Michael Blümm ist ein Mann mit zwei Gesichtern. Den einen Mann kann man persönlich treffen, er gibt sich freundlich, aufgeschlossen und vor allem zu jedem Gespräch bereit. Und er will gewählt werden: Für die neue Wählervereinigung KN Kommt tritt Michael Blümm auf dem ersten Listenplatz an.
Was steckt hinter dem Bündnis? Die Idee, sich zu engagieren, geht auf die Pandemiezeit zurück. „Als die Maßnahmen kamen, dachte ich, die veräppeln uns“, sagt Blümm. Bereits im März 2020 habe er auf der Marktstätte gestanden und protestiert – und die ersten Mitstreiter gefunden, „da gab es das Wort Querdenker noch gar nicht.“
Ein Mitstreiter, Frank Hinkelmann, habe die Initiative ergriffen und ihn animiert, aktiv zu werden. Aus der Sicht der Mitglieder des Bündnisses sind kommunale Entscheidungsprozesse zu intransparent.
Ingenieur, Tanzlehrer, Politiker?
Nun will also der Luft- und Raumfahrtingenieur und Tanzpädagoge in den Gemeinderat, um dort für mehr Mitbestimmung zu sorgen. Seinen Job bei den technischen Diensten der Swiss Air in Zürich gab Michael Blümm auf, als er das Gefühl hatte, genug Geld verdient zu haben.
Er zog nach Konstanz und studierte ab 2011 Sportwissenschaft, um als Tanzlehrer arbeiten zu können. Parallel dazu baute er seine Tanzschule auf und machte sich selbstständig. „Die Tanzschule hat es während der Pandemie zerlegt.“
Jetzt hat der 53-Jährige wieder umgesattelt: Mit einem Kollegen, einem Elektroingenieur, montiert Blümm in Konstanz PV-Anlagen. Damit verdient er sein Geld, die Tanzschule gibt es immer noch, er betreibt sie nebenbei. An Ideen fehlt es dem Wahl-Konstanzer jedenfalls nicht, und er teilt sie gerne mit, diskutiert, das Gespräch macht ihm Freude.
Eine Bereicherung also für die Bürger? Vielleicht. Wäre da nicht das andere Gesicht des Michael Blümm. Das zeigt er nur seinem Publikum in den sozialen Medien und es ist wütend und ungehalten. Meist richten sich die Postings gegen Bundespolitiker, gegen die „Etablierten“. Blümm findet für sie keine freundlichen Worte. „Schaut euch das verlogene Pack der Altparteien an“, postet er.
Oder auch: „Die Bevölkerung sollte dieses verlogene Pack bei der nächsten Wahl komplett entsorgen.“ Er schimpft aber auch über die „dümmste Bevölkerung“, rückt Bundeskanzler Scholz in die Nähe von Hitler, verteidigt die AfD gegen die „Schwachmaten“ aus den „Altparteien“.
Wo sieht sich der Wahl-Konstanzer politisch?
Wo also steht Michael Blümm? Ja, wenn man das wüsste. Links, rechts, rechtsextrem? Darauf angesprochen bezeichnet er sich als „sozial-liberal“, er möchte Solidarität mit Geringverdienern. Fügt an, dass ihm das Bündnis Sahra Wagenknecht sympathisch ist.
Und die AfD? Man diffamiere die AfD und höre deshalb die Opposition in Deutschland nicht, das passt ihm nicht. Die AfD selbst sei ihm aber nicht sozial genug. „Es kann aber sein, dass die AfD die gleichen Positionen vertritt wie ich.“
Und was will Michael Blümm im Gemeinderat bewirken? Er möchte, dass Terminals in Konstanz eingerichtet werden, an denen Bürger sich über die Kommunalpolitik informieren können. Und, dass in den Ortsteilen und Quartieren Bürgerräte gebildet werden. Ob er Gelegenheit bekommt, all dies umzusetzen, zeigt sich nach dem 9. Juni.
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