
Es brummt und surrt gewaltig über den Köpfen als wäre ein großer Moskito-Schwarm unterwegs. Ein außergewöhnliches Erlebnis: Modellflieger lassen ihre Flugzeuge in der Halle kreisen.

Achtmal kann man das im Winter in der Schwenninger Deutenbergsporthalle mit allen Sinnen erleben. Normalerweise wird dort Sport betrieben und die Piloten von der Modellfluggruppe Villingen-Schwenningen betreiben ihr Hobby eigentlich auch nur auf ihrem Modellflugplatz bei der Gaskugel in Villingen. Aber im Winter ist alles anders. Wenn es kalt und schmuddelig ist, macht es keinen Spass, draußen seine Modelle fliegen zu lassen.
So kam es, dass der Vorstand bereits vor zehn Jahren die Idee geboren hatte, dass man in einer großen Turnhalle fliegen könnte. Dabei kam ihnen auch der technologische Wandel entgegen. Früher waren Modellflugzeuge groß und schwer und wurden von kleinen Benzinmotoren angetrieben, ans Fliegen in einer geschlossenen Halle war überhaupt nicht zu denken. Dann kamen aber neue Leichtbau-Werkstoffe und Elektro-Antriebe ins Spiel. Diese Modelle sind zum Teil wiederum zum Teil so klein und leicht, dass sie im Freien von einem kleinen Lüftchen regelrecht fortgeblasen werden.

Das war der Beginn des Hallen-Fliegens. Die Piloten der Modellfluggruppe Villingen-Schwenningen treffen sich dazu mehrmals im Winter in der Deutenbergsporthalle. Dabei ist die Bandbreite der vorgeführten Modelle inzwischen enorm gewachsen. Vom zwölf Gramm leichten Motorsegler über extrem schnelle Mini-Jets bis hin zu Großmodellen mit drei Meter Spannweite ist alles zu sehen, selbstverständlich alle ausschließlich mit Elektro-Antrieb.

Daniel Hör aus Schönwald ist Spezialist für große Modelle. Seit seiner Kindheit ist der 25-jährige Fliesenleger von diesem Hobby fasziniert. Er konstruiert und baut alles selbst, nichts ist von der Stange, selbst die Fahrwerksräder stammen aus deinem 3D-Drucker. Über 800 Arbeitsstunden investiert er in so ein 1,7 Kilogramm schweres Modell. Und warum macht man das? "Der Wow-Effekt bei den Zuschauern und die modellbautechnische Herausforderung begeistern mich immer wieder aufs Neue", sagt Daniel. Im Kopf hat er bereits die Konzeption für sein nächstes Modell.

Und wie schwer ist es, ein großes Modell in der Halle zu fliegen? "Bei so einem großen Modell mit zwei Kilogramm Schubleistung ist man als Pilot schon gefordert, man kann praktisch nirgendwo ausweichen, überall sind Wände, da muss man schon fliegen können", erläutert er mit einem professionellen Lächeln auf den Lippen.

Und in der Tat, fliegen können sie alle, zum Teil schwirren bis zu 15 Modelle gleichzeitig durch die Luft. Manche jagen sich auch ganz bewusst und versuchen, den anderen zum Absturz zu bringen. Das klingt schlimm, ist es aber nicht. Wenn so ein leichter Flieger abstürzt, trifft er ja niemanden und es geht eigentlich auch kaum etwas kaputt. Und wenn doch, gibt es ja Sekunden-Kleber und man kann gleich wieder weiter fliegen.

Das andere Extrem sind die ultra leichten Modelle. Der Elektro-Segler von Jurin Schönle wiegt nur zwölf Gramm, inklusive Elektromotor, Akku und Fernsteuerung. Die Konstruktionspläne dafür kann man sich aus dem Internet besorgen und baut das ganze mal schnell Abends beim Fernsehschauen nebenher zusammen. Den ersten Testflug macht man damit dann auch gleich nach dem Krimi im heimischen Wohnzimmer.
"Anfangs haben wir die kleinen Elektromotoren noch aus alten CD-Spielern ausgeschlachtet und die Akkus aus defekten Mobil-Telefonen heraus geholt, heutzutage gibt es das alles aber sehr günstig in allen Variationen über das Internet zu beziehen", erklärt Marcus Schill, der den Zuschauern die Vorführungen in der Halle erklärt.

Vor allem die Drohnen in allen Größen- und Preisklassen begeistern die Jugend von heute. Diese Flugmodelle kann inzwischen quasi jeder fliegen, sind sie doch voll gestopft mit modernster Elektronik die auch autonomes und Kollisionsfreies Fliegen sowie Video-Übertragung ermöglicht.

Das Fliegen in der Halle hat also seinen ganz besonderen Reiz und bietet den Modellpiloten vor allem in der Winter-Saison die Möglichkeit, ihr Hobby in geselliger Runde weiter betreiben zu können. So kommen vor allem auch befreundete Modellbauer aus Nah und Fern immer wieder gerne in die Halle nach Schwenningen, da sie solch eine Möglichkeit bei sich zuhause nicht haben.
Die Modellflieger
Der Verein besteht nun schon seit 62 Jahren und hat 120 Mitglieder. Mit dem Nachwuchs ist es aber auch hier schwierig. "Die Kids von heute sind leider nicht mehr sehr gut für Dinge zu begeistern, für die man etwas mehr Zeit braucht", erklärt Marcus Schill. "Aber wir haben ja noch die Väter und Opas, die bringen ihre Kinder und Enkel mit und schaffen es, einige von denen auch nachhaltig für dieses schöne Hobby zu begeistern." (hjg)