Kann man sich an Preise und Auszeichnungen eigentlich gewöhnen? Wenn das einer weiß, dann das Team des Konstanzer Start-Ups Fruitcore. Es hat jetzt für sein Industrierobotersystem für mittelständische Firmen den fünften Preis bekommen – in diesem Jahr. Mit den drei Preisen aus den Vorjahren ist es Auszeichnung Nummer acht in der Geschichte des 2017 gegründeten Unternehmens.
Diesmal ist es der mit 7500 Euro dotierte Sonderpreis der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg (MBG) des Innovationspreises des Landes. „Das Gefühl ist nicht in Worte zu fassen. Die Freude war groß, und wir fühlen uns sehr geehrt, dass wir uns 2020 zu den besten Innovationen des Landes Baden-Württemberg zählen dürfen“, sagt Jens Riegger, einer der Geschäftsführer von Fruitcore Robotics, auf Anfrage des SÜDKURIER.
Die Konstanzer überzeugen mit ihrer Innovation: Der Industrieroboter namens Horst, den es mittlerweile in drei Größen gibt – Horst600, Horst900 und den großen Horst1400 – , ist speziell für Unternehmen, die in die Automatisierung einsteigen. Er ist leicht zu bedienen. Zum Programmieren braucht man laut dem Unternehmen kein spezielles Fachwissen. Außerdem sei Horst günstiger als die Konkurrenz.
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut gab per Live-Übertragung im Internet aus dem Haus der Wirtschaft in Stuttgart die Preisträger bekannt. Und MBG-Geschäftsführer Guy Selbherr sagte in seiner Laudatio über das junge Team aus Konstanz, das mittlerweile 75 Mitarbeiter hat: „Ohne Digitalisierung in der Produktion geht künftig nichts mehr. Ein System, das die Kosten für die Automatisierung deutlich senkt und die Programmerstellung deutlich vereinfacht, fehlte bisher. Hier schafft Horst Abhilfe.“
Von einem Gewöhnungseffekt ob der ganzen Auszeichnungen ist Fruitcore offenbar weit entfernt – dieser Eindruck zumindest entsteht, wenn man Geschäftsführer Riegger fragt. Auszeichnungen, sagt er gegenüber dem SÜDKURIER, seien nach wie vor etwas Besonderes, und das werde sicher auch so bleiben. Und: „Jeder erhaltene Preis bestätigt auf seine Art und Weise die Leistung unseres gesamten Teams und unseren Qualitätsanspruch, den wir als Roboterhersteller haben.“
Wie geht es dem Team denn in der Pandemie? Im März stellte Fruitcore noch fast täglich neue Mitarbeiter ein. Dazu der Geschäftsführer: „Wegen des Coronavirus mussten auch wir unsere Personalplanung anpassen. Bislang sind wir ohne größere Einschnitte durch die Krise gekommen, haben dafür aber unsere Einstellungen nicht in unvermindertem Tempo fortgesetzt.“ Aktuell befänden sich 30 Prozent der Mitarbeiter im Homeoffice.
Mitte des Jahres hat Fruitcore expandiert und in Villingen-Schwenningen einen Produktionsstandort eröffnet. „Die Produktion“, berichtet Riegger, „ist erfolgreich angelaufen, und wir sind mehr als zufrieden. Es werden fleißig Roboter in Serie produziert.“
Auch die Markteinführung des kleineren Horst-Models, dem Horst600, habe wie geplant funktioniert. Auswirkung habe Corona trotzdem auf die Unternehmensplanung gehabt. So wollte Fruitcore in diesem Jahr auch das größere Horst-Model, den Horst1400, in Serie produzieren. Dies sei auf Frühjahr 2021 verschoben worden. Und, wie Geschäftsführer Jens Riegger weiter berichtet: „Die Grenzschließungen und Unsicherheiten im Frühjahr 2020 haben auch dazu geführt, dass wir die Internationalisierung von Fruitcore Robotics erst 2021 angehen werden.“