Werden in Honstetten wirklich Katzen entführt? Anke Schuler ist davon nahezu überzeugt und hat sich an den SÜDKURIER gewandt. Sie hofft, etwas über den Verbleib von vier Katzen zu erfahren, die bereits vor einem Jahr spurlos verschwanden.

Der Anlass, nach Suchmeldungen in den sozialen Medien jetzt an die Presse zu gehen, war ein Anruf, der kürzlich aus dem Konstanzer Tierheim kam: Die neue Katze der Nachbarin, die tags zuvor noch in Honstetten war, sei in der Line-Eid-Straße in Konstanz überfahren worden. Durch das Auslesen des Chips habe man die Besitzerin ausfindig machen können.

Innerhalb einer Woche verschwunden

Anke Schuler glaubt nicht an Zufall. Sie erzählt, dass ihre zwei Siam-Mischlinge damals innerhalb einer Woche verschwanden. „Einer der Kater war extrem auf meine Tochter fixiert. Er hat immer bei ihr im Bett geschlafen.“ Sie hätten alle Nachbarn gefragt, ob die Tiere versehentlich in einer Garage eingesperrt worden seien. Und sie hätten Flugblätter verteilt.

Ihr Vater sei sicher gewesen, dass er nachts eine Frauenstimme gehört habe, die eine Katze anlockte. Dann fehlten auch noch die zwei Kater der Nachbarin. Obwohl sie eine Belohnung für Informationen über den Verbleib der Tiere in Aussicht stellten, geschah nichts. Inzwischen habe sich die Familie schweren Herzens damit abgefunden, die Kater nicht wiederzusehen.

Als jetzt Luna, die Nachbarskatze, gefunden wurde, kam alles wieder hoch. Anke Schuler beschreibt das Tier als eher scheu. „Dass sie in einen Lieferwagen oder Möbelwagen reingesprungen ist, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Bei uns ist ein reines Wohngebiet. Wir haben hier eine Firma und ich weiß, wo die Speditionen langfahren, das war nicht Lunas Gebiet.“

Fängt jemand die Tiere ein?

In den vergangenen Jahrzehnten sei nie eine Katze verschwunden, doch sie halte es für möglich, dass sich jemand an den Tieren störe, zumal nur ein bestimmter Teil von Honstetten betroffen sei. „Was ist, wenn derjenige vor einem Jahr auch schon Tiere eingefangen hat?“

Ihre Familie habe sich inzwischen einen jungen Kater aus dem Tierheim geholt, der langsam flügge werde. Er sei gechipt. An die anderen Katzen denkt sie noch immer. „Es wäre einfach schön zu wissen, wo sie geblieben sind und dass es ihnen gut geht. Ich würde sie niemand wieder wegnehmen“, so Schuler.

„Keine zur Anzeige gebrachten Fälle“

Wolfgang Widmann, der Leiter des Polizeireviers Stockach, hat eine Recherche zu Vorkommnissen des vergangenen Jahres durchgeführt. Sein Fazit: „Ohne Ergebnis. Es gibt demnach keine bei der Polizei in Stockach zur Anzeige gebrachten Fälle von unter mysteriösen Umständen vermissten oder gar gestohlenen Katzen im Raum Eigeltingen.“

Es komme aber wohl durchaus vor, dass allzu neugierige Tiere beispielsweise in Transporter von Paketdiensten oder Handwerkern einsteigen und als blinde Passagiere gegen ihre Absicht viele Kilometer später erst wieder aus den Fahrzeugen entwischen können. Auf diese Art sei es nach seinem Kenntnisstand an anderen Orten in Deutschland zu entsprechenden Vorfällen gekommen.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Polizist bittet jeden, der unbeabsichtigt ein fremdes Tier mitgenommen hat, sich bei einer Polizeidienststelle zu melden. Ebenso sollen Menschen anrufen, die ein Tier vermissen. Der Fall werde dann vermerkt und die Polizei könne einen Presseaufruf starten oder den Fall in den sozialen Medien veröffentlichen. „Häufiger wird aber das Tierheim verständigt oder auch bei den Bauhöfen oder Straßenmeistereien nachgefragt. Zumindest raten wir den besorgten Tierhaltern dazu, zusätzlich auch dort anzurufen.“

Auch für Katzen gibt es GPS-Sender

Er hat noch einen Tipp: „Nachdem in meinem privaten Umfeld zwei Katzen vermisst wurden und spurlos verschwanden, trägt unser jetziger Kater einen GPS-Sender. Damit kann er jederzeit per Handy-App geortet werden.“

Er sei erst skeptisch gewesen, aber das Halsband habe einen Sicherheitsverschluss und öffne sich bei entsprechendem Zug, sodass dem Tier nichts passieren könne. Das Tier fühle sich offenbar von dem Sender nicht gestört. Sein Kater halte sich nachts im Haus auf und warte morgens schon auf das Anlegen des Halsbands und das dazu verabreichte Leckerli.

Tierschützer helfen bei der Suche

Tierheime oder Tierschutzorganisationen sind wichtige Anlaufstellen. Julia Bierbach vom Tierschutzverein Radolfzell sagt: „Wird ein Tier vermisst, bitten wir um Fotos und Angaben zu Geschlecht, Alter, besonderen Merkmale, ob kastriert, gechipt, mit Tattoo sowie wo und wann zuletzt gesehen. Mit dem Einverständnis des Besitzers posten wir die Angaben in den sozialen Medien.“

Dort würden diese Posts schnell von den Abonnenten in verschiedensten Gruppen geteilt. „So erhalten wir in kürzester Zeit 15.000 Ansichten und mehr. Wir sind immer wieder dankbar für unsere treuen Abonnenten, die dadurch schon vielen vermissten und gefundenen Tieren zurück in ihr Heim geholfen haben“, so Bierbach.

Unbedingt chippen und registrieren

Auch die Pfotenhilfe Stockach kümmert sich um entlaufene, vermisste oder auch zugelaufene Katzen. Die Vorsitzende Ana Geraldo sagt, sie gehe dafür im Internet alle entsprechenden Seiten durch. In letzter Zeit sei es etwas ruhiger, trotzdem würden viele Katzen vermisst. Sie verbreitet etwas Zuversicht: „Zehn Mal hatten wir schon Erfolg und konnten die Katzen an ihre Besitzer zurückgeben. Eine wurde zum Beispiel in Zoznegg gefunden, stammte aber aus Sipplingen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Sie rät dringend dazu, die eigene Katze tätowieren oder chippen zu lassen und zu registrieren. „Auch das Kastrieren ist ganz wichtig. Nicht kastrierte Tiere laufen viel größere Wege. Außerdem ist es wichtig wegen der Vermehrung freilaufender Katzen.“