Sie glänzen auch bei trübem Wetter, sind mindestens 30 Jahre alt und sehen makellos aus, selbst wenn sie das Seniorenalter erreicht haben: Rund 200 historische Autos waren auf der Hafenmeile beim alljährlichen Oldtimer-Brunch zu bewundern. Sechs davon lernen Sie hier genauer kennen.
Bentley

Sven Kamerar fährt einen Bentley T2, von dem nur 558 Stück gebaut wurden. Sein Fahrzeug habe Sir Ernest Harrison 1980 gekauft, als er das Unternehmen Vodafone gründete. "Er hat den Bentley zwei Jahre lang gefahren. Es war damals fünf Mal so teuer wie eine S-Klasse", berichtet der Konstanzer. Kamerar ist inzwischen der fünfte Besitzer. "Ich habe ihn in London gekauft und selbst nach Köln, wo ich gelebt habe, überführt. Ich pflege ihn nach höchstem Bentley-Werkstatt-Standard. Mein Werkstattmeister ist begeistert. Er ist die Erfüllung eines Jugendtraums", erzählt er.

Sven Kamerar schätzt, dass sein Oldtimer zu den am Besten dokumentierten Autos der Welt gehört. Beim Kauf habe er eine Kiste mit sämtlichen Fahrtenbüchern, Reparaturreports und dergleichen erhalten, die lückenlos vorhanden seien. "Der Vorbesitzer hat zudem zwölf Jahre lang Tagebuch geführt. Das führe ich fort", erklärt Sven Kamerar.

Jüngst sei er an einem Wochenende 1700 Kilometer gefahren. Insgesamt 23 Stunden Fahrzeit war er unterwegs. "Ich hätte noch länger fahren können. Mit dem Bentley ist Fahren wie Schweben. Bei Tempo 60 hört man noch die eingebaute Uhr ticken", schwärmt er.
Mini Cooper

Timo Burger aus Friedingen fährt einen Mini Cooper 1300, genannt "John Cooper", der 1974 gebaut wurde. Im Originalzustand ist er allerdings nicht mehr. "Ich habe ihn selbst in eine Rallye-Version umgebaut, ähnlich wie ihn Walter Röhrl gefahren hat", erzählt Burger. Die Sitze haben Hosenträgergurte, der Innenraum ist durch einen Überrollbügel geschützt. Armaturenbrett, Reifen, Bremsen und Vergaser sind dem sportlichen Zweck angepasst.

"Mit meiner Mutter bin ich schon als Einjähriger zur Kirchweih mit Oldtimer-Treffen nach Hilzingen gefahren. Und mein Papa ist Oldtimer-Fan", erzählt der Kraftfahrzeug-Mechaniker.
Auch seine Partnerin Tatjana Kramer aus Bodman begeistert sich für alte Fahrzeuge. "Es ist ein tolles Auto", schwärmt sie vom Mini. "Ich finde Oldtimer faszinierend, weil meine Familie viel mit Autos am Hut hat. Sie hat einen Ford Capri und einen Ford A aus dem Jahr 1929", ergänzt sie.
Timo Burger trifft sich regelmäßig mit Freunden, die sich in der Gruppe "Benzin im Schädel" zusammengeschlossen haben. "Wir sind nicht an Marken gebunden. Mit meinen 25 Jahren bin ich der Jüngste. Aber von den alten Hasen kann ich noch etwas lernen", sagt Burger.
Mercedes 230 SL Pagode

Helga Schäfer aus Dettingen fährt einen Mercedes 230 SL. Der Spitzname "Pagode" leitet sich vom nach innen gewölbten Hardtop ab. Das Auto gehört inzwischen seit 44 Jahren zur Familie, wie sie sagt. "Mein Ehemann fand ihn toll, und ich auch. Er war unsere erste gemeinsame Anschaffung", erzählt sie. Das 1964 gebaute Auto hatten sie damals gebraucht gekauft. "Inzwischen warten die Enkelkinder darauf, dass sie ihn eines Tages bekommen", sagt sie lachend. "Bei meiner Tochter war es das Hochzeitsauto."
Fiat Abarth

Das Ehepaar Wolfgang Haller und Heidi Schmidt-Haller aus Konstanz fährt einen Fiat Abarth 1000 TC und einen Fiat Abarth 595. "Ich bin früher Motosport gefahren. Ich bin Autofanatiker. Die beiden Autos habe ich zum größten Teil selbst restauriert. In den grauen habe ich rund 1500 Stunden und in den roten etwa 800 Stunden investiert. Den grauen fahre ich im Motosport, der rote ist für den Alltagsgebrauch", erzählt Wolfgang Haller. "Ich fahre damit auch zum Einkaufen. Das Auto muss bewegt werden. Es ist ja auch ein richtiger Blickfang", schwärmt Heidi Schmidt-Haller.
AC Cobra

Kurt Breit fährt eine AC Cobra von 1976. "Das ist mein Lieblingsfahrzeug. Ich habe es nach meinen Wünschen für den Rennsport umbauen lassen. Die Form ist original, der Rest nicht. Es hat viele Sicherheitsmerkmale eingebaut bekommen."

"Der eingebaute Motor ist größer als der originale. Es ist ein Chevrolet-Motor, wie er auch in der amerikanischen Nascar-Serie gefahren wird. Der 7-Liter-V8-Motor leistet 710 PS bei einem Drehmoment von 1025 Newtonmetern. Das ist nichts für schwache Nerven. Ein 19-Jähriger würde sich damit glatt umbringen. Man muss da schon die Traktionskontrolle beherrschen."

"Das Auto hat zwar eine Straßenzulassung und wäre durchaus als Alltagsauto verwendbar. Aber dafür ist es mir zu schade", sagt Kurt Breit.
...und als ganz besonderer Gast: ein Rolls-Royce Phantom I
Das Oldtimerland und sein Organisator
Oldtimerland Bodensee ist ein offenes Netzwerk für Freunde historischer Autos. Es soll eine gemeinsame Plattform zur Zusammenarbeit unterschiedlichster Interessengruppen bieten sowie Informationen austauschen und Hilfe anbieten. Oldtimerland organisiert unter anderem Rallyes und Reisen.

Hilmar Wörnle, Cheforganisator von Oldtimerland Bodensee, moderiert die Fahrzeugschau auf der Hafenmeile. Zu jedem Oldtimer, der an der Wendefläche vorfährt, fasst er die wichtigsten Angaben zum Fahrzeug fürs Publikum zusammen. Rund 200 historische Autos seien zu sehen gewesen, sagt er.