Wer von der Innenstadt zu Fuß in die Siedlung möchte, der nimmt den großen hölzernen Steg, der den Weg über die Brigach spannt. In Anlehnung an seine verbindende Funktion in dieses Gebiet, ist das Bauwerk auch als Siedlersteg bekannt. Und dem geht es nicht gut.

Schon geraume Zeit ist er Thema bei der Donaueschinger Stadtverwaltung. Der Steg ist in die Jahre gekommen und das hat entsprechende Folgen: An den wichtigen hölzernen Knotenverbindungen fault das Holz. Kein Zustand, der lange so erhalten bleiben kann.

Bei genauem Hinsehen wird das Problem deutlich: Das Holz ist an diesem Knotenpunkt bereits verfault und morsch.
Bei genauem Hinsehen wird das Problem deutlich: Das Holz ist an diesem Knotenpunkt bereits verfault und morsch. | Bild: Simon, Guy

Deshalb wird der Siedlersteg aktuell wieder auf Vordermann gebracht. Wer dieser Tage an ihm vorbei- oder über ihn hinweggeht, der kann deutlich erkennen, dass hier gearbeitet wird. Eine Art Ladebühne ist vor Ort und vor allem: Der Steg hat zwei Beine bekommen: „Wir haben vereinfachte Stützen aus Holz an zwei Stellen angebracht“, erklärt Stefan Fürst von der Holzkompetenz GmbH in Hüfingen. Das Unternehmen und der Statiker Reiner Maderholz aus Aufen stemmen das Projekt für die Stadt. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Steg wird in die Luft gehoben

Denn damit die hölzernen Stützen überhaupt angebracht werden konnten, musste der Steg angehoben werden. Mit sechs Tonnen pro Stütze wurde das Bauwerk nach oben gedrückt, das jedoch nur um etwas weniger als zwei Zentimeter, erklärt Fürst. Danach müssen die faulenden Knotenbereiche ausgetauscht werden. Sie sollen durch Stahlteile ersetzt werden.

Mit sechs Tonnen wird der Steg an zwei verschiedenen Stellen leicht angehoben, um die hölzernen Stützen anzubringen.
Mit sechs Tonnen wird der Steg an zwei verschiedenen Stellen leicht angehoben, um die hölzernen Stützen anzubringen. | Bild: Simon, Guy

Was in der Lösung logisch und gut umsetzbar klingt, war im Vorfeld jedoch gänzlich anders. Bevor diese Variante der Stadtverwaltung vorgeschlagen wurde, liefen drei Ausschreibungen für die Sanierung des hölzernen Stegs ins Leere. Kein Handwerker wollte sich dem Projekt annehmen. Ein Neubau, mit allen modernen Anpassungen, die notwendig geworden wären, würde sich im Bereich von etwa neun Millionen Euro abspielen, die Sanierung etwa bei 1,4 Millionen Euro. Mit einer Menge an Aufwand.

Blick auf den Siedlersteg im Mai. Grün zu erkennen sind die von der Fäule betroffenen Knotenpunkte, die jetzt ausgebessert werden.
Blick auf den Siedlersteg im Mai. Grün zu erkennen sind die von der Fäule betroffenen Knotenpunkte, die jetzt ausgebessert werden. | Bild: Roger Müller

Jetzt bewegt man sich im Bereich von etwa 100.000 Euro. Ein wahrer Glücksfall für die Stadt. Hätte vorher eine regelrechte Stahlkonstruktion unter der Brücke entstehen müssen, um das Bauwerk zu sichern, funktioniert das jetzt über die Holz-Stützen, die auf Beton-Sockeln in der Brigach fußen.

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Ein kleiner Wermutstropfen

Die Arbeiten sind nicht nur günstiger und unkomplizierter, sie gehen auch schneller. Obwohl es dann doch einen kleinen Wermutstropfen gibt. Die Stahlteile, als Ersatz für die faulenden Knotenpunkte gedacht, scheinen nicht zu passen und müssen neu gemacht werden: „Das sind Abweichungen, von denen keiner wusste“, erklärt Stefan Fürst. Man habe die Planung von damals, dennoch gebe es eine zu große Abweichung.

Ein Teil des Siedlersteg-Weges ist abgesperrt, hier wird an den faulenden Knotenpunkten gearbeitet.
Ein Teil des Siedlersteg-Weges ist abgesperrt, hier wird an den faulenden Knotenpunkten gearbeitet. | Bild: Simon, Guy

„Die bestehenden Teile werden abgeschnitten, das Stahlteil kommt an die Stelle und wird an das gesunde Holz angeschlossen. Ohne die Stütze würden sie aber aktuell nicht greifen“, so Fürst weiter. Ein Vermesser sei vor Ort gewesen, um alles zu dokumentieren, „in zwei Wochen machen wir dann die neuen Teile rein.“

Im September soll alles soweit sein

Bis dann alles komplett fertig ist, rechnet Fürst mit rund vier Wochen: „Im September sind wir fertig.“ Trotz kleiner Überraschung ist das Projekt immer noch praktikabel unterwegs. „Was allerdings schade ist: Wir waren eigentlich schon im Endspurt und wollten alles diese Woche fertigmachen“, sagt Fürst.

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Das Hüfinger Unternehmen ist vor Ort mit sechs bis sieben Mitarbeitern im Einsatz. Seine Expertise kommt nicht nur beim Siedlersteg zum Einsatz, die Hüfinger sind regelmäßig im Europa Park in Rust im Einsatz, wo sie an komplizierten Holzkonstruktionen tüfteln, die in den Attraktionen des Parks zum Einsatz kommen. So etwa das Schiff „Santa Maria“, im Themenbereich Portugal.

Warum fault das Bauwerk?

Für den Siedlersteg bedeutet der Einsatz die Rettung nach einer langen Phase der Unsicherheit, wie es mit der Konstruktion weitergehen wird. Wie es dazu kommt, dass der Siedlersteg fault? Stefan Fürst vermutet, dass es mit dem fließenden Gewässer darunter zusammenhängt: „Der faule Bereich liegt auf jener Seite, von der die Brigach hindurchströmt.“