Ab dem Sommer 2023 wird der evangelischen Kirchengemeinde in Engen ein neues, barrierefreies Gemeindehaus zur Verfügung stehen. So sieht es jedenfalls die Planung des Konstanzer Architekten Fredi D‘Aloisio vor. Endlich, möchte man sagen. Denn Überlegungen und auch konkrete Pläne für das kirchliche Bauprojekt gibt es bereits seit einigen Jahren.
Bau mit 50er-Jahre-Charme
Nicht nur die Fassade ist gräulich und in die Jahre gekommen, auch das Innere des evangelischen Gemeindehauses versprüht den Charme der Mitte des letzten Jahrhunderts und trägt die Zeichen intensiver Nutzung. Weitaus problematischer, und das praktisch seit dem Bau, ist der Zugang über eine breite Treppe. Schwierig für alle Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen.

Doch diese Mankos sollen nun bald endgültig der Vergangenheit angehören. Im Juli fährt laut Planung der Abrissbagger vor, um das in die Jahre gekommene Gebäude abzureißen.
Direkt im Anschluss soll an gleicher Stelle das neue, barrierefreie Gemeindehaus entstehen. „Ende Juni findet das letzte Gemeindefest im alten Haus statt“, sagte Pfarrer Michael Wurster bei der Vorstellung der Bauplanung.
Auch Wurster ist anzumerken, wie sehr er sich über den nun greifbaren Start des Bauprojekts freut. Erste Überlegungen für ein neues Gemeindehaus habe es bereits vor vielen Jahren gegeben, so der Pfarrer. Diese seien konkreter geworden, als die evangelische Landeskirche in Baden 2014 das Liegenschaftsprojekt beschlossen habe.
In dessen Rahmen sollen ein Drittel aller Gebäude beziehungsweise Grundstücke der Landeskirche verkauft werden, um Kosten zu reduzieren. In Engen habe man sich daraufhin überlegt, das bisherige Pfarrhaus zu verkaufen und dafür ein neues Gemeindehaus mit integrierter Pfarrwohnung und Pfarrbüro zu bauen. 2017 veranstaltete die Gemeinde einen Architektenwettbewerb, bei dem ein anderer Konstanzer Architekt gewann.

Doch dann geriet das Projekt ins Stocken. Denn von der Landeskirche kam laut Wurster die Vorgabe, dass für die Finanzierung des Neubaus zuerst das Pfarrhaus verkauft werden müsse. Allerdings unter der Voraussetzung, dass Pfarrwohnung und Büro noch bis zur Errichtung des Neubaus im Gebäude verbleiben können. Ein großes Hemmnis, wie sich herausstellte.
Kosten steigen stark
Nach einiger Zeit fanden sich dann aber doch Käufer, und das Projekt hätte starten können. Hätte sich die Kostenberechnung des Architekten nicht enorm erhöht. „Wir haben erst ab 2020 mit der Bauplanung weitergemacht“, erzählt Pfarrer Wurster. Dann kam auch der jetzige Architekt ins Spiel, der vergangenes Jahr schließlich den Auftrag erhielt.
Fredi D‘Aloisio arbeitet viel mit Holz, und so soll auch das evangelische Gemeindehaus nahezu ein reiner Holzbau werden, verrät Wurster. Der Konstanzer Architekt ist kein Unbekannter. Im Hegau hat er beispielsweise das Gemeindehaus Aach/Volkertshausen sowie die Gemeinschaftschule in Steisslingen sowie die Erweiterung der Ekkehard-Realschule in Singen gebaut.
Am Keller wird gespart
Beim Neubau in Engen wird es aus Kostengründen keinen Keller geben, das schmerzt den Pfarrer ein wenig. Dafür freut er sich auf die moderne Pfarrwohnung im ersten Obergeschoss. Der Gemeindesaal im Erdgeschoss wird etwa zehn Quadratmeter kleiner werden als der jetzige, dafür glänzt er durch eine große Fensterfront in Richtung Garten und mit praktischen Details wie einem Raumtrenner.
„Es wird alles ausschließlich auf einer Ebene sein“, erläutert Kirchengemeinderätin Conny Hoffmann. Das Pfarrbüro genauso wie der Saal, Küche und Toiletten. Geheizt werden soll künftig mit einer Wärmepumpe, unterstützt von Photovoltaik auf dem Dach. Für der Bauzeit hat die Gemeinde bei den katholischen Nachbarn und der Stadt wegen Räumen angefragt und positive Rückmeldungen bekommen.
Noch fehlt zwar die Baufreigabe der Landeskirche. Aber die erwartet der Pfarrer in Kürze. Mehr Kopfzerbrechen macht ihm der Eigenanteil der Kirchengemeinde am Bau. Die Landeskirche unterstütze das Projekt mit einer großzügigen Summe von 1,8 Millionen Euro. Was obendrauf komme, müsse die Gemeinde aber selbst finanzieren.
In Zeiten rasant steigender Baukosten sei das ein schwer kalkulierbarer Posten. Deshalb hat die Gemeinde ein Team gebildet, das Spenden für den Neubau einsammelt.