Mit der Dreifach-Prädikadisierung als Sole-Heilbad, Heilklimatischer Kurort und Kneipp-Kurort hat Bad Dürrheim durch seine Gesundheitslandschaft eine herausragendes Alleinstellungsmerkmal. Die Stadt ist weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Einen bedeutenden Anteil daran haben die acht in Bad Dürrheim angesiedelten Reha-Kliniken. Sie stellen in Summe den größten Anteil an Arbeitgebern und sind die größten Beherbergungsbetriebe in der Stadt mit den meisten Betten. Die Kliniken stellen den größten Anteil an den Übernachtungszahlen Bad Dürrheims.
Der SÜDKURIER stellt in einer losen Serie anhand von acht Fragen die Kliniken vor. Heute: die Luisenklink.

- .Welche Fachrichtung hat die Luisenklink?
Bei der Luisenklink handelt es sich um eine Fach- und Rehabilitationsklinik für psychische und psychosomatische Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Die Besonderheit daran ist, dass Kinder und Erwachsene auf dem gleichen Gelände betreut und gelegentlich sogar Eltern mit ihren Kindern behandelt werden.
- .Wie entstand die Klinik und was hat sich im Laufe der Zeit verändert?
Eröffnet wurde die Klinik im Jahr 1991 von Rolf Wahl. „Mein Vater wollte schon immer etwas für Kinder und Jugendliche tun. Damals stand daher die Rehabilitation im Vordergrund“, erzählt der Vorstandsvorsitzende Sven Wahl. Zehn Jahre später sei dann die Kinder- und Jugendpsychiatrie dazugekommen, obwohl damals die allgemeine Meinung bestand, es gäbe keine psychisch kranken Kinder. Dass die Luisenklinik damals in Bad Dürrheim ansässig wurde, sei aber Zufall gewesen.
„Das hat sich leider nicht bewahrheitet. Wir mussten regelmäßig unsere Kapazität aufstocken, haben trotzdem eine kontinuierliche Vollbelegung sowie Wartelisten und der Trend nimmt eher zu als ab“, weiß Sven Wahl zu berichten.
Verändert habe sich insbesondere die Bürokratie. „Durch die vielen vorgeschriebenen Dokumentationen geht Zeit verloren, in der wir uns besser den Patienten widmen sollten. Das ist ein zunehmendes Problem“, so Wahl weiter.
- .Wie viele Mitarbeiter sind in der Klinik beschäftigt und aus welchem Umkreis?
Die Luisenklink ist mit ihren 311 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in Bad Dürrheim. Der Großteil der Mitarbeiter kommt aus dem näheren Umkreis.
- .Wie macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar?
„Wir haben keine akute Not, doch die Besetzung von freigewordenen Stellen ist deutlich aufwendiger als früher“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
Einen großen Vorteil, den die Luisenklinik in Bezug auf Fachkräfte habe, sei die eigene staatlich anerkannte Ausbildungsstätte für psychologische Psychotherapeuten. „Wir haben hier alles vor Ort: die Klinik, die Patienten und die Ausbilder. Und im optimalen Fall bleiben die Psychotherapeuten nach ihrer Ausbildung hier bei uns“, berichtet der ärztliche Direktor Norbert Grulke. Mit Stolz betont er, dass die Qualität der Ausbildung an der Luisenklinik außerordentlich hoch sei, was er durch seine Tätigkeit als Prüfer bei anderen Instituten gut einschätzen könne.
- .Welche Fortbildungsangebote und Arbeitszeitmodelle bietet die Klinik?
Die Luisenklinik bildet ihre Mitarbeiter strukturiert und beständig fort. Schulungen können auch auf Zuruf und nach entsprechender Notwendigkeit angesetzt werden. Bezüglich der Arbeitszeitmodelle spricht Sven Wahl von einer großen Vielfalt. „Alle wollen am liebsten vormittags arbeiten und am Freitag freihaben. Da unsere Patienten aber rund um die Uhr hier sind, muss man schauen, wie sich das vereinbaren lässt.“
Zu beobachten sei aber, dass die Medizin immer weiblicher werde. Schon heute schätzt Wahl den Frauenanteil auf 70 Prozent. Deshalb hat die Klinik im Jahr 2010 eine eigene Kinderkrippe für ein bis dreijährige Kinder ihrer Mitarbeiter eröffnet, die auch sehr gut angenommen werde.
- .Wie viele Patienten hat die Klinik pro Jahr und aus welchem Einzugsgebiet?
Pro Jahr betreut die Luisenklinik stationär rund 2300 Patienten und ambulant nochmals um die 1000 Patienten. Während die Ambulanz eher regionalen Zulauf hat, finden die stationär aufgenommenen Patienten überregional zur Luisenklinik. Dabei müssen die Patienten deutschlandweit mit äußerst langen Wartezeiten rechnen. Vier Monate seien da die Regel. „Man mag kaum glauben, dass Deutschland trotzdem eines der bestversorgten Länder in Bezug auf die psychologische Betreuung ist. Für die Patienten ist das dennoch extrem unbefriedigend“, weiß Wahl. Nur leider sei daran nichts zu ändern.

- .Warum kommen diese Patienten nach Bad Dürrheim zur Luisenklinik?
„Psycho-Wellness gibt es noch keinen“, betont Sven Wahl mit einem Augenzwinkern. Aufgrund der zuvor beschriebenen langen Wartezeiten würden viele Betroffene die Klinik nehmen, die als nächste einen freien Platz habe. Dennoch trage neben der Qualität der Betreuung auch die Lage einer Klinik dazu bei, dass Patienten sich wohl fühlen und Therapieerfolge zu verzeichnen seien. Hier habe die Luisenklinik durch die Nähe zum Wald, die parkähnliche Anlage und das wunderschöne Drumherum viel zu bieten.
Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie hat die Luisenklinik allerdings ein Alleinstellungsmerkmal, das oft den Ausschlag für Bad Dürrheim gebe: Auf ihrem Grundstück befindet sich eine öffentlich rechtliche Schule, in der die jungen Patienten in allen Schularten unterrichtet werden und auch ihren Abschluss machen können.
- .Wo sieht sich die Klinik in fünf Jahren, wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?
Die Luisenklinik ist in den vergangenen Jahren durchwegs gewachsen. Zwei neue Bettenhäuser wurden gebaut und trotzdem komme man immer wieder schnell an die Kapazitätsgrenzen. „Deshalb überlegen wir stets, wo wir Erweiterungsmöglichkeiten haben.“ Deshalb ist schon lange eine weitere Erweiterung angedacht. „Das Haus Hohenbaden wäre eine solche Möglichkeit, die sich optimal in unser Klinikgelände einfügen würde. Deshalb sind wir im Gespräch mit dem Insolvenzverwalter. Man wird sehen“, meint Wahl.
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