Vielerorts in der Region sind sie zu sehen: Große Flächen mit vielen Wuchshüllen für die jungen Bäume. Jüngst wurden sie auch im Tengener Gemeinderat zu Thema. Tengens Co-Förster Tim Fuchs, der seine ersten Dienstjahre im Hegau leistet, erläuterte dort die Vor- und die Nachteile dieser Schutzmöglichkeit.

Plastikhüllen schützen junge Bäume

Beim anschließenden Termin mit dem SÜKURIER zeigt er dies an einer Fläche in der Nähe des Haslacherhofs bei Tengen. Diese Fläche habe der Borkenkäfer und der Sturm heimgesucht. Nun werde sie wieder aufgeforstet. „Wir setzen vermehrt klimatolerante Baumarten ein“, so Fuchs. Damit meint er je nach Standort etwa Eiche, Douglasie, Esskastanie, Roteiche oder Spitzahorn, wie er auf Nachfrage erläutert.

Die Hoffnung beruhe darauf, dass diese Baumarten die zunehmende Wärme im Hegau und in anderen Regionen besser wegstecken. Ziel seien klimastabile Mischbestände für die Zukunft. Würden trockenheitstolerantere Baumarten gezielt ergänzend eingebracht, streue dies das Risiko.

Die wärmeliebenden Baumarten seien vermehrt gefährdet, vom Frost geschädigt zu werden. „In den Wuchshüllen gibt es aber ein eigenes Innenklima“, betont der Förster, der in Freiburg studiert hat. Vergleichbar mit einem kleinen Gewächshaus. Dadurch werde der Anwuchserfolg erhöht. Zudem seien die Plastikhüllen Verbiss- und Fegeschutz.

Entsorgung ist ein Problem

Der größte Nachteil sei dabei die Entsorgung. Schon die Anbringung sei teuer, berichtet der aus Untermettingen in der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf im Kreis Waldshut-Tiengen stammende Förster. Bereits beim Anbringen sei zu bedenken, dass man das Plastik nach etwa fünf Jahren wieder entsorgen muss.

Beim Stadtwald werde beim Aufstellen die exakte Zahl der Hüllen verbucht – und nach gegebener Zeit würden sie abgebaut und entsorgt. „Im aus lauter kleinen Flurstücken bestehenden Privatwald haben wir diesen Überblick nicht“, so der Förster. Beim Privatwald könne es aber auch zu anderen Problemen kommen. Zum Beispiel dann, wenn das Waldstück weiter vererbt wurde – und der Erbe unter Umständen gar nichts von zu entsorgenden Wuchshüllen wisse.

Mikroplastik gefährdet Ökosystem

„Privatwaldbesitzer haben dann schnell mehrere PKW-Anhänger voller Plastik zum Entsorgen“, so Fuchs. Denn befreie man den Wald nicht von den alten Wuchshüllen, gefährde der Kunststoff die Umwelt. „Langsam aber stetig zerfallen die Kunststoff-Wuchshüllen, werden zu Mikroplastik und dringen in das Ökosystem ein. Dies kann nicht gut sein für den Wald“, fasst der Förster zusammen.

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Die langfristigen Auswirkungen für das Ökosystem Wald seien bislang unklar. Daher gehe die dringende Bitte an alle Privatwaldbesitzer, die Wuchshüllen zu entsorgen, wenn sie ihren Dienst getan haben. Für die Zukunft hat Fuchs eine gute Nachricht: Derzeit entwickeln verschiedene Firmen neue Varianten solcher Wuchshüllen, die rückstandslos verrotten. Ab wann diese zu erschwinglichen Preisen produziert werden können, weiß der Förster noch nicht.

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