Eine rote Bank macht nun rund zwei Wochen lang beim Hohenfelser Rathaus auf das ernste Thema der Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Die Rote Bank ist eine Aktion des Vereins „Frauen helfen Frauen in Not“ und wird bis November in verschiedenen Orten im ganzen Landkreis aufgestellt.

Waltraud Weber vom Verein und Petra Martin-Schweizer, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Konstanz, brachten das Symbol, das Aufmerksamkeit erregen soll, am Mittwochnachmittag nach Liggersdorf, wo Bürgermeister Florian Zindeler, zwei Rathausmitarbeiter und drei Gemeinderäte beim Aufstellen halfen.

Sie freuen sich, dass die Rote Bank jetzt bis Anfang Juli in Hohenfels am Vereinshaus neben dem Rathaus steht (von links): Bürgermeister ...
Sie freuen sich, dass die Rote Bank jetzt bis Anfang Juli in Hohenfels am Vereinshaus neben dem Rathaus steht (von links): Bürgermeister Florian Zindeler, Waltraud Weber vom Verein „Frauen helfen Frauen in Not“, Gemeinderat Karlheinz Lehmann und Petra Martin-Schweizer, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Konstanz. | Bild: Löffler, Ramona

Das Symbol solle das Thema aus der Tabuzone holen, erläuterte Waltraud Weber. Und Petra Martin-Schweizer ergänzte: „Wir möchten Frauen Mut machen, aus der Situation herauszukommen.“

Die Dunkelziffer ist sehr hoch

Waltraud Weber schilderte Gemeinderat Karlheinz Lehmann (Freie Unabhängige Wählervereinigung) auf Rückfrage, dass die Zahlen der Gewalt an Frauen bundesweit zuletzt um zehn Prozent gestiegen seien. In Baden-Württemberg seien es 13 Prozent. Allerdings sei nicht klar, ob inzwischen wirklich mehr geschehe oder mehr als früher gemeldet werde. Auf jeden Fall sei die Dunkelziffer noch sehr hoch. Bei dem Termin sprachen die Beteiligten über verschiedene Arten von Gewalt, die Frauen widerfahren kann.

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Petra Martin-Schweizer erzählte aus ihrer Arbeit im Landratsamt sogar davon, dass Männer bei ihr angerufen hätten, die selbst Hilfe gesucht hätten, damit sie einer Frau nichts antun. In der Beratungsstelle habe es 300 neue Fälle im Jahr 2022 gegeben.

Die beiden Frauen wiesen darauf hin, dass die Beratungsstelle kein Frauenhaus sei. Wohnraum für Opfer sei immer ein Problem. Lehmann sagte, die Gemeinde würde gerne etwas anbieten, doch die Kapazitäten seien durch die Flüchtlingsunterbringung gebunden.

Bürgermeister Florian Zindeler (links) hält die Bank, während Gemeinderat Karlheinz Lehmann den Aufkleber der Gemeinde Hohenfels ...
Bürgermeister Florian Zindeler (links) hält die Bank, während Gemeinderat Karlheinz Lehmann den Aufkleber der Gemeinde Hohenfels anbringt. Auf der Bank sind Aufkleber aller Gemeinden, in denen sie bisher schon gestanden hat. | Bild: Löffler, Ramona

Florian Zindeler sagte, die Gemeinde sei sofort bereit gewesen, bei der Aktion mitzumachen: „Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagte er mit einem Verweis auf die Tötung von Sabrina P. in Stockach und manchen Vorfällen, von denen die Hohenfelser Ortspolizeibehörde erfahre.

Waltraud Weber erklärte, dass häusliche Gewalt eine Form der Kindeswohlgefährdung ist. Dies sei nicht nur dann, wenn Kinder selbst Opfer von Gewalt werden, sondern auch dann, wenn sie diese als Beobachter miterleben müssen.

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Wie Opfer Hilfe erhalten können

Die Frauen erklärten, die Beratungsstelle des Landkreises sei von Montag bis Freitag unter 07531 67999 erreichbar. Zudem gebe es das allgemeine Hilfstelefon 116 016 für Frauen, bei dem man rund um die Uhr anrufen könne.

Außer der Bank soll es auch an verschiedenen Stellen im Ort Informationen geben, damit Frauen wissen, unter welcher Telefonnummer oder Internetadresse sie Hilfe erhalten können, falls sie Opfer häuslicher Gewalt sind. Auch direkt auf der roten Bank stehen die Kontaktdaten. Außerdem befinden sich an der Bank Aufkleber aller Gemeinden, in denen sie bisher war.

Unten an der Bank sind Aufkleber aller Gemeinden, in denen sie bisher schon gestanden hat.
Unten an der Bank sind Aufkleber aller Gemeinden, in denen sie bisher schon gestanden hat. | Bild: Löffler, Ramona

Nach Hohenfels wandert die Bank über den Sommer durch verschiedenene Orte. Nach derzeitiger Planung wird sie im September in Stockach stehen. Der Zeitplan der Orte steht auf der Internetseite zur Aktion.