In der Abteilung Kindergärten im Hauptamt der Stadt Engen klingelt das Telefon, eine Mutter fragt nach einem Ganztagesplatz für ihr Kind. Sie wird in den nächsten Wochen nach Engen ziehen und braucht den Platz schnell. Damit stehen die Mitarbeiterinnen vor der Frage: „Wie machen wir das? Wo bringen wir das Kind unter?“ Von eintöniger Verwaltungsarbeit kann man in der Abteilung Kindergärten nicht sprechen, aber wie hält man den Betrieb der sieben kommunalen Betreuungseinrichtungen mit zurzeit 423 Kindern und 70 bis 80 Fachkräften am Laufen?
„Wir sorgen dafür dass es rundläuft“, sagt Heike Kunle, die mit den Halbtagskräften Martina Berner und Maria Weh die Verwaltungsarbeit abwickelt. Dazu zählen die kommunale Bedarfsplanung der Plätze, An- und Abmeldungen, Zusagen und Rechnungen über das Verpflegungsgeld in den drei Ganztagseinrichtungen, die Ermittlung von Verbrauchsmaterialien wie Spiel- und Bastelzubehör und der Ersatz der Ausstattung der Einrichtungen.
Auf Wirtschaftlichkeit achten
Im Zuge der Kindergarten-Reform änderten sich auch die Rahmenbedingungen. Ein Beispiel ist das 2017 reformierte Infektionsschutzgesetz, das neue Infektionskrankheiten mit einbezieht. In diesem Rahmen mussten wegen Lackschäden 400 neue Stühle angeschafft werden.
„Wir müssen auf die Wirtschaftlichkeit achten und ein Preisvergleich zeigte, dass neue Stühle günstiger waren, als die alten neu zu lackieren“, erklärt Heike Kunle. Es hätte sich auch die Frage gestellt, worauf die Kinder in der Zeit der Lackierarbeiten sitzen sollten. „Es ist immer schwierig, etwas auszutauschen, denn der Betrieb muss laufen, und man schafft nicht alles in den Ferien“, fügt Martina Berner hinzu.
Den Überblick behalten
In diesem breit gefächerten Aufgabenbereich heißt es, den Überblick nicht zu verlieren. Heike Kunle begann vor 24 Jahren in der Abteilung Kindergärten – zu einer Zeit, in der es neben drei Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft zwei kommunale Kindergärten in Engen gab. Heute sei der Aufwand wesentlich höher. Nicht nur die Bestimmungen hätten sich geändert, durch Berufstätigkeit vieler Eltern seien es heute auch mehr Kinder geworden.
Dazu haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Platz für Kinder ab einem Jahr. „Damit begann die Zeit der Krippen, und die Kindergärten mussten neu ausgestattet werden“. Das sei schon eine Herausforderung gewesen. Basis für ihre Arbeit sei der jährlich neu erstellte kommunale Bedarfsplan, der heute viel umfangreicher sei als früher, erklärt Heike Kunle. Nachdem die Eltern sich für eine Einrichtung entschieden haben, wird gemeinsam mit den Leiterinnen, Hauptamtsleiter Patrick Stärk und Wirtschaftsförderer Peter Freisleben über die Belegung und zukünftige Entwicklung beraten. „Wenn wir sehen, dass noch freie Plätze vorhanden sind, können wir entspannt sein, denn für neu Zugezogene steht auch ein Platz bereit“, sagt Heike Kunle.
In den vergangenen zwei bis drei Jahren hätten sie immer jonglieren müssen, denn Neubürger kämen hinzu, andere ziehen weg. Im Krippenbereich für unter Dreijährige kenne man anhand der Geburten zwar den Bedarf, aber in welchem Alter die Kinder letztendlich gebracht werden, wisse man nicht. Kunle und ihr Mitarbeiterinnen erkennen auch, wenn es eng wird und neue Plätze geschaffen werden müssen.
Erfordert Organisationstalent
Das Arbeitspensum ist breit gefächert und erfordert Organisationstalent. Nach siebenjähriger Zusammenarbeit sagt Martina Berner über ihre Kollegin Heike Kunle anerkennend: „Sie ist unser Mädchen für alles.“ Das ginge nur durch die Unterstützung ihrer Kolleginnen, gibt Kunle das Kompliment zurück. Aber sie packt die Aufgaben auch gerne an. Obwohl das Thema gleich bleibe, sei jeder Tag anders. Das Team sei Ansprechpartner für Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, dazu kommen Besuche in den Einrichtungen. Das sei es, was Spaß mache, sagt Kunle, dass es keine trockene Verwaltungsarbeit sei.
Auch neue Gesetzgebungen schrecken sie nicht ab. Den Orientierungsplan zu studieren sei schon eine Herausforderung, aber sie mache das gern. Da könne sie aus dem normalen Tagesgeschehen ausbrechen und sei neu gefordert.
Immer in Bewegung
„Bei mir muss immer was laufen, sei es in der Arbeit oder in der Freizeit“, wobei das Wort „laufen“ auch wörtlich zu nehmen ist. Heike Kunle kennt sich in der Gegend aus, und ihr Rat ist gefragt. Als Mitglied bei Touristik Engen hat sie schon Erlebniswanderungen organisiert, im vergangenen Juni unterstützte sie den Schwarzwaldverein bei der Planung und Durchführung der 24-Stunden-Wanderung durch den Hegau. Sie geht auch mit auf die Strecke, genauso wie beim Stirnlampenlauf mit Schülern des Gymnasiums Engen, wo sie auch die Laufstrecke organisiert und die Genehmigung einholte.
Zur Serie
An die 5000 Leser aus dem Landkreis Konstanz haben an der SÜDKURIER-Umfrage „Jetzt mitreden“ teilgenommen und dabei die Wichtigkeit verschiedener Themen bewertet. Dabei wurde immer wieder der Wunsch geäußert, mehr über Menschen zu erfahren, die sich für andere engagieren. In der Serie „Der gute Geist“ stellen wir solche Menschen vor.