Seinen Namen hat in Konstanz wohl kaum jemand überhaupt je gehört. Seine Einrichtung in Dortmund liegt nicht gerade im Blickfeld des Bodensees. Und dass es sein Institut überhaupt gibt, ist nicht einmal allen Kirchen-Kennern bekannt. Aber nicht trotzdem, sondern genau deshalb sind sich die Macher hinter dem Konstanzer Konzilspreis ganz sicher, dass der Geehrte dieses Jahres genau der richtige ist. Am 5. November bekommt der katholische Priester Peter Klasvogt die Auszeichnung im Konzil überreicht. Wenige Tage bevor sich die Papstwahl zum 600. Mal jährt und daran erinnert wird, dass in Konstanz die Spaltung Europas überwunden wurde, zeichnet der Konzilspreis eine Initiative, die Europa und Werte miteinander verbindet.

Als der Name des Preisträgers veröffentlicht wurde, war es noch keine 48 Stunden bekannt, dass Europa-Kritiker die drittstärkste Kraft im neuen Bundestag stellen. Die Entscheidung für Prälat Peter Klasvogt als diesjährigen Geehrten fiel unterdessen früher. Der Münchener Kardinal Reinhard Marx, als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz einer der bedeutendsten Kirchenmänner der Welt, hatte als Pate die Aufgabe, einen Träger für den Konzilspreis zu finden – mit der Maßgabe, dass von der Verleihung ein Signal nach Europa ausgehen soll und zugleich eine Öffentlichkeit geschaffen wird für eine förderungswürdige Initiative. Marx wählte Klasvogt, der das Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn lenkt. Ein wesentliches Leitwort für dieses ist "Europa eine Seele geben".

Von ihm kam der Vorschlag: Kardinal Reinhard Marx hat mit Peter Klasvogt einen überraschenden Preisträger für den Konzilspreis nominiert.
Von ihm kam der Vorschlag: Kardinal Reinhard Marx hat mit Peter Klasvogt einen überraschenden Preisträger für den Konzilspreis nominiert. | Bild: Klaus D. Wolf

Dass das erklärungsbedürftig ist, das sagen der Preisträger wie auch Konziljubiläums-Chefin Ruth Bader frei heraus. Kern von Klasvogts Arbeit und Anlass für die hohe Auszeichnung ist, dass das Institut die Vermittlung von Werten mit einem Brückenbau innerhalb Europas verbindet. So will ein Jugendprogramm junge Leute aus Europa miteinander vernetzen und ihnen Perspektiven jenseits von Nationalismus geben. Grundlage dafür, sagt Klasvogt, ist die katholische Soziallehre mit ihrer Hinwendung zur Gemeinschaft. Dies kennzeichne auch deutsch-polnische Jugendbegegnungen der von Klasvogt mitbegründeten Stiftung Benevolens oder Projektwochen für Jugendliche im Netzwerk Sociomovens. Klasvogts Institut ist aber auch an der Ausbildung junger Priester in ehemaligen Ostblock-Ländern beteiligt; sie erhalten das Handwerkszeug, in ihren Gesellschaften für Solidarität einzutreten.

Dass Kardinal Marx ausgerechnet Klasvogt vorschlägt, hat mehrere Gründe. Zum einen dient der Preis dazu, den Träger und seine Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Zum anderen liegt Marx das Thema europäische Werte am Herzen. Und drittens war Marx einst selbst der Leiter des in Dortmund angesiedelten Sozialinstituts, das kirchliche und weltliche Sphäre zusammenbringt. Das Kuratorium Konstanzer Konzilspreis teilte dazu am Dienstag mit, damit würdige es "das umfassende europäische Engagement von Prälat Klasvogt und sein Wirken mit der Stiftung Benevolens sowie mit dem europäischen Jugendnetzwerk Sociomovens".

Klasvogt selbst sagte dem SÜDKURIER, er freue sich über den Preis ganz außerordentlich. Gerade in Zeiten, in denen Europa und Solidarität aufs Äußerste herausgefordert würden, sei er für die Bestätigung und Ermutigung besonders dankbar: "Das ist großartig." In Konstanz war der Konzilspreisträger schon öfter, unter anderem hatte er Kontakt zu dem Künstler Johannes Dörflinger. Dass der Preis am Ort der für Europa vor 600 Jahren so richtungweisenden Papstwahl vergeben werde, sei für ihn etwas ganz Besonderes. Die Aufmerksamkeit will er nutzen, um auf sein "Herzensanliegen Europa hinzuweisen", das Preisgeld von 10 000 Euro will er für die Jugendarbeit in und mit Ostmitteleuropa einsetzen.

Die Auszeichnung

Mit dem Konzilspreis will die Stadt Konstanz an das Konzil als europäisches Ereignis erinnern und die Idee des 600-Jahre-Jubiläums fortführen, er zeichnet Personen oder Initiativen aus, die sich in besonderer Weise für ein Europa der Begegnung einsetzen. Ein europaweit bekannter Pate schlägt dabei einen Preisträger vor. 2015 würdigte Schriftsteller Adolf Muschg den Theatermacher Milo Rau. 2017 wird die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung zum zweiten Mal verliehen. (sk)