An Bibern mangelt es in der Region Geisingen nicht, ganz im Gegenteil: Es gibt kaum einen Bach oder ein größeres Gewässer, in dem kein Exemplar des Nagetiers zuhause ist. Kleine Dämme finden sich so derzeit an einigen Stellen in den Gewässern, gefällte Bäume sind aber rar.

Maisfelder sind ein gefundenes Fressen

Den Sommer über bis in den Herbst ernährt sich der streng Geschützte von anderen Pflanzen, Gräser beispielsweise oder mit besonderer Vorliebe das Rosengewächs Mädesüß. Doch im Moment steht etwas anderes ganz oben auf der Speisekarte des Bibers: Mais.

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Der Anbau von Silomais hat in den letzten Jahren in der Region sehr stark zugenommen. Er dient einerseits als energiereiches Viehfutter. Dazu wird das Getreide gehäckselt, die Körner werden gequetscht und anschließend in einem Silo eingelagert. Mittels der sogenannten Milchsäuregärung ergibt sich daraus ein Viehfutter mit hohem Nährwert.

Gleichzeitig kann Mais auch zur regenerativen Energiegewinnung genutzt werden, denn der Kolben speichert weit mehr Energie als die Rinde von Weiden oder Pappeln. Deshalb landet das Getreide massenweise in Biogasanlagen, der Maisanbau auf der Baar ist geradezu explodiert und hat auch in der Region Geisingen sehr stark zugenommen. Zur nächsten Biogasanlage transportieren die Landwirte ihr Getreide teilweise 20 Kilometer und weiter. Mais hat viel Energie.

Alles findet eine Verwendung

Dass der Verzehr von Mais viel Energie liefert, hat auch der schlaue Biber inzwischen bemerkt und bedient sich ganz einfach in den Feldern der Landwirte. Seine Spuren sind unverkennbar, immer wieder verliert er einen Maisstängel, den er im Feld unten abknabbert, um anschließend den gesamten Halm mitzunehmen. Die Kolben verspeist er als Delikatesse, Stängel samt Blättern nutzt er als Baumaterial für seine Dämme, indem er sie mit Ästen von der Bachbepflanzung kombiniert.

Mais ist nicht nur eine sehr energiereiche und schmackhafte Nahrung, sondern eignet sich für den Biber, nachdem der Kolben gefressen ...
Mais ist nicht nur eine sehr energiereiche und schmackhafte Nahrung, sondern eignet sich für den Biber, nachdem der Kolben gefressen ist, auch als Baumaterial für seine Dämme. In der Aitrach finden sich gleich mehrere solcher Gebilde. | Bild: Felix Heyder (dpa)

Entlang der Aitrach hat das Nagetier gute Karten, denn dort gibt es mehrere Maisäcker, zwischen Kirchen-Hausen und Aulfingen beispielsweise. Dieses Feld ist allerdings durch einen Stromzaun abgeriegelt, der dem Biber den Weg versperren soll.

Anders sieht es zwischen dem Bürogebäude der Firma Elsäßer in Kirchen-Hausen und der Einmündung der Aitrach in die Donau aus. Dort finden sich immer wieder Spuren im Gras, die drauf hindeuten, dass der Biber wohl jede Nacht vom Bach in den Maisacker läuft und sich dort bedient.

Biber setzt Wiese unter Wasser

So gibt es in der Aitrach auch mehrere kleine Dämme, gebaut aus Maisstängeln und Holz. Schon seit einigen Jahren treibt ein einzelner Biber oder vielleicht sogar eine ganze Familie beim Weiherhof der Familie Hall in Leipferdingen sein „Unwesen“. Der aufgestaute Bach setzt dabei ganze Wiesen unter Wasser.

Im Spätherbst wird der Nager dann wieder stärker aktiv und fällt reihenweise Sträucher und Bäume entlang der Bäche – sei es die Donau, der Donaualtarm, die Aitrach oder auch Seitenbäche wie in Leipferdingen, Mühlenbach oder im Gebiet der Weiherwiesen.

Er wagt sich sogar an die Riesen

Im Winter, wenn es kein Gras und erst recht keinen Mais mehr gibt, macht sich der Nager vermehrt an Bäumen zu schaffen. Sogar Pappeln mit einem Stammdurchmesser von 60 bis 70 Zentimetern und mehr nagt er an. Tatsächlich gefällt hat er von diesen Riesen bisher wenige, aber sie sterben meist ab, sobald die Rinde rundum abgefressen ist.