Das Unterhaltungsorchester (UHO) Reichenau begeisterte bei seinem traditionellen Winterkonzert. Rund 1200 Zuhörer kamen an den drei Konzertabenden in die Reichenauer Inselhalle. Höhepunkt war die gelungene Umsetzung des Musicals „Das Wunder von Bern“. Aber auch der Rest des dreigeteilten Programms unter Leitung von Dirigent Hartmut Spitzhüttl riss das Publikum mit.

Von dem Musical, das von dem Sieg der deutschen Fußballmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1954 in Bern handelt, präsentierten Orchester und Sänger rund die Hälfte aller Lieder. Um den Musikstücken eine verständliche Struktur zu geben, schrieb Juliane Epp einfache aber wirkungsvolle Überleitungen. Einige Musiker hatten sich dafür mit Schals und Trikots als Fußballfans verkleidet. Einen Sonderapplaus verdiente sich Valentin Frick, der die Rolle des Jungen Mattes sang. „Bombastisch“, urteilte Lilli Berges über die Leistung der Darsteller. Berges zählt wie die meisten Zuhörer zu den Stammgästen der Winterkonzerte. Zwischenzeitlich habe sie einige Jahre pausiert, komme nun aber wieder regelmäßig, erzählte Lilli Berges, die abwechselnd auf der Reichenau und in Wollmatingen lebt.

Peter Spieß aus Konstanz geht es wie vielen anderen. Den Film, auf dem das Musical basiert, kennt er nicht, weiß aber, dass es ihn gibt. „Das Wunder von Bern kennt man natürlich“, erklärte er und bezog sich damit auf den WM-Titel. Das Konzert des UHO fand er einfach fantastisch. „Ganz toll“, fasst er zusammen. „Die Atmosphäre ist locker, die Leute sind nicht abgehoben“, lobt er die Veranstaltung. Da sie immer gut besucht sei, ergebe sich ein schöner Rahmen. „Ich bin immer wieder beeindruckt davon, wie viel Musiker mitspielen“, erklärte Peter Spieß.

Heidi May, ebenfalls aus Konstanz, kommt schon seit gut acht Jahren regelmäßig zu den Winterkonzerten. „Ich höre so gerne Streicher“, sagte sie. „Weil es so viele sind, gibt das ein gutes Volumen“, ergänzte sie. Die Programmauswahl fand sie toll. „Ich finde es gut, dass die Auswahl der Musikstücke querbeet erfolgt ist, denn die Mischung macht es aus“, betonte sie. „Ich könnte noch einmal reingehen, denn es war super“, schwärmte sie. „Die Konzerte des UHO sind unbedingt empfehlenswert.“

Der Konstanzer Wolfgang Müller ist mit seiner Reichenauer Lebensgefährtin gekommen. „Das ist super von A bis Z“, sagte er begeistert. „Ich ziehe den Hut davor, wie die Musiker das Programm auf die Bühne bringen“, fasste Wolfgang Müller sein Lob zusammen. „Das ist Spitze“, fand auch Reichenauerin Rösle Romer.

Karl Ölz aus dem österreichischen Dornbirn hatte schon einmal ein Konzert des UHO besucht. „Ich bin ganz begeistert, dass man so etwas auf der Reichenau sehen kann“, schwärmt er. „Das ist ein riesiger Erfolg für das Orchester und die Sänger“, ergänzt Ölz.

Barbara und Volker Gotthardt leben seit fast 20 Jahren auf der Reichenau. Davor hatten sie fast ein Vierteljahrhundert in Berlin gelebt. „Uns gefällt es, hier so etwas Traditionelles zu erleben“, erklärte Barbara Gotthardt. Die Geschichte die „Das Wunder von Bern“ erzählt, fand sie anrührend. Die Geschichte der Kriegsheimkehrer sei gut herausgearbeitet worden. „Ich finde es erstaunlich, dass das UHO sich immer wieder etwas Neues einfallen lässt“, sagte ihr Mann Volker beeindruckt.

Dirigent Hartmut Spitzhüttl hatte eine kunterbunte Stückauswahl angekündigt. „Da passt Nichts zusammen“, hatte er scherzend hinzugefügt. Das stimmte vielleicht, aber dem Publikum war es einerlei. Entscheidend war viel mehr, dass die gelungenen Interpretationen und die Spiel- und Gesangsfreude die Zuhörer zu Jubelrufen hinrissen. Mit „So This Is Christmas“ von John Lennon gab es die wohlverdiente Zugabe, bei der alle Sänger des Abends gemeinsam auf der Bühne standen.


Film und Musical

Das Musical „Das Wunder von Bern“ basiert auf dem gleichnamigen Film von Sönke Wortmann aus dem Jahr 2003. Es wurde im November 2014 in Hamburg uraufgeführt. Film und Musical erzählen eine bewegende Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Fußball-Weltmeisterschaft von 1954 und gesellschaftlichen Situation in der Nachkriegszeit in Deutschland. Für den Jungen Mattes ist Fußballer Helmut Rahn ein großes Vorbild und erträumter Ersatzvater. Als Mattes Vater aus der Kriegsgefangenschaft kommt, verändert sich das Leben der Familie, da dieser Schwierigkeiten hat, sich an die neue Situation zu gewöhnen. (nea)