Die Kitas bleiben vorerst weiter geschlossen. Auch wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstagabend in seiner Pressekonferenz nach den Bund-Länder-Gesprächen ankündigte, dass Schulen und Kitas ab dem 18. Januar unter Umständen wieder öffnen können, ist eine Rückkehr zum Regelbetrieb unwahrscheinlich. Für Eltern, deren Kinder weiter zuhause bleiben müssen, bedeutet das: Sie müssen ihre Kinder über weitere Wochen zuhause betreuen. Für die Kinder selbst folgt oft Isolation.

„Kinder brauchen andere Kinder“, findet Heike Kempe. Sie ist Gesamtelternbeiratsvorsitzende der Konstanzer Kindertagesstätten. Irgendwann hätten die Kinder den immergleichen Spielplatz satt. Alternativen wie Freizeitparks gebe es nicht.

Sarah Seidel, Bianca Eblen und Heike Kempe mit Tochter Jara (von links) vom Kita-Gesamtelternbeirat. (Archivbild)
Sarah Seidel, Bianca Eblen und Heike Kempe mit Tochter Jara (von links) vom Kita-Gesamtelternbeirat. (Archivbild) | Bild: Kirsten Astor

Deswegen hofft sie gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen Bianca Eblen und Sarah Seidel, dass zumindest die unbürokratische Notbetreuung beibehalten wird und Kinder, die nicht ausreichend zuhause betreut werden können, weiter in die Kita dürfen. Kempe sagt: „Wird diese Regelung wieder verschärft, wäre das der Supergau.“

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Murat Baskur ist Vater zweier Kinder. Während das Jüngst in der Kita wohl weiter in die Notbetreuung gehen kann, sieht es bei seinem älteren Sohn anders aus. Der 11-Jährige geht ins Gymnasium. Wie er künftig unterrichtet wird, steht noch in den Sternen. Steht bei ihm wieder Heimunterricht an, weiß Baskur noch nicht, wie er und seine Frau das organisieren sollen. Denn beide sind als Apotheker berufstätig, Home-Office bei ihnen unmöglich. „Wir werden das Familienleben komplett umorganisieren müssen“, sagt er.

Murat Baskur
Murat Baskur | Bild: privat

Dennoch findet Baskur die Verlängerung des Lockdowns grundsätzlich richtig. Die Infektionszahlen seien noch nicht auf dem Niveau ab dem eine Öffnung der Einrichtungen sinnvoll wäre. Allerdings habe auch er keinen Nerv mehr dafür, dass Beschlüsse ständig verlängert oder geändert werden. Und er sagt: „Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist das soziale Miteinander.“ Und das gebe es nur in Präsenz.

Sehnsucht nach einem Stück Normalität ist groß

Sabine Pohl, Leiterin des Käthe Luther Montessori-Kindergartens kann verstehen, dass viele Eltern keine Lust mehr auf das hin und her haben, das die Corona-Krise mit sich bringt. Von der Politik fühlt sie sich allein gelassen. Denn wer die Notbetreuung in Anspruch nehmen darf, das entscheide sie als Kita-Leitung, anders als im ersten Lockdown, nun selbst. Sie sagt: „Ich fühle mich nicht befähigt, diese Entscheidung zu treffen.“ Denn sie findet: „Alle Eltern und Kinder hätten es verdient, wieder einen normalen Tagesablauf zu haben.“

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Isabel Schlögl, Geschäftsführerin der katholischen Kindertagesstätten sagt, sie seien auf alle Entscheidung gefasst und könnten den Betrieb unabhängig von der Entscheidung des Landes in nur wenigen Tagen umsetzen. „Sowohl die Mitarbeiter als auch die Familien und die Kinder sind durch die lange Zeit der vielen Änderungen ein schnelles und unbürokratisches Vorgehen gewohnt“, so Schlögl.

Die Vernetzung und Kommunikation mit den Eltern habe sich mittlerweile eingespielt. Dennoch wünscht sie sich, auch für die Familien, dass das Leben so schnell wie möglich wieder ein Stück Normalität annimmt.

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