„Wir haben zeitweise sogar den Backofen in der Küche laufen lassen, dass es wärmer wird.“ Für Familie Kohl aus Dettingen war es ein kalter Start in das neue Jahr. Während draußen Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschten, wurde es auch in der eigenen Wohnung, im Winter eigentlich mollig warm, kälter und kälter: Die Heizung war ab dem 28. Dezembers immer wieder ausgefallen – "und mit ihr das Warmwasser", berichtet die zweifache Mutter Nicole Kohl verärgert.
Erst am Montag, 7. Januar, bekam der Vermieter, die städtische Wohnungsbaugesellschaft Konstanz (Wobak), das Problem nach eigenen Angaben wieder in den Griff.
Mieter fühlen sich von der Wobak im Stich gelassen
"Vor allem nachts haben wir gefroren, da konnten wir den Backofen ja nicht einfach laufen lassen", sagt die 39-jährige Mutter. Ihr Gatte Sven Kohl quält sich seither mit einer Erkältung durch die Wohnung, in der es mittlerweile endlich wieder angenehm warm ist.
Die beiden Heizlüfter, die ein Nachbar der vierköpfigen Familie für den Notfall überließ, stehen aber weiterhin griffbereit – "für den Fall der Fälle", wie Sven Kohl sagt. Er hätte sich von der Wobak mehr Unterstützung gewünscht: "Dass wir Heizlüfter gestellt bekommen, wäre ein Anfang gewesen", sagt der 41-Jährige.
Aber nicht nur die vierköpfige Familie erwischte der Heizungsausfall zwischen den Jahren kalt. Elf weitere Parteien des modernen Wohnkomplexes Im Grund – bestehend aus zwei Gebäuden, gekoppelt durch eine Heizanlage – waren davon betroffen.
Ein Softwareproblem war die Ursache für den Ausfall – die Heizung ist so modern, dass sie nur IT-Experten reparieren können
Die Wobak reagiert auf den Vorfall mit Bedauern: „Dass so etwas passiert, tut uns natürlich leid“, erklärt Hans-Joachim Lehmann, Referent der Geschäftsführung. Er begründet die lange andauernden Schwierigkeiten und Reparaturarbeiten mit dem „Fluch der Technik“, den eine solch moderne Heizungsanlage, wie sie in der Wohnanlage in Dettingen verbaut ist, mit sich bringe: „Man kann heute nicht mehr einfach nur den grünen oder den roten Knopf drücken, und schon ist das Problem gelöst“, so Lehmann. Vielmehr verursachten Schwierigkeiten mit der Software, die die besonders energieeffiziente Anlage steuert, den Ausfall der Heizung.
Im Normalfall, so Lehmann weiter, sei die Wobak mit ihrem Notdienst für einen solchen Ausfall gerüstet. Nicht aber im Falle dieser High-Tech-Heizanlage, die vor rund vier Jahren installiert wurde. Denn erst als nach mehreren Tagen externe IT-Spezialisten herangezogen wurden, konnten diese die Ursache des Problems feststellen.
„Der klassische Heizungsmonteur kann bei einer solchen Anlage nichts mehr ausrichten“, sagt Hans-Joachim Lehmann. Die Feiertage zwischen den Jahren hätten die Situation dann zusätzlich verschärft. Zudem sei die Heizung immer wieder hochgefahren worden – und doch immer wieder ausgefallen.
Bis die Heizung wieder läuft, sorgt eine mobile Anlage für Wärme
Seit Beginn der Woche habe man nun das Problem nun im Griff, sagt Lehmann. Zudem müsse ein Bauteil ersetzt werden, bei dem sich die Lieferung in die Länge ziehe. Bis dahin sorgt eine mobile Heizanlage – ein sogenanntes Hotmobil – für Wärme in den Wohnungen. „Wir werden das aber weiterhin kontrollieren und im Auge behalten.“
Viele Familien in der Wohnanlage bleiben dennoch verunsichert: Auch Sebastian Schlag, der mit seiner Frau und seinen vier Kindern eines der zwölf Appartements bewohnt, fühlt sich von der Wobak im Stich gelassen. "Auch nach vergangenem Montag lief die Heizung teilweise nicht auf voller Leistung", berichtet er.
Schlag kritisiert zudem die Informationspolitik der Wobak: „Von einem Unternehmen dieser Größe kann man eigentlich erwarten, dass es für solche Fälle Notfallpläne hat, die regeln, wie man Mieter in solchen Situationen unter die Arme greift."
Mieter haben Anspruch auf funktionstüchtige Heizung
Welche rechtlichen Möglichkeiten Betroffene in einem Fall wie in Dettingen haben, erklärt Winfried Kropp vom Deutschen Mieterbund Bodensee (DMB): "Mieter haben einen Anspruch, dass sie ihre Wohnung vertragsgemäß nutzen können." Dazu gehöre auch eine funktionierende Heizung. "Die Zimmertemperatur sollte in der ganzen Wohnung auf jeden Fall 20 bis 22 Grad erreichen", so Kropp weiter.
Fällt eine Heizung im Winter dann mehrere Tage vollständig aus, sei eine Mietminderung bis zu 70 oder gar 100 Prozent möglich, das zeigten vergangene Gerichtsurteile. Dennoch, schiebt Kropp hinterher, müsse eine Mietminderung im angemessenen Verhältnis zur Beeinträchtigung und Nutzungseinschränkung stehen. Er empfiehlt Mietern daher, sich vor diesem Schritt von Experten beraten zu lassen.
Betroffener fordert bereits Mietminderung, andere wollen einen Anwalt einschalten
Sebastian Schlag hat diesen Weg bereits gewählt. Er hat Protokoll über den Vorfall geführt – und die Wobak nun in einem Schreiben zu einer Mietminderung aufgefordert. Von anderen Bewohnern wisse er, dass diese einen Anwalt einschalten wollen. Denn der Unmut ist groß.
Hans-Joachim Lehmann von der Wobak versteht den Ärger der Betroffenen: „Wir wollen natürlich nicht mit unseren Mietern streiten.“ Ob jedoch ein Anspruch auf eine Mietminderung bestehe, müsse nun individuell geklärt werden. Einen pauschalen Anspruch sehe er nicht.
Dem Vorwurf, die Wobak habe die Mieter im Stich gelassen zu haben, entgegnet er: „Wir sind mit unserem Notdienst natürlich hinterher, längere Ausfälle auszuschließen und Probleme so schnell wie möglich zu lösen“. Viel mehr tun, als bereits getan wurde, könne man nicht tun.