Verantwortung für die Zukunft hätten Menschen jeden Alters. So wie auch eine „autoärmere Innenstadt“ das Ziel sei, „aber es sollte uns ohne Verletzungen gelingen“.

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In der eigenen Heimatstadt – aufgewachsen ist er in Fürstenberg, seit 24 Jahren lebt er in der Zollernstraße und ist von Brand-Folgen verschont geblieben – mitgestalten zu können, empfindet Manfred Hensler als Privileg. Er liebt Konstanz, hat es nie bedauert, nicht weggekommen zu sein. Ideen von außen kann er gleichwohl einbringen: Jahrzehntelang hat Manfred Hensler die Robert-Gerwig-Schule in Singen geleitet und erlebt, wie Politik und Verwaltung dort arbeiten.