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Das Projekt, das die Gemeinde Hohenfels gemeinsam mit der Thüga Energienetze GmbH angestoßen hat, ist groß: 20 Kilometer Erdgasleitungen sollen bis 2021 in den Ortsteilen verlegt sein, sodass fast alle Häuser künftig auch mit Erdgas heizen können. "Das ist ein sportliches Ziel", sagt Bürgermeister Florian Zindeler. Dafür wird die Thüga laut einer Pressemitteilung rund zwei Millionen Euro investieren. Und nachdem die Unterschrift unter dem Vertrag nun getrocknet ist, soll es zeitnah losgehen: "Wir starten zu Beginn des neuen Jahres in die Bauphase", teilt Zindeler mit. Gemeinde und Thüga kündigen an, dass die Rohrarbeiten außerdem für schnelles Internet genutzt werden können.

"Eine exakte Bauzeit auf den Tag genau festzulegen, ist bei derartigen Projekten erfahrungsgemäß schwierig", erläutert Markus Kittl, Kommunalmanager der Thüga Energienetze für Baden-Württemberg, laut einer Pressemitteilung, "aber wir rechnen mit einem Zeitraum bis zur Fertigstellung von rund drei Jahren." Bis 2021 sollen Stück für Stück die Ortsteile Liggersdorf, Mindersdorf, Selgetsweiler, Kalkofen und Deutwang an ein Erdgasnetz angebunden werden. "Wir hatten noch kein funktionierendes Netz", sagt Bürgermeister Florian Zindeler.

Vorgeschichte: Erste Rohre in Deutwang

Im Ortsteil Deutwang wurden von der Gemeinde bereits rund 2000 Meter Netz vorverlegt, die nun von der Thüga Energienetze übernommen werden und bei der Gesamtplanung berücksichtigt werden sollen. "Es wäre ein Frevel gewesen, wenn wir die Arbeiten an der Ortsdurchfahrt nicht genutzt hätten", erklärt Zindeler diese Besonderheit. Anfang 2017 hatte der Landkreis die Ortsdurchfahrt erneuert, dabei wurden auch Leerrohre für die Gasleitung und die Leerrohre für das schnelle Internet verlegt. Die Gemeinde habe das vorfinanziert, sagt Zindeler. Bereits 2016 habe man erstmals über eine Erdgasversorgung für Hohenfels gesprochen. Nach den Leerrohren in Deutwang habe man eine Konzession ausschreiben wollen, eine Bürgerbefragung habe diese Absicht gestärkt.

Fast jedes Haus kann künftig auf Öltank verzichten

Nach der Vertragsunterzeichnung steht für die nächsten 20 Jahre fest, dass die Thüga sich um die Netze kümmern wird. Die Thüga Energienetze GmbH unterhält in Deutschland bereits mehr als 120 Erdgas- und Stromnetze und betreibt ein Leitungsnetz von mehr als 5500 Kilometern Länge. Die Konzession für Hohenfels geht bis 2038. Während dieser Zeit wird die Thüga neue Leitungen planen, bauen und betreiben. Dafür werde die Thüga nun die Haushalte anfragen, ob sie Gas wünschen, kündigte Zindeler an. Doch die Entscheidung müsse nicht umgehend fallen, auch später soll ein Anschluss möglich sein. Die Thüga beurteile allerdings nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten – deshalb ist in der Pressemitteilung davon die Rede, dass künftig fast jedes Haus mit Erdgas versorgt werden könne, wie Zindeler auf Nachfrage erklärt. Der Energieträger Erdgas hat laut Markus Kittl von der Thüga große Vorteile: "Erdgas verbrennt emissionsärmer als andere fossile Energien und durch den Direktanschluss über die Therme im Haus brauchen Lagerkapazitäten wie Tanks nicht mehr vorgehalten und gewartet zu werden."

Auch schnelleres Internet möglich

Der Ausbau des Erdgasnetzes könnte für Hohenfels einen weiteren großen Vorteil bieten. Denn wie bereits in Deutwang können auch bei den Rohrarbeiten der Thüga Synergieeffekte genutzt werden: Mit den rund 20 Kilometern Gasnetz können nach Abstimmung auch Leerrohre für einen leistungsstarken Glasfasernetzanschluss in den bisher noch nicht ausgebauten Straßen und Ortsteilen mitverlegt werden. "Wer Übertragungsraten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde gebrauchen kann, der braucht sich nur bei uns zu melden", sagt Bürgermeister Florian Zindeler stolz. Schließlich hat die kleine Gemeinde mit den fünf Ortsteilen dann schon bald in der Fläche das schnellste Internet, das in Deutschland derzeit verfügbar ist. Dies betrifft laut Zindeler rund 55 Prozent der Haushalte in Hohenfels, bei 45 Prozent sei schnelles Internet dank Glasfaserleitungen bereits verfügbar.

Thüga verspricht Rabatt für Kombination von Gas und Glasfaser

Dass Erdgas- und Glasfasernetz gleichzeitig ausgebaut werden, soll auch für niedrigere Kosten bei den Bauarbeiten sorgen – denn die aufwendigen Grabarbeiten fallen dann nur einmal an. Das Glasfasernetz wird nach dem FTTB-Prinzip in die Haushalte gebracht – die englische Abkürzung steht für "Fiber to the Building" (Glasfaser bis ans Gebäude) und bedeutet, dass die Glasfaserleitung direkt ins Wohngebäude führt, ohne Umschaltpunkte. "Das ist ein Grund für die hohen Geschwindigkeitsraten", sagt Kittl weiter.