Abhängigkeiten mag Khaled Badawi nicht. Er ist jetzt 18 Jahre alt und hat dieses Jahr das Abitur bestanden. Da könnte er sich Urlaub erlauben oder eine größere Reise wie viele seiner Altersgenossen. Der künftige Student hat stattdessen seine Angelegenheiten geregelt: Er hat eine Zulassung zum Studium des Ingenieurwesens in Elektrotechnik an der HTWG in Konstanz.
Seit Juni 2024 ist er gewählter Stadtrat und der jüngste im Gremium. Auch in diesem Sommer wird er in einem seiner zahlreichen Jobs arbeiten, um ein wenig Geld zu verdienen. „Ich arbeite, seit ich 13 bin“, sagt Badawi im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Bei seinen Eltern, denen Bildung wichtig ist, habe er das damals zwar durchsetzen müssen. Aber seither habe er viel Erfahrung gesammelt. Eines seiner persönlichen Ziele ist, für seine und mit seiner Familie eine größere Wohnung zu finden. Seine vier jüngeren Schwestern, er selbst und die beiden Eltern leben im Moment noch auf sehr engem Raum.
Freizeiträume für Jugendliche
Um mehr Raum wird es auch bei einem seiner Themen in der Kommunalpolitik gehen. Khaled Badawi ist der Meinung, dass es in Konstanz zu wenig Freizeitplätze für Jugendliche gibt. „Insbesondere Indoor-Räume wären willkommen“, sagt er, „oder zumindest überdachte Plätze“. Seiner Meinung nach wäre hierbei größere Kreativität gefragt. So stelle die Stadt Mannheim einen Ballwagen an einen Sportplatz, sodass Jugendliche Ballspiele ausleihen können.
Denkbar wäre auch ein Haus der Vereine, ein offenes Vereinsheim, zu dem verschiedene Vereine Zugang haben und innerhalb dessen neue AGs gegründet werden können. Im Außenbereich sieht er Konstanz besser aufgestellt, zum Beispiel an der See-Oase, die er als gelungene Neuerung empfindet.
Kann sich der 18-Jährige vorstellen, der eine Weile Vorsitzender der Jugendvertretung war, andere Jugendliche für die Kommunalpolitik zu gewinnen? Khaled Badawi sieht die Schwierigkeiten, die damit verbunden sind. „Jugendliche, die hier geboren sind, tun sich leichter mit Politik“, sagt er.
Jugendliche mit Migrationshintergrund sähen sich eher weniger vertreten. Die Schuld daran sieht Badawi bei der Politik, allerdings erlebe er auch positive Reaktionen darauf, dass „einer der Ihren“ sie nun im Gemeinderat vertreten könne.
Auf seine Tätigkeit in dem Gremium freut sich Badawi. Womit er sich genau beschäftigen wird? Das lässt er auf sich zukommen. Was er nicht sein will, weiß er hingegen sehr genau: Muster-Flüchtling und Quotenjugendlicher. Hoffentlich verstehen das auch seine Mitstreiter und nicht zuletzt die Öffentlichkeit.