Handwerksgesellen organisieren sich in Handwerkervereinigungen, sogenannten Schächten, um auf die Walz zu gehen. Ein Dachverband der Wandergesellen ist die Confederation Compagnonnages Européens (CCEG), die Vereinigung Europäischer Gesellenzünfte. In ihr sind sieben historische Schächte organisiert. Marco Markgraf von der CCEG erklärt, wer alles auf die Walz geht und warum.
Herr Markgraf, wie viele Gesellen sind aktuell auf der Walz?Marco Markgraf: Insgesamt ist das schwer zu sagen. Über unseren Verband sind es aktuell rund 380 Gesellen, hauptsächlich Zimmerer und Maurer. Daneben gibt es natürlich noch andere Verbände wie die Elefanten oder die freireisenden Gesellen, und schließlich auch noch ausländische Verbände, wie die französischen Gesellschaften, bei denen es bis zu 1000 Wandernde gibt.
Kann man denn auf der Walz auch international reisen?Ja, wir reisen weltweit. Üblich ist es allerdings, das erste Jahr in Deutschland zu verbringen. Dabei wird man meistens auch noch von einem erfahrenen Gesellen begleitet. Er hilft bei der Arbeitssuche und zeigt, wie man zurecht kommt, beispielsweise einen Schlafplatz findet.
Welchen Zweck hat der CCEG-Verband?Er dient in erster Linie dem Miteinander der Vereinigungen. Gott sei Dank ist das nicht mehr so wie früher, da haben die sich untereinander noch die Köpfe eingeschlagen. Im Prinzip ist das jetzt wie ein Fußballverein. Wir tauschen uns aus, diskutieren über Probleme.
Es ist auf jeden Fall Luft nach oben. Das schwankt ein wenig und ist abhängig vom Arbeitsmarkt. Je höher die Arbeitslosigkeit, desto eher sind junge Gesellen dazu bereit, in die Ferne zu ziehen. Wer nach der Ausbildung direkt einen Vertrag bekommt, vielleicht gerade ein Auto oder eine Wohnung gekauft hat, der wird vermutlich nicht auf Wanderschaft gehen. Ein Abenteuer zu erleben ist oft die Motivation.
Ist es für eine spätere Bewerbung von Vorteil, auf der Walz gewesen zu sein?Meistens schon. Das ist ja für die Qualität der Arbeiter förderlich. Der Geselle hat viele Dinge gesehen und viel dazu gelernt. Gerade im Holzbau gibt es verschiedene regionale Eigenheiten. Das ist ein Erfahrungsschatz, der schließlich in der Arbeit sichtbar und von vielen Betrieben geschätzt wird.
Welche Berufe gehen auf die Walz?Eigentlich ist das in jedem traditionellen Handwerk möglich. Zimmerer sind auf jeden Fall am häufigsten vertreten. Ich habe während meiner Zeit allerdings auch Bäcker, Instrumentenbauer, Schneider und Schlosser getroffen. Wenn man weiß, worauf man zu achten hat, ist das an der Kluft ganz leicht auszumachen, am Koppelschloss oder der Jacketfarbe. Wer mit Holz zu tun hat, ist in schwarzer Farbe unterwegs, Gesellen die mit Stein arbeiten meist in weiß oder grau.
Fragen: Guy Simon