Gerd Jerger

Das Aus für den Reit- und Fahrverein Niedereschach (RFN) ist inzwischen für jedermann deutlich sichtbar. Wo vor wenigen Tagen noch direkt neben der Straße in Richtung Dauchingen auf der Koppel des Reit- und Fahrvereins die Reitpferde munter auf und ab trabten und sich beim morgendlichen Beschnuppern ein graziöses Stelldichein gaben, ist trostlose Ruhe eingekehrt. Die Paddockboxen, in denen die Pferdebesitzer ihre vierbeinigen Lieblinge untergebracht hatten, sind verwaist, und angesichts der Reithalle fühlt man sich fast schon wie in einer der berühmten Geisterstädte des Wilden Westens.

Doch wie ist es dazu gekommen? Als im März diesen Jahres bekannt geworden war, dass der Verein weiterhin ins Minus abgerutscht und sogar zahlungsunfähig geworden war, wurde das Insolvenzverfahren über das Vereinsvermögen eröffnet. Zur vorläufigen Insolvenzverwalterin war die Rechtsanwältin Elke Bäuerle aus Rottweil bestimmt worden, eine Fachanwältin für Insolvenzrecht, bei der die Fäden beim RFN zusammenliefen, und die dann auch die Vereinsgeschäfte führte. Selbst lange Zeit mit dem Reitsport aufs Engste verbunden, hatte sich Elke Bäuerle damals noch recht zuversichtlich gezeigt und hatte den Insolvenzplan erarbeitet, damit der Reit- und Fahrverein dauerhaft saniert weiterarbeiten sollte.

Im Juni 2016 wurde in der Jahreshauptversammlung versucht, das Ruder nochmals herumzureißen und die Weichen für eine bessere Zukunft zu stellen. Auch Bürgermeister Martin Ragg hatte sich dahingehend geäußert, dass sich der RFN wohl in der größten Krise seiner Vereinsgeschichte befinde und es außerordentlich schade wäre, wenn man den Verein verliere: schon im Hinblick auf die vielen Jugendlichen, die im Verein aktiv dabei seien. So wurde mit Sotidou Vassilik als neue Hoffnungsträgerin und neuer Vorsitzender und ihrem Team ein neuer Vorstand gewählt, der die Vereinsgeschäfte weiterführen sollte.

Die Freude dauerte nicht allzu lange. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER bestätigte Elke Bäuerle, dass gerade mal eine Woche nach den Wahlen der gesamte neue Vorstand zurückgetreten sei, beziehungsweise seine Funktion überhaupt nicht übernommen habe. Dies habe dann letztendlich auch das endgültige Aus des Reit- und Fahrverein bedeutet. "Ich bin momentan dabei, die Schulpferde zu verkaufen, der Verein selbst wurde rechtlich bereits aufgelöst mit der Insolvenzeröffnung. Ich hätte es gerne gesehen, wenn der Verein sich reorganisiert hätte. Dafür habe ich sehr viel getan, auch den Reitbetrieb aufrechterhalten mit Reitlehrern, die ich selbst für den Verein gesucht habe".

"Wenn sich jedoch seitens des Vereins niemand findet, der rechtlich und organisatorisch in der Lage ist oder sein möchte, die Geschäfte des Vereins so zu führen, dass der Vereinszweck weiterhin aufrechterhalten werden kann, dann muss ich als Insolvenzverwalterin sagen, ich alleine kann den Betrieb auch nicht aufrechterhalten", so Elke Bäuerle wörtlich. Was mit dem Vereinsgelände, das dem Verein von der Gemeinde Niedereschach auf Pachtvertragsbasis überlassen worden war, der Reithalle, den Unterstellboxen und dem Inventar des RVN geschehen soll, das stehe momentan noch in den Sternen.

 

Der Verein

Im Oktober 1977 war der Reit- und Fahrverein von 16 engagierten Freunden des Pferdesports gegründet worden. Mit Gartenfesten, Kinderreiten und Kutschfahrten gewann der Verein schnell neue Freunde, und Ende 1978 hatte er bereits 45 Mitglieder. 1979 stellte die Gemeinde dem Verein das Gelände auf dem Allmendbühl als Reitplatz zur Verfügung, Im Jahr 2002 erfolgte dann der Bau der neuen Reithalle, die Witterungsunabhängigkeit garantieren und mit den Boxen als Unterbringungsmöglichkeit für Pferde den Verein in eine finanziell gesicherte Zukunft führen sollte.