„Unsere Reederei entwickelte damals ein Hygienekonzept, in dessen Umsetzung viel Geld investiert wurde“, so Deinis. „Dieses Konzept erwies sich als effektiv und gab uns Zuversicht, dass wir in der Lage sind, unsere Tätigkeit auch während der Pandemie zu verwirklichen. Obwohl diese Maßnahmen mit hohen Verlusten für uns einhergingen, konnten wir unseren Schifffahrtsbetrieb zumindest über Wasser halten.“
Kein Saisonauftakt an Ostern
Eigentlich sollte die Schifffahrt jetzt am 3. April zu den Osterferien wieder aufgenommen werden, aber das falle aufgrund der Corona-Verordnung weg, obwohl es ein „lebenswichtiges Aufatmen“ bedeutet hätte. Deinis übt Kritik: „Nach einem Jahr Erfahrung mit Covid-19 sind wir mit den gesamten Konzepten, Impfungen und Tests genau am Ausgangspunkt angelangt und uns fällt nichts Besseres ein, als alle Betriebe der Tourismusbranche im Land wieder zu schließen. Dafür sind aber Reisen ins Ausland erlaubt. Ist es nicht surreal?“
Deinis zeichnet nach, wie schwierig es mit den Verordnungen sei, und dass offenbar Reedereien, die zum öffentlichen Verkehr beitragen, fahren dürften. „Unser Unternehmen ist nur in der Saison von April bis Oktober tätig und gehört nicht zum öffentlichen Verkehr. Unklar und rechtlich nicht geregelt ist die Frage, zu welcher Verkehrsart zum Beispiel unsere Strecke Bodman-Ludwigshafen-Sipplingen-Marienschluchtsteg-Überlingen gehört.“ Für ihn ergeben sich viele Fragen, was erlaubt ist, was nicht, und wie es weitergehen soll. Doch die zuständigen Ämter hätten keine Antworten.
Finanzhilfen decken zu wenig
Das Konzept der staatlichen Finanzhilfe für private kleine Schifffahrtsunternehmen müsse überarbeitet werden, so Deinis in seiner Mitteilung. Schifffahrtsunternehmen tragen massive laufende Kosten im Zusammenhang mit der Instandhaltung von Schiffen, Versicherungen, Mitarbeitergehältern, Pacht von Liegeplätzen in Häfen und mehr, erläutert er. Finanzielle Hilfen auf der Basis der bestehenden Regeln würden nicht einmal ein Drittel der monatlichen Ausgaben abdecken.
„Die finanziellen Reserven, die wir hatten, sind fast aufgebraucht“, fasst er zusammen. „Aus unserer Sicht sind Kredite, auch wenn sie zu sehr günstigen Konditionen vergeben werden, keine Lösung für die Krise.
Auf Dauer können sie zu einer Insolvenz führen und belasten Unternehmen so stark, dass die Geschäftstätigkeit an Sinn verliert.“ Die offenen Fragen sorgen für eine große Verunsicherung in der komplizierten Situation, in der sich ein ganzer Unternehmenssektor am Bodensee befinde. „Manchmal hat man den Eindruck, dass einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren, die Schifffahrt am Bodensee, einfach vergessen wurde.“