Auf diese Frage war er vielleicht vorbereitet. Doch es ist Manfred Sobisch deutlich anzumerken, dass ihm die Antwort nicht leicht fällt. Er benötigt ein paar Augenblicke, ehe er sagt: "Ich gehe schweren Herzens. Aber es ist höchste Zeit, das Feld den Jüngeren zu überlassen." 20 Jahre war der 73-Jährige Vorsitzender des Konstanzer Stadtsportverbandes.

Im Rahmen der heutigen 47. ordentlichen Mitgliederversammlung bittet Manfred Sobisch um Entlastung des 1. Vorsitzenden, sprich: Die Mitglieder sollen ihn vom Amt befreien. Das Feld ist bestellt, der Sport in Konstanz hat einen guten Stellenwert. "Noch ist nicht alles perfekt", sagt der passionierte Sportfunktionär. "Aber im Vergleich zur Zeit vor 20 Jahren sind wir schon deutlich weiter."

Wenn er auf eben jene Zeit zurückblickt, dann kommen ihm Begriffe wie Streit oder Schlacht in den Sinn. "Da herrschte geradezu Krieg zwischen den Funktionären der verschiedenen Sportarten, da hat jeder nur auf seinen Vorteil geschaut." Mittlerweile sei das anders. "Wir alle haben erkannt, dass man viel erreichen kann, wenn man zusammenarbeitet und hartnäckig ist." Das war überhaupt sein Credo als Vertreter des Konstanzer Sports: dranbleiben, im Notfall auch mal nerven – aber immer nur im Dienste der Sache. „Wenn ich etwas nicht richtig finde, dann muss ich mich zu Wort melden und auch mal den Finger in die Wunden legen.“

Wie harmonisch es zwischenzeitlich zugeht im Sport, zeigen diese Aussagen von Otto Eblen, Präsident des Handball-Zweitligisten HSG: "Manfred Sobisch ist wie Harald Schuster mitverantwortlich für die Erfolge im Konstanzer Sport. Mit ihrer Unterstützung konnten wir letztes Jahr den Aufstieg der HSG feiern, während vor zehn Jahren zwischen den Volleyballern des USC und der HSG erbittert um jede Halleneinheit gekämpft wurde. Nun treffen sich beide Vorsitzende beim gemeinsamen Spülen und Gedankenaustausch im Küchenbereich der Schänzle-Halle. Dieses Miteinander leben die Hallensportarten inzwischen vorbildlich."

Die Ära Manfred Sobisch war gerägt von den harten und langwierigen Diskussionen um Sportförderrichtlinien, Neubau oder Renovierung von Hallen- und Sportplätzen. "Was Fußballplätze angeht, haben wir eine komfortable Situation", sagt er. "Doch beim Thema Hallen gibt es noch viel zu tun." Zur Jahrtausendwende kam es zur Eskalation, als der Stadtsportverband mit Manfred Sobisch an der Spitze dem Sportamt mit Georg Geiger öffentlich vorwarf, die HSG Konstanz zu bevorteilen. Geiger wurde damals emotionale Nähe zur HSG vorgeworfen. Heute sagt er über den einstigen Sportamtsleiter: "Der Sport hat von ihm profitiert. Er und Bürgermeister Maas waren Gründe dafür, dass aus Konfrontation Kommunikation wurde."

Und auch Manfred Sobisch selbst hat eine Wandlung vollzogen. Nach seinem schweren Herzinfarkt 2011 haben sich seine Prioritäten verschoben. "Ich bin gelassener geworden, habe 30 Kilo abgenommen", sagt er. "Heute habe ich einen Blick für die Natur unserer Heimat." Jeden Morgen läuft er 15 Kilometer zwischen Dingelsdorf und der Mainau. "Das habe ich mir im Krankenbett geschworen", sagt er. Wenn das Wetter mitspielt, radelt er um Konstanz und die Reichenau. "Früher hatte mich das nie interessiert." Seit 45 Jahren wohnt Manfred Sobisch in Dingelsdorf. 20 Jahre war er Vorsitzender des SV Dingelsdorf, beim SV Dettingen-Dingelsdorf ist er Ehrenvorsitzender. So einer kann doch nicht ganz aufhören, oder? "Wenn mein Rat gefragt wird – gerne", sagt er, "aber ich werde mich nicht einmischen." Sein designierter Nachfolger, der 2. Vorsitzende Thomas Keck: "Ich habe in meiner achtjährigen Tätigkeit unter Manfred Sobisch so manches Mal von seiner Erfahrung profitiert und werde das in Zukunft hoffentlich weiterhin."


Stadtsportverband

Der am 6. April 1970 gegründete Verein führt den Namen "Stadtsportverband Konstanz”. Der Verein hat seinen Sitz in Konstanz. Er ist in das Vereinsregister Konstanz unter der Nr. VR 349 eingetragen. Der Verein vertritt die gemeinsamen Interessen der Konstanzer Sportvereine, insbesondere die Förderung des Leistungs-, des Breitensportes und der Jugendarbeit. Er wirkt beratend in allen bei der Stadt Konstanz und anderen Behörden anfallenden Sportfragen mit und fördert die Durchführung von Sportveranstaltungen in Konstanz. Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.