Wer Wolfgang Moßmanns Lebensgeschichte hört, der hört die Geschichte eines Mannes, der sich und seinen Einstellungen treu geblieben ist. Aufgewachsen ist er in Denkingen (Tuttlingen), sein Vater war Brauer, seine Mutter arbeitete in einer Fabrik. Dass er mal in Konstanz studieren würde, hätte er in seiner Kindheit und Jugend nicht geahnt.

Über den zweiten Bildungsweg und den Hinweis eines Lehrers kam er aber zu Beginn der 80er-Jahre an die Fachhochschule Konstanz (heute HTWG) und studierte dort Maschinenbau. „Da bin ich das erste Mal mit Politik in Berührung gekommen“, erzählt der 65-Jährige heute.

Er war an der Hausbesetzung am Fischmarkt beteiligt

Er engagierte sich in der Hochschulpolitik und verkehrte in linken Kreisen, wie er heute sagt, die sich schon in den 80ern mit Wohnungsmangel in Konstanz beschäftigen. Moßmann erinnert sich an Hausbesetzungen in der Stadt, an denen er beteiligt war. „Das größte Projekt, das wir besetzt haben, war der Fischmarkt.“

Durch die Besetzung kam Bewegung in das Projekt Chérisy. Moßmann kritisiert allerdings, dass seither beim Thema Wohnen auf allen Ebenen zu wenig getan wurde – und heute Populisten unter anderem auf diesen Versäumnissen aufbauend Stimmung gegen Geflüchtete machen können, denen sie die Schuld am Wohnungsmangel zuschieben.

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„Das mache ich nicht, ich kündige“

Nach dem Studium arbeitete Moßmann unter anderem in der Qualitätssicherung für einen Nähmaschinenhersteller in der Schweiz, erzählt er. Nach kurzer Zeit stieg er demnach zur Leitung des Bereichs Qualitätsmanagements auf. „Da war ich 28 und hatte 85 Mitarbeiter.“ Aber Nähmaschinen hätten Ende der 80er-Jahre an Bedeutung verloren, es habe Verlagerungen in der Branche gegeben. „Ich hätte zehn Leute aus meiner Abteilung entlassen sollen und da habe ich gesagt: Das mache ich nicht, ich kündige.“

Seit Anfang der 2000er arbeitet er freiberuflich, berät verschiedene Unternehmen im Bereich Qualitätsmanagement. Nebenher engagiert er sich politisch, etwa in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Das wirtschaftliche System beschäftigt ihn noch immer, auch in Bezug auf den Klimaschutz.

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Für besseren Nahverkehr

Schon in den 80ern habe es Kampagnen wie „Jute statt Plastik“ gegeben, der Klimawandel war also Thema. Dennoch sei seither viel zu wenig dagegen unternommen worden. „Solange man auf den Euro schielt, den man an Gewinn machen kann, ohne darauf zu achten, was das mit Mensch und Umwelt macht, hat man keine Chance, die soziale, ökologische Wende hinzukriegen“, meint Moßmann. Für die Linke Liste kandidiert er auf Platz vier bei der Gemeinderatswahl.

Wichtige Themen seien für ihn weiterhin der Wohnraum in Konstanz, eine Vergünstigung des öffentlichen Nahverkehrs und damit verbunden die autofreie Innenstadt sowie das Engagement gegen Rechtsextremismus – Moßmann engagiert sich auch im Bündnis „Konstanz für Demokratie“. Und seinen Positionen möchte er im Wahlkampf treu bleiben: „Man darf sich nicht daran orientieren, was Stimmen bringt, sondern was sozial und solidarisch ist.“

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