Marco Totzek trägt noch ein Olymp-Hemd. Die maßgeschneiderte Ware für ihn wird erst in ein paar Tagen ankommen. Ein paar Anzüge, Hemden und Westen hat er sich fertigen lassen. "Man will ja", sagt er, "den Kunden auch das Angebot zeigen können". Totzek, 30 Jahre alt, perfekt sitzende Frisur, perfekter Drei-Tage-Bart, schmale aber auffällige Brille, ist gelernter Marketingkaufmann, gebürtiger Villinger und sieht aus wie einer, dem Mode wichtig ist. Aber auch wie einer, der weiß, wie man sie an den Mann bringen kann. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. "Massnahme" heißt der Laden, den Totzek am 1. September in der Bickenstraße 7 eröffnet. Eine Maßschneiderei für Herren.
Der erste Laden dieser Art hat 2015 in Konstanz eröffnet. Es folgten Geschäfte in Köln und Frankfurt. Totzek hat in der Werbeagentur gearbeitet, die damals die Massnahme in Konstanz eröffnet hat. Er hat das Konzept von Anfang an mitbekommen. Irgendwann hat er mit dem Gedanken gespielt, selbst einen solchen Laden aufzumachen. "Der Standort Villingen und das große Einzugsgebiet sind lukrativ", sagt er. Seine Zielgruppe: Junge, modeaffine Leute, Bräutigame, Geschäftsmänner und Menschen, die vielleicht nicht unbedingt in die gängigen Konfektionsgrößen passen.
Das Revers breit, schmal, spitz oder normal? Welcher Stoff, welches Futter, welche Knöpfe, welche Bügelfalte? Monogramm? Fragen, die sich die Herren stellen müssen, wenn sie den Laden von Totzek künftig betreten. Sind Stoff und die Art der Verarbeitung ausgewählt, wird Maß genommen. Rund zwei Stunden dauern Beratung und Maßnahme. Den einfachsten Anzug gibt es für knapp 500 Euro, das einfachste Hemd für 89 Euro. Es ist eine Nische, die sie abdecken. Zwischen Stangenware und Vollmaß-Fertigung, wo die Preise bei 5000 Euro meist erst beginnt.
Gefertigt wird nicht in der Bickenstraße. Die Näherei ist in Osteuropa. Aus Wettbewerbsgründen, sagt Totzek, könne er den genauen Standort nicht verraten. Im kommenden Jahr werde er selbst hinreisen und sich die Produktion ansehen. Für ein Hemd brauchen sie dort rund vier Wochen, ein Anzug dauert zwischen sechs und acht.
Vorerst wird Totzek den Laden alleine schmeißen. Langfristig will er Mitarbeiter einstellen. Auch eine Änderungsschneiderei soll es einmal im Laden geben. Aktuell ist diese noch extern.
Er hat viel Geld – wie viel genau will er nicht sagen – und Zeit in das Franchise-Unternehmen investiert. Seinen Urlaub hat er dieses Jahr gestrichen. "Im Moment organisiere und telefoniere ich von früh bis spät." Aktuell herrscht in dem 90 Quadratmeter großen Laden in der Bickenstraße vor allem eines: Leere. Gerade wurde der Boden gegossen, die Elektronik wird in den kommenden Tagen angeschlossen, dann kommt die Einrichtung. Und zum Schluss die Stoffe. Das Herzstück den Ladens.