Der Konstanzer Flugplatz wird kleiner – aber er bleibt. So lässt sich der Grundsatzbeschluss zusammenfassen, den der Technische und Umweltausschuss dem Gemeinderat zur Abstimmung empfiehlt. Peter Magulski, einer der Sprecher der Initiative Pro Flugplatz Konstanz, spricht nach der einstimmigen Entscheidung aus dem Ausschuss von einem "generell sinnvollen und guten Kompromiss". Allerdings nur, was das Hauptziel angeht, den Erhalt des Flugplatzes.
Konstanz benötigt bis 2030 Gewerbeflächen in den Ausmaßen von 40 Fußballfeldern
Mehr als drei Jahre stand die Zukunft des Flugplatzes grundsätzlich auf der Kippe. Im Mai 2015 beschloss der Gemeinderat seine Stilllegung. Der Grund: Was für Wohnraum gilt, gilt auch für Flächen für Unternehmen. Konstanz hat zu wenig davon und braucht mittelfristig mehr.
Experten für Stadtentwicklung schätzen: Rund 31 Hektar (oder mehr als 40 Fußballfelder) bis 2030. Dieselben Experten meinen außerdem: Abgesehen von kleinen Einzelstandorten oder irgendwann am Hafner ist in Konstanz mittelfristig nichts zu holen.
Auf den Gemeinderatsbeschluss vor dreieinhalb Jahren folgte eine emotionale Auseinandersetzung über das Für und Wider des Flugplatzes, fachlich genau als Verkehrslandeplatz (VLP) bezeichnet. Die Initiative seiner Befürworter um Peter Magulski reichte eine Petition ein, Experten erstellten Gutachten – bis sich im August 2017 das Regierungspräsidium Stuttgart mit einem Kompromissvorschlag einschaltete.
Flugplatz-Befürworter sagen: Der Kompromiss lässt keine Weiterentwicklung zu
Dessen Bedingung lautet zusammengefasst: So viel Gewerbe wie möglich schaffen, um den Flugbetrieb in Konstanz gerade noch sinnvoll aufrechtzuerhalten. Hier weicht Magulski von seiner grundsätzlichen Befürwortung des Kompromisses ab. "Das Nebenziel einer positiven Weiterentwicklung könnte damit nicht erreicht werden."
Am Oberlohn könnten bald Gebäude mit einer Höhe von 30 Metern stehen
Folgt der Gemeinderat, wie zu erwarten ist, in der kommenden Woche dem Kompromissvorschlag des Regierungspräsidiums, dann können zwischen fünf und sechs Hektar der dringend benötigen Gewerbefläche auf ehemaligem VLP-Grund entstehen. Mehr noch: Am Oberlohn sähe es dann ganz anders aus als heute. Bis zu 25 Meter hohe Gebäude in Richtung Byk-Gulden-Straße würden entstehen, in der Straße selbst könnten sie auf mehr als 30 Meter anwachsen. Der Istzustand an der Grenze zum Flugplatz: 6,5 Meter.
Piste wird verschoben, Zahl der Flugzeuge wird um ein Drittel kleiner
Die Stadtentwickler empfehlen, dorthin vor allem Handwerker, kleinere Unternehmen oder Start-ups zu lotsen, Firmen mit einem großen Flächenbedarf sollten sich nach dessen Erschließung am Hafner ansiedeln. Die Landepiste soll deshalb um bis zu 16 Meter nach Süden Richtung B 33 verschoben und minimal verschwenkt werden.
Zwischen Piste und Gewerbegebäude ist eine 15 Meter breite Hecke mit einem Wassergraben geplant. Weitere Konsequenzen: Die nicht mehr benötigte Segelfliegerpiste fällt weg, und die Zahl der Stellplätze für Flugzeuge wird auf 40 statt der bisherigen 60 begrenzt.
Peter Magulski hält dies für ein Risiko. Er fürchtet geringere Einnahmen für die Flughafengesellschaft, wenn weniger Gäste ihre Flieger an den Hallen abstellen dürfen.
Außerdem sei in den aktuellen Planungen weder für neue Hallen noch für ein mögliches Restaurant Platz vorgesehen. Bedenken hat er bei der verpflichtenden Überprüfung der Flieger vor dem Abheben. "Hier ist noch völlig unklar, wie, und ob überhaupt, dies praktikabel sein sollte", sagt er.
Ungefährlich sei jedoch die Gebäudehöhe von bis zu 30 Meter parallel zur Landebahn. "Das müssen Piloten können und entspricht absolut den Sicherheitsrichtlinien", sagt Magulski.
Neue Diskussionen sind nur eine Frage der Zeit
Die Stadtverwaltung wird sich noch auf Diskussionen einstellen müssen mit der Flughafengesellschaft, auch wenn laut Magulski beim derzeitigen Entwurf "nur noch kleine, aber entscheidende Änderungen" nötig seien. Der aktuelle Pachtvertrag zwischen den beiden Parteien wurde bis 2022 verlängert.
Detailfragen sollen laut Martin Wichmann vom Amt für Stadtplanung und Umwelt erst geklärt werden, wenn der Grundsatzbeschluss steht. Dazu gehören, wie er kürzlich sagte, "auch Fragen nach der Verteilung der Kosten der Umgestaltung oder die künftige Dauer des Pachtvertrags". Derzeit wird er noch alle fünf Jahre verlängert.
Spätestens 2028 wird die Fläche erneut auf ihre Tauglichkeit geprüft
Ohnehin ist offen, ob der jetzige Kompromiss endgültig sein wird. Der vorliegende Grundsatzbeschluss sieht eine Exit-Strategie vor. Spätestens in zehn Jahren soll erneut geprüft werden, ob das Konzept dann noch in die Stadtentwicklung passt. Vorstellbar, dass die Diskussionen um "Deutschlands ältesten Verkehrslandeplatz" dann von Neuem beginnen.
So geht es jetzt weiter
- Nächste Woche: Über den Grundsatzbeschluss muss noch der Wirtschaftsausschuss (Dienstag, 23. Oktober) und schließlich der Gemeinderat (Donnerstag, 25. Oktober) entscheiden. Gibt es auch hier eine Zustimmung, wird die künftige Gestaltung des Verkehrslandesplatzes erarbeitet.
- Ab 2019: Im nächsten Jahr muss von der Deutschen Flugsicherung die luftfahrtrechtliche Genehmigung für die Verlegung der Landepiste um einige Meter nach Süden eingeholt werden. Hier soll auch ein möglichst leister Flugbetrieb thematisiert werden. Parallel dazu würde die Segelfliegerpiste aus dem Flächennutzungsplan gestrichen und ein Bebauungsplanverfahren für eine gewerbliche Nutzung in Gang gesetzt. Auch Details wie Fragen nach der Verteilung der Kosten für die Umgestaltung oder die künftige Dauer des Pachtvertrags zwischen Stadt und Flughafengesellschaft werden erst nach der Entscheidung über den Grundsatzbeschluss geklärt.
- Spätestens 2028: Die Entscheidung jetzt wird nicht in Stein gemeißelt sein. Spätestens in zehn Jahren soll erneut geprüft werden, ob das Gebiet am Oberlohn stadtplanerisch dann sinnvoll genutzt wird, ob der Flugplatz möglicherweise doch noch vollständig weichen muss.