Der Blick von der Tunnelbrücke zeigt das ganze Ausmaß des Ärgernisses: Lastwagen an Lastwagen auf der PKW-Spur. Die Brummis quälen sich zum Grenzübergang Bietingen-Thayngen. Es geht kaum voran. Dabei ist es Dienstag und bereits 9.30 Uhr. "Zwischen 6 und 9 Uhr am Mittwoch ist es hier eigentlich am schlimmsten", sagt Arne Vigh, Geschäftsführer der Frey GmbH, Neutrale Verzollungen. Vigh hat einen Brandbrief an den Gottmadinger Bürgermeister Michael Klinger geschrieben. Nicht nur, weil er das morgendliche Chaos leid ist, sondern vor allem, weil ihm die Verkehrssicherheit große Sorgen bereitet. "Seit dem Ende der Sommerferien ist es wieder ganz schlimm geworden", sagt Vigh und schiebt gleich ein Erlebnis nach, das einen selbst beim Zuhören erschaudern lässt: "An einem Morgen fand ich mich im Tunnel mit meinem Privatwagen eingekeilt von Lastwagen. Auf der Lkw-Spur Lastwagen, auf der Pkw-Spur vor und hinter mir Lastwagen und dann auch noch auf der Spur links neben mir. Wo eigentlich der Verkehr aus der Schweiz rollen soll, fuhr alles in Richtung Grenze. Oder es wird mitten im Tunnel gewendet." Vigh fordert, dass die Verkehrspolizei den lebensgefährlichen Brennpunkt scharf kontrolliert, um das Chaos zu beenden. Auch fordert er einen runden Tisch, an dem nach Lösungen gesucht werden soll.
Das Thema ist nicht neu und hat schon vielfach für Schlagzeilen gesorgt. Doch seit dem Sommer hat sich das Problem nochmals verschärft. Bürgermeister Michael Klinger hat prompt und ausführlich auf Arne Vighs Klagen reagiert. Er sieht jedoch auch die Schweiz in der Pflicht, die mit ihrem Nachtfahrverbot die eigentliche Ursache der Rückstaus auf deutscher Seite sei. Keinesfalls werde er es zulassen, so Klinger, dass die letzten wertvollen freien Flächen in Bietingen nahe der Zollanlage mit weiteren Lkw-Parkplätzen zugepflastert werden, schreibt er an Vigh. "Wir brauchen diese wertvollen Flächen für andere Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde, zum Beispiel den Ausbau der Gewerbegebiete." Die Gemeinde Gottmadingen werde aber bei der Planung ihres Gewerbegebietes in Bietingen Baurecht für eine weitere Lkw-Stauspur schaffen, um den Lkw-Verkehr direkt vor der Zollanlage noch stärker entzerren zu können und eine Zufahrt auf noch mehr Abfertigungskabinen zu ermöglichen.
Wie Arne Vigh ist auch Michael Klinger überzeugt davon, dass der Gottmadinger Polizeiposten alleine mit dem Problem im öffentlichen Straßenraum überfordert ist. Fahrer, die sich dort am Straßenrand in ihren Kabinen zum Schlafen legen und dann am Morgen den Verkehrsfluss blockieren, seien nicht akzeptabel. Hier seien übergeordnete Polizeibehörden sowie das Regierungspräsidium Freiburg gefordert. Den runden Tisch gibt es längst. Jetzt knüpft Klinger neue Hoffnungen an die neue Singener Revierleiterin.
Das Problem
Lkw-Fahrer stehen vor dem Bietinger Zoll auf ihrer Spur im Stau und schlafen. Wenn am Morgen der Verkehr anrollt, werden sie nicht von Kollegen geweckt, sondern von diesen auf der Pkw-Spur überholt. Auf diese Weise verstopfen sie beide Fahrbahnen.