Friedhöfe und Bestattungen lassen in Eigeltingen schon mal die Emotionen hochkochen. Doch sah man am Montag nur fröhliche Gesichter auf dem Friedhof in Eigeltingen. Denn dort konnte Bürgermeister Alois Fritschi die neuen Grabarten auf dem Friedhof vorstellen und Pfarrer Jan Lipinski gab ihnen auch noch den kirchlichen Segen. Rund 50 Menschen nahmen daran teil, das zeigte, wie wichtig den Menschen der Ort für ihre Trauer ist.
Alois Fritschi dankte dem Gemeinderat und speziell Gemeinderat sowie Landschaftsgärtner Marcel Kähler für die beratende Funktion. Aber auch auf dem Rathaus hätten die Leiterin des Standesamts Sabine Federer, die stellvertretende Kämmerin Karin Lütte und Hauptamtsleiter Daniel Schweizer zum Gelingen beigetragen. Und vor allem die Mitarbeiter des Bauhofs waren für die Umsetzung unverzichtbar, sie werden auch in Zukunft die Baumrasengräber und Gemeinschaftsurnengräber pflegen. Diese sind bereits in der neuen Friedhofssatzung eingearbeitet, die auf der Gemeinde-Homepage einsehbar ist.
Viel Lob habe er für die neuen Bestattungsformen von der Bevölkerung bekommen, berichtet Bürgermeister Alois Fritschi. Dabei gehe es für viele zum einen um ein ästhetisch ansprechendes Grab, welches den Hinterbliebenen keinen Pflegeaufwand bereite und zudem bezahlbar sei. So war die Bank in der Grabanlage auch gleich besetzt und zeigte, wie hier Trauern aussehen könnte. Pfarrer Jan Lipinski bekannte: „Einen Friedhof einweihen, das macht man nicht alle Tage. Wir müssen an der Basis plausible Formen der Bestattung annehmen, auch wenn die Kirche noch nicht so weit ist.“ Denn von Beerdigungen weiß er: „Der Friedhof ist ein Ort, den Sie aufsuchen, wo Sie Trost finden.“ Doch wichtig sei, dass die Gestorbenen hier auch wirklich zur Ruhe kommen.
Genau diese Vorstellungen von persönlichen Trauerritualen ohne Pflegeaufwand und das noch für Erdbestattungen wünschen sich einige Heudorfer. Sie haben in Gärtner Arnulf Hosch und Steinmetz Frank Teufel auch Partner gefunden, die ein solches Konzept bereits in Emmingen-Liptingen umgesetzt haben. Diese stellten es dem Gemeinderat in der anschließenden Sitzung vor. „Wir haben über 60 Rückmeldungen bekommen, von Menschen, die sich die Möglichkeit einer solchen Grabanlage wünschen“, erklärte Maria Werner. Sie hatte mit weiteren Frauen um diese Alternative gekämpft und sie im April in Heudorf vorgestellt.
Der Gemeinderat fasste dazu noch keinen Beschluss, diskutierte aber intensiv. Ortsvorsteher Harald Roth fasste es so zusammen: „Es geht darum, Menschen, die sich ein pflegefreies Erdgrab wünschen, dies zu ermöglichen. Bisher gibt es in Eigeltingen nur diese Möglichkeit für Urnengräber.“ Doch hatten einige Gemeinderäte Bedenken, ob eine solche Grabanlage auch wirklich belegt werde. Wenn dies nach fünf Jahren nicht der Fall sei, müsste die Gemeinde dem Friedhofsgärtner einen Pflegeobulus pro unbelegtem Grab zahlen. Zu dem Betrag, der an die Gemeinde zu zahlen ist, kommen für Hinterbliebene noch die Kosten für die Pflege. Somit liegen bei dieser Lösung die Bestattungskosten bei fast 10.000 Euro. Darin eingeschlossen wären aber eine individuelle Stele und 20 Jahre Grabpflege.
Auf der anderen Seite befand Gemeinderätin Andrea Oexle: „Es schafft böses Blut, wenn es eine solche Lösung nur in Heudorf gibt.“ Doch rentabel wäre eine gärtnergepflegte Anlage nur noch auf dem Friedhof Eigeltingen, denn sie muss, aus wirtschaftlichen Gründen, in einer bestimmten Zeit belegt sein. Allerdings kann man sich als Eigeltinger Bürger auf jedem Friedhof der Gemeinde beerdigen lassen. Zudem verwies Harald Roth darauf, dass der Bauhof nicht alle Friedhöfe in der Vergangenheit gleich behandelt habe. So hätten beispielsweise Ortsvorsteher ehrenamtlich Rasen gemäht. „Wir wünschen uns diese Möglichkeit. Es kann nicht sein, dass sie uns verwehrt wird, nur weil es andernorts keine solche Initiative gibt“, forderte Maria Werner.
Grabarten in der Diskussion
- Garten der Hoffnung: Gärtner Arnulf Hosch und Steinmetz Frank Teufel haben den Garten der Hoffnung als gärtnergepflegte Grabanlage entwickelt. Sie setzen dabei auf Regionalität, etwa bei den Materialien. Entwickelt wurde der Garten der Hoffnung als Grabstätte, die zwar gärtnergepflegt ist, aber Raum für individuelle Rituale ermöglicht. So können die Stelen individualisiert werden und auch Erinnerungsstücke abgelegt werden. Die Anlage wird erst erstellt und dann nach und nach belegt. Die Anlage verbleibt im Eigentum der Gemeinde, so dass diese dafür auch zahlen muss. Die Pflege der Anlage zahlen die Eigentümer der Gräber für 20 Jahre. Danach könnten die Urnengräber neu belegt werden.
- Erdgräber: Wie eine reine Anlage mit Erdgräbern aussieht, wie sich das die Heudorfer wünschen, konnte noch nicht vorgestellt werden. Es sei Bedarf da, erklärten Initiatorinnen für die Umsetzung einer solchen Grabanlage. Doch ob die Kosten dann nicht doch zu hoch sind und eine günstiger Alternative gewählt wird, ist unklar. Allerdings gebe es sowieso einen Pflegebedarf für den Friedhof, der dann teilweise nicht vom Bauhof geleistet werden müsste.