Beim Neubaugebiet Breite westlich von Kaltbrunn zeichnet sich nach längeren Diskussionen nun ein Kompromiss ab, welche Art von Häusern dort möglich sein sollen. Der Allensbacher Bürgermeister Stefan Friedrich berichtete im Gemeinderat, dass nach den Sitzungen von Ortschaftsrat und Technischem Ausschuss nun folgender Mix möglich sei. Zum einen seien Einfamilien- und Doppelhäuser ausdrücklich gewünscht. Auch Reihenhäuser seien denkbar. Und Mehrfamilienhäuser mit fünf bis sechs Wohneinheiten am östlichen Rand des Gebiets sehe man als vertretbar an, allerdings keine noch größeren Häuser. In der ursprünglichen Planung hatte die Gemeinde nur Einfamilien- und Doppelhäuser vorgesehen. Doch ein Teil der Bevölkerung habe gemeint, dass nachhaltiger und verdichteter gebaut werden sollte, erinnerte Friedrich an die Vorgeschichte.

Klar sei, dass zunächst nur der südliche Teil des Baugebiets in einem ersten Bauabschnitt bebaut werden soll, so Friedrich. Der Rest bleibe erst mal grüne Wiese. Zu einem „späteren Zeitpunkt“, könne dann der Gemeinderat in Abstimmung mit dem Ortschaftsrat über die Vergabe der Bauplätze entscheiden. Und wenn dann eine andere Bauweise gewünscht sei, könne man den anstehenden Bebauungsplan auch wieder entsprechend ändern. „Kaltbrunn soll organisch wachsen“, sagte Friedrich. „Das Gebiet sieht heute groß aus. Aber es ist das Letzte für sehr lange Zeit, dass man entwickeln kann“, betonte er angesichts der Bedenken mancher Bürger, dass es eine zu massive Bebauung gebe in näherer Zukunft.

Eventuell Bürgerdialog unter Berücksichtigung der Corona-Regeln

Der Gemeinderat hat nun auf Friedrichs Vorschlag beschlossen, dass sich zunächst der Haupt- und Finanzausschuss in seiner nächsten Sitzung mit Details der Planung befassen und einige Eckpunkte festlegen soll. Danach könne man noch relativ kurzfristig einen Bürgerdialog im Feuerwehrhaus Kaltbrunn veranstalten, meinte der Bürgermeister, natürlich unter Berücksichtigung der Corona-Regeln. Und schließlich könnten dann der Ortschafts- und Gemeinderat eine konkrete Planungsvariante beschließen.

Das Interesse der Kaltbrunner ist groß, berichtete Ortsvorsteherin Elisabeth Müller (CDU). Deshalb habe die jüngste Ortschaftsratssitzung in der Bodanrückhalle stattgefunden mit Bürgerfragerunde. „Wir haben einige Missverständnisse ausräumen können, die sich in Kaltbrunn angesammelt haben“, erklärte sie. Um ein schnelles Wachstum zu verhindern, wünsche der Ortschaftsrat eine Realisierung des zweiten Bauabschnitts erst bis zum Jahr 2040. „Für uns relevant ist der erste Bauabschnitt“, betonte sie. „Ich habe keine Glaskugel“ und wisse nicht, welche Bebauung in zehn oder 15 Jahren nötig sei. Ähnlich äußerte sich der Gemeinde- und Ortschaftsrat Ernst Moll (Freie Wähler): Es sei das erste Neubaugebiet in Kaltbrunn seit 30 Jahren. „Wir haben jetzt einfach Leute, die gern bauen würden.“

Verschiedene Varianten möglich

Um zum jetzigen Kompromiss zu kommen, hatte Planer Andreas Wieser mehrere Varianten aufgezeigt vom Ein- bis zum Zehnfamilienhaus. „Es lassen sich alle Variationen einbauen“, erklärte Wieser. Das einzige, was schon ziemlich feststehe, seien im westlichen Streifen des Gebiets Einfamilien- und Doppelhäuser, weil dort die Baugrundstücke seien, die sich die bisherigen Grundstückseigentümer von der Gemeinde haben zusichern lassen als Gegenleistung für den Verkauf. Wieser meinte: „Das Baugebiet bietet alle Chancen.“ Es böten sich viele Möglichkeiten.

Gerade daran gab es Kritik von Bunter Liste, SPD und FDP, dass eben nicht noch mehr Möglichkeiten geprüft würden. Doris Hellmuth (BL) beantragte eine Bürgerbeteiligung, weshalb nun immerhin der Bürgerdialog stattfinden soll. Die Bürger könnten Ideen einbringen. „Es gibt viele Ansätze, über die man diskutieren muss“, meinte Hellmuth. Sie fände weniger Erschließungsstraßen und eine ökologisch vertretbare Bebauung gut. Und wenn die Bürger ihre unterschiedlichen Interessen einbringen könnten, steigere das die Akzeptanz, meinte sie.

Auch Gründung einer Genossenschaft denkbar

Das unterstützte Tobias Volz (SPD). Er finde die bisherigen Varianten „quadratisch, praktisch, gut“, aber nicht gerade innovativ. „Es gibt andere Möglichkeiten“, meinte Volz. Er könne verstehen, wenn manche Kaltbrunner schockiert seien über die massive neue Bebauung. Man könnte sich im Landkreis andere Neubaugebiete anschauen. Und Bürger könnten sich als Bauherrn auch in einer Genossenschaft zusammentun. Patrick Konopka (FDP) meinte: „So ganz zufrieden stellt mich keine Variante“ und plädierte ebenso für eine breitere Bürgerbeteiligung. Er habe Verständnis, dass sich manche Familie ein eigenes Haus wünsche, aber es gebe eben auch Familien, Paare oder Singles, die sich kein Haus leisten könnten. Und: „Es bleibt ein enormer Eingriff“, meinte Konopa, auch wenn der zweite Abschnitt erst in zehn oder 15 Jahren realisiert werde.

Der Bürgermeister hielt dagegen: „Wir haben seit Jahren Ideen. Wenn wir immer nur sagen, was wie nicht haben wollen, kommen wir nicht weiter.“ Aber dennoch seien natürlich weniger Verkehr im Gebiet oder die Gründung einer Genossenschaft denkbar. Ludwig Egenhofer (CDU) und Pius Wehrle (FW) erklärten, die Gemeinde befasse sich schon seit zehn Jahren mit dem Thema Neubaugebiet in Kaltbrunn, und es gebe dort einfach Bedarf von jungen Familien. Deshalb müsse man jetzt weiterkommen, wobei der Ort natürlich langsam über Jahrzehnte wachsen solle.