Mit Gummistiefeln geht es durch den Matsch und über die Wiesen zum Kennerbach zwischen Hüfingen und Hausen vor Wald. Hier will Bettina Sättele der Gruppe einige Maßnahmen zeigen, die dort wegen des Bibers getroffen wurden. Zuvor hat sie im Gemeinderat der Stadt den neuen Biber-Leitfaden vorgestellt.

Sättele ist die Biberbeauftragte des Regierunsbezirks Freiburg und in dieser Funktion auch für den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig. Auf Einladung der Hüfinger SPD führt sie Interessierte zu den Bibern und erläutert, womit sich die Menschen in der Region auseinandersetzen müssen.

"Viele der Maßnahmen sehen sehr einfach aus, sind aber tatsächlich sehr teuer", erklärt Sättele am Kennerbach. Dort haben sich einige der ersten zurückgekehrten Biber niedergelassen, Gänge in das Ufer gegraben und bereits Dämme errichtet. "Es ist wichtig, zu verstehen, dass der Biber für eine dynamische Landschaft sorgt, so wie es früher einmal war und unsere Vorfahren es auch gewohnt waren. Für den modernen Menschen gibt es jedoch öfter einen Aha-Effekt, wenn der Biber die Umgebung verändert und das plötzlich Auswirkungen hat", so die Biberbeauftragte. Man müsse lernen, wieder mit dem Biber zu leben.

Eine Damm-Drainage direkt neben einem Biberbau am Hüfinger Kennerbach. Der Nager kann so weiterbauen, die Überflutung wird jedoch nicht ...
Eine Damm-Drainage direkt neben einem Biberbau am Hüfinger Kennerbach. Der Nager kann so weiterbauen, die Überflutung wird jedoch nicht zu groß. Eine solche Maßnahme muss jedoch regelmäßig gewartet werden.

Das geschehe am Kennerbach etwa mit sogenannten Damm-Drainagen. Das sind Rohre, die an einem Damm vorbei gelegt werden, dass immer noch etwas Wasser abfließen kann und der Stau des Bibers nicht zu hoch wird. Eine solche Maßnahme bedarf jedoch einer regelmäßigen Pflege: "Wenn das Rohr nicht in bestimmten Abständen gereinigt wird, macht der Biber es wieder zu und das Wasser steigt", erklärt Sättele. Dem Biber werde die Möglichkeit gegeben zu bauen, ohne gravierenden Schaden zu verursachen.

Am Kennerbach türmen sich Holz und Erde eines Baus, zwei Rohre leiten aus einem mit Drahtgitter geschützten Bereich das Wasser weiter ab. In den Uferrand sind Gänge getrieben, allerdings nur etwa ein bis zwei Meter weit: "Die sind allerdings auch häufig unter Wasser und können weit ins Ufer hineingehen. In Sunthausen haben wir einen Bereich, da ist ein Gang etwa zwölf Meter lang", sagt Sättele.

Hier ergeben sich auch Probleme für die jeweilige Gemeinde: "Dazu braucht es ja auch Leute, die das machen", stellt Kerstin Skodell, Fraktionssprecherin der Hüfinger SPD, fest. Peter Marx, der sich für die Gemeinde mit den Bibern beschäftigt hatte, ergänzt: "Alle 14 Tage ist so ein Rohr zu und es muss etwas gemacht werden." Es sei immer die Frage, wer das schließlich übernehme, so Sättele. Sie selbst habe mit immensen Erwartungshaltungen zu tun: "Viele denken ich komme einmal und löse die Situation. Diese Erwartung kann ich nicht erfüllen. Der Biber denkt immerhin auch mit und reagiert."

Viele Probleme resultierten auch aus der vom Menschen vorgenommenen Landschaftsveränderung.

 

"So will und kann ich meinem Auftrag als Biberbeauftragtem nicht mehr nachkommen"

Im Auftrag des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis hat die Bettina Sättele einen Biber-Leitfaden ausgearbeitet.

Bettina Sättele ist als Biberbeauftragte für den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig.
Bettina Sättele ist als Biberbeauftragte für den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig.
  • Die Grundlage: Alle Gewässerstrecken des Kreises wurden kartiert und in Zonen eingeteilt. Dabei gibt es Gebiete, in denen der Biber sich gar nicht ansiedeln soll, weil dadurch Gefahren für Leib und Leben entstünden. Und dann gibt es Zonen, in denen der Biber willkommen ist. Dazwischen wird versucht, einen Zusammenleben zwischen Mensch und dem geschützten Tier unter einen Hut zu bekommen. Der Vorteil: Es müsste nicht jedem einzelnen Biber hinterhergerannt, sondern nur in den sensiblen Bereichen reagiert werden.
  • Die Kritik: "Die Zonierung ist eine sehr gute Idee", sagt Bürgermeister Michael Kollmeier. Aber: Es gebe doch noch einige Bereich, in denen nachgearbeitet werden müsste. Beispielsweise sei die Ansiedlung des Bibers am Mühlenkanal bedenklich. Und auch am Kennerbach, der in Hüfingen öfter für Überschwemmungen sorgt, sei nicht denkbar, dort den Biber zu dulden. Außerdem wären im Biber-Leitfaden auch Gewässer aufgeführt, die größtenteils kein Wasser führen und so für den Biber ungeeignet seien. Auch CDU-Fraktionssprecher Franz Albert forderte eine Überarbeitung des Biber-Leitfadens. Für SPD-Fraktionssprecherin Kerstin Skodell ist es hingegen auch wichtig, dass dem Bürger auch Maßnahmen an die Hand gegeben werden, wie sie auf Biber-Ansiedlungen auf ihrem Grundstück reagieren sollen. Adolf Baumann forderte, den Biber-Leitfaden kritisch zu beutachten, vor allem wenn er von Peter Marx kritisiert werde.
  • Peter Marx: Kaum jemand in Hüfingen hat sich so eingehend mit den Gewässern auf der Gemarkung beschäftigt, wie Peter Marx. Der ehemalige Förster hat eine ganz eigene Meinung zum Biber-Leitfaden: "Die Planungen sind wohl am grünen Tisch gemacht worden." Seiner Meinung nach müsste die gesamte Planung für Hüfingen neu aufgestellt werden. Viel Aufwand und Geld sei beispielsweise in die Renaturierung diverser Gräben gesteckt worden. Unter anderem auch, um die Durchwanderbarkeit zu garantieren. Jetzt könnte der Biber genau dort Stauen und die Durchwanderbarkeit wieder zunichtemachen. Auch der Umgang mit den Grundstückeigentümer sorgt bei Marx für Kritik. "Das ist eine kalte Enteignung. Die Eigentümer stehen hinten." Hinzu komme, dass Gräben und Vorfluter für die Ansiedlung des Bibers ausgewiesen wären, die 70 Prozent des Jahres kein Wasser führen. Und auch die Frage, wer die Kosten übernimmt, erzürnt Marx: "Normal sollte der Bezahlen, der auch bestellt." Für Peter Marx ist eines klar: "So will und kann ich meinem Auftrag als Biberbeauftragtem nicht mehr nachkommen." Eine Äußerung, die Stadträte überraschte, aber nicht den Bürgermeister. Im Rathaus wird schon nach einer Lösung gesucht, wer zukünftig die Aufgaben des Biberbeauftragen übernehmen soll. Voraussichtlich wird die Aufgabe bei einem der Bauamtsmitarbeiter angesiedelt.

Stephanie Jakober