Ortstermin im Regen an den Rheinufern: Walter Vogelsanger, der beim Kraftwerk Schaffhausen für den Uferunterhalt zuständig ist und sein Projektleiter Peter Hunziker, beide auch als die „Rheinmacher“ bekannt, informierten über die neuesten baulichen und ökologischen Maßnahmen in Sachen Uferrenaturierung.
Pflanzenteppiche aus Hamburg
Dabei war von Peter Hunziker zu erfahren, dass auf Büsinger Boden von den Rheinmachern gekaufte, so genannte „vorkultivierte Grünverbauelemente“ aus einem Pflanzenbetrieb nahe Hamburg zwischengelagert werden.
Die Pflanzen beziehungsweise Gräser, die im Wasser gedeihen, werden, wenn im Herbst der niedrige Wasserstand es zulässt, zur Sicherung des renaturierten, sehr steilen Rheinufers im Dießenhofer Gebiet Galgenacker eingesetzt. Ursprünglich waren die Pflanzenteppiche für die Uferbefestigung auf der rechten Rheinseite, auf der Gailinger Gemarkung Kohler, vorgesehen.
Nur einheimische Pflanzen
Doch das Landratsamt Konstanz hat den Einbau der aus Hamburg stammenden Pflanzen nicht akzeptiert. Das Saat- oder Pflanzengut, das man einsetzen will, muss laut Vorschrift des Landratsamtes aus den gleichen Naturräumen stammen.
Das hat Peter Hunziker von SH Power bei der Presseveranstaltung auf dem Fährboot mitgeteilt. Hunziker gab zu Bedenken, dass auch Wasservögel fremdes Saatgut von ihren weiten Reisen mitbringen könnten, wenn sie ihren Vogelflug unterbrechen und in der Region einen Zwischenhalt einlegen.
Hunziker und Walter Vogelsanger haben jedoch eine Lösung für die Gailinger Uferbefestigung im Kohler gefunden. Es kam ihnen gelegen, dass bei dem im vergangenen Winter renaturierten Ufer bei der Büsinger Rheinwies, auf dem Campingplatz des Schaffhauser Kanuclubs, Pflanzenteppiche geerntet werden mussten, um Kies einzubringen. Diese Pflanzenteppiche von der Rheinwies werden jetzt wenige hundert Meter rheinaufwärts beim Kohler eingepflanzt.
Keine Probleme durch Hochwasser
Themen auf dem Fährboot waren auch das diesjährige Hochwasser und die Juli-Hitze. Die Frage war, ob der reißende Rhein auch die renaturierten Ufer weggespült hat. Das war zur Freude und Genugtuung der beiden „Rheinmacher“ Vogelsanger und Hunziker nicht der Fall. So konnten sie auch Skeptiker beruhigen, die prophezeit hatten, dass ein Hochwasser den Kies der renaturierten Ufer wegschwemmen würde.

Was den Hitzemonat mit den erhöhten Rheinwassertemperaturen anbelangt, so konnten die heißen Tage den Fischen keinen nennenswerten Schaden zufügen, auch Dank der Renaturierungsmaßnahmen und besseren Öffnungen der Bachmündungen in den Rhein. Die Fische konnten die kühleren Bachmündungen aufsuchen.
Fische profitieren von Renaturierung
Die Fische, so waren sich Vogelsanger und Hunziker einig, sind die grössten Profiteure der Renaturierung. Die Jungfische finden jetzt wieder vermehrt ruhige Hinterwasser in denen sie wachsen können ohne von der Flut rheinabwärts geschwemmt zu werden.
Und die Menschen? Walter Vogelsanger wies darauf hin, dass die Rheinufer wieder natürlicher und damit zu „unserem kleinen Amazonas„ werden und das erfreue doch des Menschen Herz.
Die Kosten
Gemäß Konzession ist die Kraftwerk Schaffhausen AG (heute SH Power) verpflichtet, den Uferunterhalt innerhalb des Konzessionsgebiets zu gewährleisten. Dieses erstreckt sich vom Flurlinger Eisensteg bis zum Schupfen und umfasst beidseitig jeweils 14 Uferkilometer. Seit 2004 werden die Ufer im Staugebiet des Kraftwerks Schaffhausen nach und nach von Betonplatten und Steinblöcken befreit. Die bisherigen Kosten für Renaturierungs-Maßnahmen von sieben Millionen Franken stammen laut Walter Vogelsanger aus dem Verkauf von Ökostrom.